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Foto: ptrk9000
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Ptrk9000s Kolumne

Viel Spaß in euren neuen Apartments!

So eine Woche mit Feiertag will, der Name sagt es ja, gefeiert werden. Unser Kolumnist hat dies beim Gudes getan, war bei der Tagtanzdemo und natürlich auch im Dreikönigskeller. Wie es so war, das lest Ihr hier,
Das ist er nun endlich, der Sommer! Ist ja alles schön und gut, wenn nur die Wärme nicht wäre. Aber irgendwas ist ja auch immer, ne. Gut hierbei ist allerdings, dass es dadurch ungemein sinnvoll erscheint, am frühen Mittwochabend schon mal vorm Gudes - Kiosk im Nordend (Ja, das Wort geht mir immer noch nicht so leicht ab.) ein paar Kaltgetränke zu kippen. So haben wir das dann auch veranstaltet, um dann später gepflegt vorm Feinstaub zu versacken. Manchmal ist auch nicht mehr erforderlich, um den Abend schön zu machen. Manchmal wollen manche dann immer noch woanders hin, obwohl es doch gerade gut ist, da, wo man ist. Muss auch nicht immer so gemacht werden, sage ich mal so, aus Erfahrung.

Am Freitag war ich ein bißchen beschäftigt, deshalb komme ich direkt zum Samstag, der unaufgeregt auf dem Konstimarkt mit einem Bratkartoffelfrühstück begann. Dann ging es weiter zum Roßmarkt, bzw zum Rathenauplatz, denn dort startete die Tagtanzdemo, initiiert vom SIKS, der Stadteilinitialtive Koblenzer Straße, die ja bekanntermaßen seit 12 Jahren in der Koblenzer Straße ansässig ist, und zwar dort nämlich im Knobbe. Doch das wird leider nur noch bis Ende des Jahres so sein, denn man hat der Initiative die Räumlichkeiten gekündigt, wohl, damit dort funkelnde Apartments für irgendwelche Bank- und Typo3 - Yuppies entstehen, weil ja im Gallus die Strukturen so schön organisch gewachsen sind. Manchmal wäre halt so eine RAF 1.0 nicht schlecht. Aber das sind nur Gedanken. Wenn überall Freiräume weggenommen werden, um die Menschen vom Roboten, vom staatlich verordneten Funktionieren und vom Nachdenken und Entwickeln eigener Denkmodelle zu entkoppeln, wird es irgendwann knallen. Einige haben jetzt schon die Fresse voll. Die, die sich mit ihrem Nine-to-Five - Job und ihrer Konsumentenmentalität arrangiert haben, denen ist das natürlich egal. Die stellen sich auch mit einer Flasche 3 Euro Wein auf den Friedberger Platz und verschenken am Valentinstag aus Gewissensgründen Fair Trade - Rosen aus Afrika. Makellose Fassade verbirgt den fehlenden Charakter. Aber ganz ehrlich: Serien, Shopping und Facebook sind keine Hobbys, ihr Deppen! Ich schweife ab, aber das irgendwie gefühlt auch zu Recht: Frankfurt modelt sich immer mehr zu einer Stadt für funktionierende Steuerzahler, deren Geld dann gerne für sinnlose Sportveranstaltungen oder Brot- und Spieleevents am Main verwandt wird, um gleichzeitig zum Wohle aller die halbe Stadt lahmzulegen, während man anderorts draussen nach 22 Uhr nicht mal mehr laut lachen darf, weil sich sich irgendwelche Wegwerf-Yuppies gestört fühlen. Man könnte jetzt sagen, das eine hat mit dem Anderen nichts zu tun, aber unterm Strich geht es um die Lebensqualität und Spaß, und nicht darum, funktionierende Menschen dosiert zu unterhalten. Die schauen eh Serien im Internet.

Gut, zurück zur Demo: Da hat sich nun, nachdem von der SIKS noch einige bewegende Worte zur Situation gesprochen wurden, ein Zug, der ein bißchen an die zweite oder dritte Loveparade erinnert haben mag, durch die Frankfurter Innenstadt bewegt, um dann am Ende auf dem Opernplatz eine schöne Party zu Feiern. Tanzen gegen Gentrifizierung und dem Eliminieren von Freiräumen, eine tolle Sache. Für die Tanzbarkeit sorgten die zahlreichen Soundsystemwagen, die, ausgestattet mit einer zum Teil höchst clubtauglichen PA, mit einer Musikmischung aus Elektro, Techno und Elektrofunk, aber auch Nineties - Trash. Diese Mischung sorgte natürlich für eine gute Stimmung, die fröhlich von einer hohen Anzahl feierbereiter Buntmenschen betanzt wurde. Da war ein ganz schöner Alarm in der Innenstadt, ich hatte mich schon gefragt: Wow, wo kommen die alle plötzlich her? Für die vielen Touristen war die Demo natürlich auch eine lustige Sache, da wurden allerortens die Smartphones gezückt, gegrinst und auch mit den Demonstranten gesprochen, die dann meist von den Auswärtigen mit Worten und Gesten in ihrem Tun bestärkt wurden. Ändern wird es erstmal nichts, aber das Zeichen, dass man damit nicht einverstanden ist, ich glaube, das wurde deutlich gesetzt. Im Übrigen war auch eine ordentlich hohe Polizeipräsenz zu verzeichnen, ich fragte mich, wenn die doch schon Lautsprecher auf dem Dach haben, warum stellen die nicht ebenfalls ein kleines Soundsystem. Vielleicht mit den schönsten Weisen aus dem hiesigen Polizeiorchester? Gut, es war ja kein Fußballspiel, da waren ja wahrscheinlich genug Polizisten verfügbar, die sicherlich bei der Veranstaltung mehr Spaß und weniger Stress hatten, als nach einem Fußballspiel auf besoffene Idioten aufzupassen. Den neuen Nachbarn im Gallus wünsche auch ich an dieser Stelle viel Spaß in ihren neuen Apartments, ne!

Hinterher, auch ein bißchen nachdenklich vielleicht, bin ich dann über die Alte Brücke zurück in den Elfenbeinturm getapert, denn für den Abend musste ich noch die Platten sortieren. Ok, vielleicht war ich zwischendurch noch in Masala House in der Allerheiligenstraße ein Tellerchen indischer Veganleckereien essen, aber das Demonstrieren macht eben auch hungrig, vom Nachdenken mal ganz zu schweigen.

Am Abend ging es dann, nach erfolgreicher Plattenzusammenstellung, und ja, ich passe die Plattenauswahl immer dem entsprechenden Abend an, zum Niko in den den Dreikönigskeller, wo Doris Night, bekannt aus der Raumstation in Rödelheim, ebenfalls nach der Tagtanzdemo, mit mir zusammen das kleine Kellcherchen mit Sixties, Swing und anderem alten Gelump fröhlich beschallte. So ging dann irgendwann auch dieser Samstag würdevoll zur Neige, auch in dem Bewusstsein, dass man unbedingt seine Freiräume braucht und sich diese nicht wegnehmen lassen sollte.

Geht raus, die Nacht ist schön!
 
19. Juni 2017, 10.15 Uhr
Patrick Neuntausend
 
 
Fotogalerie:
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