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Foto: Sheera Plawner
Foto: Sheera Plawner

Nachhaltige Pelzproduktion im Bahnhofsviertel

Imagewandel für Pelz?

Allein der Begriff Pelz löst bei den meisten Menschen Unbehagen aus. Der Zentralverband des Deutschen Kürschnerhandwerks will das ändern: Das von ihm gegründete nachhaltige Label WePrefur zertifiziert Felle aus europäischer Jagd.
Pelz ist ein Thema, das empört: Der Ruf ist zurecht schlecht, Tiere werden extra für die Pelzproduktion gezüchtet und getötet. Tierschutzaktivisten kämpfen schon seit Jahren für ein Verbot dieses in der Modeindustrie beliebten Produkts. Einer hält jedoch dagegen – und er hat gute Gründe: Reinhard Bösch vom Zentralverband des Deutschen Kürschnerhandwerks hält den schlechten Ruf nur bedingt für gerechtfertigt. Den unter grausamen Bedingungen gewonnenen, aus China importierten Pelz lehnt er ab, seine Alternative nennt sich WePrefur. Vor zwei Jahren hat der Zentralverband des Deutschen Kürschnerhandwerks das Label ins Leben gerufen. WePrefur kennzeichnet Textilien, deren Felle aus europäischer Jagd stammen und die in deutschen Kürschnerbetrieben zu Pelzen verarbeitet wurden. Verwertet werden ausschließlich Felle von Tieren, die auf der sogenannten Liste der invasiven Arten stehen.

Unter invasiven Arten versteht man gebietsfremde Tiere, die sich ausbreiten und damit die biologische Vielfalt anderer Tier- und Pflanzenarten gefährden. Laut einer EU-Verordnung von 2017 sind Jäger verpflichtet, invasive Arten zu dezimieren. In Deutschland gehören dazu etwa Rotfüchse, Nutrias und Waschbären. „Allein in Deutschland werden 450 000 Rotfüchse, 150 000 Waschbären und 35 000 Marderhunde jährlich geschossen“, erklärt Bösch. „Während diese Tiere bisher einfach vergraben wurden, gibt es gleichzeitig Felle aus China auf dem Markt, die mit Schweröltankern über die halbe Welt gefahren werden. Da ist es doch nur naheliegend und sinnvoll, die heimischen Tiere, die sowieso geschossen werden, weiter zu verwerten.“

Pelz betrachtet er als Nebenprodukt der kontrollierten Jagd. Und auch der Aspekt der Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle. „Es gibt nichts nachhaltigeres als einen Persianermantel“, sagt der Kürschner. „Er ist das am längsten getragene Kleidungsstück im Winter.“ Für Bösch ist es nicht nachvollziehbar, wenn Menschen sich gegen Pelz echauffieren, sich aber alle zwei Jahre einen neuen Plastikmantel zu kaufen. Mit dem Label WePrefur wollen die deutschen Kürschner genau diesem Trend entgegenwirken. Aktuell sind circa 30 Kürschnerbetriebe in Deutschland mit dem Label WePrefur lizensiert, die Zahl steigt. Jährlich findet eine Kontrolle durch einen Sachverständigen statt, der die Einhaltung der Vorgaben überprüft. In Hessen ist Rolf Schulte, der eine Manufaktur in Frankfurter Bahnhofsviertel betreibt, bisher der einzige WePrefur-zertifizierte Händler. Er will zeigen, dass Pelzherstellung nicht zwingend mit Tierquälerei verbunden sein muss. Dass die Tiere, die sowieso geschossen werden müssen, ganzheitlich verarbeitet werden, erscheint sinnvoll.

Doch bedenkenlos wird das Thema dadurch nicht: Denn man muss sich fragen, ob dem Kunden beim Kauf der Unterschied deutlich genug wird. Wenn Pelz durch das Label WePrefur wieder gesellschaftsfähig wird, besteht dann die Gefahr, dass der Kunde sich an Pelz als Mode-Accessoire gewöhnt? Die Unterscheidung zwischen nachhaltigem Pelz aus Europa und dem unter grausamen Bedingungen hergestellten Pelz aus Billiglohnländern, muss deutlich erkennbar sein – und der Kunde gewillt, auf diesen Unterschied zu achten.
 
22. Januar 2019, 13.00 Uhr
Helen Schindler
 
 
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