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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Antibiotikaresistente Keime und die Risiken

Baden in Frankfurter Gewässern? Keim-Vergnügen!

Es gibt gute Gründe, warum das Baden in Frankfurts Gewässern nicht ratsam ist, vor allen Dingen für Menschen mit Krankheiten und Wunden: Das Gesundheitsamt hat nun auch antibiotikaresistente Keime nachweisen können.
Salmonellen, Fäkal-Streptokokken, Escherichia Coli-Bakterien – die Liste der in den Frankfurter Gewässern wie Kalbach, Nidda oder Main gefundenen Keime ist lang. Seit 1987 kontrolliert das Gesundheitsamt die Gewässer vierteljährlich auf ihre Güte. Es werden Proben genommen und auf Verunreinigungen durch Keime hin untersucht. Hierbei zeigt sich, ob die Bäche, Wasserläufe oder Weiher sich zum Baden eignen und ob mit deren Wasser Felder oder Sportstätten bewässert werden können. „Bei den aktuellen Ergebnissen zeigt sich ein Trend zu hygienischen Verbesserungen“ sagt Ursel Heudorf, die stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes Frankfurt. Fürs Baden und Schwimmen seien die Gewässer jedoch nicht freigegeben. Gemeinhin reiche es bei gesunden Menschen nach dem Kontakt mit den öffentlichen Gewässern sich mit Leitungswasser die Hände zu waschen. Viel besorgniserregender aber sind die neusten Funde von antibiotikaresistenten Keimen in vielen Frankfurter Gewässern.

Ein Ertrinkunfall und seine Folgen
Erstmals darauf untersucht wurde der Eschbach in Folge eines fast ertrunkenen Mannes. Der 69-jährige Mann war Ende März 2017 in den Eschbach gefallen. Nachdem man ihm in einem Krankenhaus in Offenbach Blätter- und Schlammreste aus seinen Lungen entfernt hatte, wurde er zur weiteren Behandlung in die Uniklinik Frankfurt verlegt. Der Mann verstarb infolge des Unfalls und man stellte bei ihm den Erreger Klebsiella pneumoniae fest, einen Keim, der auf Antibiotikabehandlungen nicht anspricht. In der Uniklinik wurden auch Wochen später noch dann bei insgesamt fünf Personen ebenjenes Bakterium gefunden, drei betroffene Personen starben, jedoch angeblich infolge schon bestehender Krankheiten. Vermutlich war der Keim vom ertrunkenen Patienten auf andere übergegangen. Zwischenzeitlich war die Intensivstation gesperrt worden. Infolge dieses Vorfalls wurden sämtliche Oberflächengewässer der Stadt nochmal auf resistente Erreger analysiert. Dennoch konnte im Eschbach genau der beim Patienten gefundene Erreger Klebsiella pneumoniae nicht gefunden werden, was eine Aufnahme des Erregers durch das Gewässer aber nicht ausschließt.

Wenn das Wundermittel nicht mehr hilft
„Beim Thema Antibiotikaresistenz dreht es sich um Leben und Tod“, sagt Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Grüne). Mögen manche Keime gesunde Menschen besiedeln, ohne dass ihnen ein Schaden entsteht, so sind genau diese Keime eine Bedrohung für Patienten mit Kathetern, mit Wunden und Infektionen oder auch einem geschwächten Immunsystem. Die Spezialwaffe: ein Antibiotikum kann dann oft nichts mehr ausrichten, was für den Patienten verheerende Folgen hat.

Doch wie kommt es zu Keimen, gegen die Antibiotika nicht ankommen? „Gerade in einer Grippezeit wie jetzt ist es sinnvoll, über die grundsätzliche Gabe von Antibiotika zu sprechen“, so Majer. 80 Prozent aller Atemwegsinfekte hätten eine virale Ursache, da sei ein Antibiotikum nicht wirksam. Oft genug werde es dennoch verschrieben. Auch 70 Prozent aller Patienten mit Blasenentzündung bräuchten gar kein Antibiotikum. Durch diese übermäßige Einnahme, Untersuchungen zeigten, dass das in 30 Prozent der Fälle so sei, drohe das Schwert der Medizin auf Dauer stumpf zu werden, so Majer. Das sei keineswegs nur ein Frankfurter Thema. Allgemein seien bei den Wasserproben neben all den Keimen auch Antibiotikaspuren gemessen worden. Diese gelangten auch über Kläranlagen in die Gewässer, wobei zu überlegen wäre, ob man die Kläranlagen nicht nachrüsten könne, was kostspielig sei. Aber auch die Massentierhaltung stelle ein Problem dar. Die Tiere würden im großen Stil mit Medikamenten vollgepumpt, all das gelange dann auch in die Nahrungskette des Menschen. Zudem werde in der Landwirtschaft auch mit Tierfäkalien gedüngt. „2013 wurden in Deutschland 1452 Tonnen Antibiotika in der Tiermast eingesetzt, immerhin 15 Prozent weniger als noch im Jahr 2011. Damit nimmt Deutschland im europäischen Vergleich eine Spitzenposition ein, nur Zypern und Italien verwenden mehr Antibiotika.“

Was ist zu tun?
Langfristig wird auch zu untersuchen sein, in wie fern eine Keimbelastung in Krankenhäusern durch anders gestaltete sanitäre Anlagen verhindert werden könnte. Außerdem hätten Studien gezeigt, dass bei Klinikabwässern eine deutlich höhere Dichte von Bakterien nachweisbar sei, so Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn.
 
15. März 2018, 13.42 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
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