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Foto: Ruth Perk
Foto: Ruth Perk

UN-Preis für biologische Vielfalt

Eine blühende und lebendig summende Stadtoase

Der Verein Bienen-Baum-Gut e.V. erhielt am vergangenen Freitag den UN-Preis für biologische Vielfalt für sein Projekt „Ein Bienenbaum-Wipfelpfad im Herzen Frankfurts“. Hier leben Bienen noch so, wie sie es auch in der Natur tun würden – und der Mensch schaut zu und lernt.
Direkt am Ostbahnhof, ringsherum von Straßen umgeben, befindet sich auf dem Danziger Platz der Neue Garten Frankfurt. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Vereins Bienen-Baum-Gut haben hier, inmitten von Beton und Asphalt, eine grüne Oase geschaffen, bestehend aus Bäumen, zahlreichen Beeten mit Nutz- und Zierpflanzen sowie dem Bienenbaum-Wipfelpfad, der am vergangenen Freitag, den 7. Juni, den Preis für Biologische Vielfalt der UN-Dekade erhielt.

Vielfalt bewahren – auf ökologischer und sozialer Ebene

Im Rahmen der Preisverleihung erhielt der Verein den „Vielfalts-Baum“ als Trophäe, der symbolisch für die bunte Vielfalt und einzigartige Schönheit der Natur steht. Zwei Jahre lang darf Bienen-Baum-Gut nun den Titel „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ für das Projekt Bienenbaum-Wipfelpfad nutzen, danach muss ein Folgeantrag gestellt werden. Martina Feldmayer (Bündnis 90/ Die Grünen), Landtagsabgeordnete und Sprecherin für Umwelt- und Klimapolitik, überreichte den Preis an die Vereinsvorsitzenden Cher Haurová (erste Vorsitzende) und Corina Haurová (zweite Vorsitzende). Die beiden Frauen errichteten 2017 gemeinsam mit weiteren helfenden Händen Deutschlands ersten Bienenbaum-Wipfelpfad auf dem Danziger Platz. Hier können Bienen in sogenannten Klotzbeuten leben. Klotzbeuten sind hohle Baumstämme, das natürliche Zuhause der Bienen.

Feldmayer lobte die handwerkliche Arbeit der Vereinsmitglieder ebenso wie ihre gedanklichen Bemühungen: „Man sieht, dass ihr euch viele Gedanken gemacht habt, wie man das Projekt Frankfurter Garten gelungen umsetzen kann. Es soll gleichermaßen für Bäume, Bienen und Menschen gut sein.“ Das Motto „Vielfalt bewahren“ sei hier auch auf einer sozialen Ebene umgesetzt worden: „An diesem Treffpunkt werden alle Menschen so willkommen geheißen, wie sie sind“, stellte Feldmayer fest. Corina Haurová sagte: „Der Neue Garten Frankfurt soll ein Ort der Begegnung und des Austauschs sein. Wir brauchen noch Leute, die Lust haben, sich hier mit verschiedenen Fähigkeiten und Interessen einzubringen, und so dazu beitragen, dass der Frankfurter Garten weiter bestehen kann. Gemeinsam schaffen wir ein Refugium und wollen der Artenvielfalt Raum und einen Schutzort bieten.“ Verschiedene Pflanzenbeete, für die weitere Interessierte noch Partnerschaften übernehmen können, Bienenstöcke, eine Dachterrasse, eine Jurte sowie weitere Sitzmöglichkeiten im Freien sind bereits vorhanden. Gelegentlich gibt es im Frankfurter Garten auch musikalische Auftritte oder künstlerische Beiträge. Weitere Gestaltungsideen sind willkommen.

„Sich mit der Biene zu befassen, bringt uns Menschen auf das richtige Maß zurück“

Für seinen Bienenbaum-Wipfelpfad hat der Verein eine alte hohle Eiche vom Grünflächenamt gespendet bekommen. Als sich Bienen hierin selbständig einnisteten, war das für die Vereinsmitglieder ein phänomenales Ereignis. Corina Haurovás Wunsch wäre, dass sich die natürliche Bienenhaltung in Klotzbeuten weiter verbreiten würde: „Ein Frankfurt voller Klotzbeute, das wäre schön.“ Die Klotzbeuten im Frankfurter Garten sind mit auffälligen Holzschnitzen verziert. „Das erzeugt Aufmerksamkeit und das ist wichtig“, so Haurová.

Ihr Wissen über Bienen und Natur vermitteln die Vereinsmitglieder gerne an Interessierte. So auch Ruth Perk, die sich als Imkerin um mehrere Bienenvölker im Frankfurter Garten kümmert. Von 2016 bis 2017 absolvierte sie einen Demeter-orientierten Imkerkurs. Dabei kam der Wunsch in ihr auf, ein eigenes Bienenvolk zu haben. „Wer sich mit der Biene auseinandersetzt, bekommt ein viel besseres Verständnis für die Zusammenhänge der Natur“, erklärt Perk. Landschaften nehme sie heute deshalb ganz anders wahr als noch vor einigen Jahren. „Ich habe wirklich große Hochachtung vor der Biene. Ein fleißiges Weibchen bestäubt pro Tag bis zu 4 000 Blüten – diese Arbeit muss man sich einmal vorstellen.“ Trotz der emsigen Arbeit scheint der Ertrag einer Biene innerhalb ihres knapp fünf Wochen langen Lebens in Gegenüberstellung zum Honigkonsum eines Menschen gering: „Eine Biene produziert in ihrem gesamten Leben etwa ein Zwölftel von einem Honiglöffel“, so Perk. „Uns das vor Augen zu führen, bringt uns als Mensch wieder auf das richtige Maß zurück und lässt uns vor Mutter Natur staunen. – Eigentlich müsste Honig unbezahlbar sein.“

Allgemein sei es notwendig, dass Menschen sich mehr mit Insekten beschäftigen würden. „Wir Menschen haben die Rolle von Insekten im ökologischen Kreislauf noch nicht genug verstanden“, so Perk. Über die Rolle der Biene wisse man jedoch: Von der Bestäubung seien etwa 70 Prozent der im Supermarkt ausliegenden Waren abhängig. „Wir sind eindeutig angewiesen auf die kleinen Tiere.“ Im Frankfurter Garten gelte Bienenfreundlichkeit daher als oberste Maxime: Im Gegensatz zur Bienenhaltung in der ökonomisch orientierten Honiggewinnung dürfen die Bienen hier ihren eigenen Honig essen und bekommen nicht stattdessen Zuckerwasser gefüttert. Perk entnimmt nur wenig vom wertvollen Tropfhonig. Auch die männlichen Bienen, die Drohnen, dürfen im Stock bleiben und werden nicht aus der Brut weggeschnitten. Perk beobachtet das Flugverhalten, führt Kontrollen im Stock sowie die notwendige Behandlung gegen die Varroamilbe durch. Ansonsten lässt sie die Bienen in Ruhe und öffnet den Stock möglichst selten. Hier darf die Biene eben noch Biene sein.
 
11. Juni 2019, 13.20 Uhr
Julia Heßler
 
 
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