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Foto: Nadine Stegeman
Foto: Nadine Stegeman

Live-Talk auf der Me Convention 2019

Diskussion zwischen Grünen-Chef und Daimler-Boss

Im Nachhaltigkeitsgespräch zwischen dem Grünen-Vorsitzenden Robert Habeck und Daimler-Chef Ola Källenius auf der Me Convention ging es um E-Autos, die CO2-Steuer und Fridays for Future. Beachtlicherweise herrschte in vielen Punkten Einigkeit.
Als Robert Habeck und Ola Källenius auf die Bühne laufen, wirken sie angespannt. Auch das Publikum hält den Atem an – bei einem einstündigen Gespräch über Nachhaltigkeit zwischen einem Grünen-Politiker und einem Automobilhersteller erwartet man einen Schlagabtausch, mindestens aber Reibungen. Dass der Daimler-Vorstandvorsitzende dem Grünen-Chef im Verlauf der Unterhaltung dann scherzhaft einen Job anbietet, zeigt jedoch, wie einig sich Politik und Automobilindustrie plötzlich sind. Denn auch Daimler hat Nachhaltigkeit mittlerweile zum Hauptthema ausgerufen.

Es habe sich „wirklich was verändert“, bestätigt Habeck dann auch. Doch er kritisiert, dass in der Vergangenheit eine „klare Richtungsentscheidung“ ausgeblieben sei, wegen der sich die Automobilindustrie jetzt trotzdem „hinter der Welle“ befinde. Nun müsse sie enorm viel an Aufwand und Kosten aufbringen, um nicht abgehängt zu werden. „Das hätte schlauer und schneller gelöst werden können“, findet der Grünen-Politiker.

Källenius, erst seit wenigen Monaten an der Spitze von Daimler, sieht das ganz anders: Schon 2015 habe man „den mentalen Hebel umgelegt“ und beschlossen, auf die Elektroschiene umzuspringen. Und auch in der Vergangenheit habe es mit dem eVito und dem elektrisch angetriebenen Smart Ansätze dazu gegeben, die allerdings auf dem Markt keinen Absatz gefunden hätten. Jetzt sei die Situation bei den Kunden eine andere, „das Thema ist da“.

Daimler stellte im Mai dieses Jahres das Programm „Ambition 2039“ vor. Danach sollen bis 2030 50 Prozent aller Mercedes-Autos elektrisch oder mit Hybrid-Plug-In fahren, bis 2039 sollen alle Neuwagen CO2-neutral werden. Allerdings könne das Unternehmen erst in etwa zehn Jahren ein erschwingliches Modell mit elektrischem Antrieb in der Preisklasse bis 15 000 Euro anbieten. Zurzeit gibt es Elektroautos nur im Luxussegment der Marke.

Habeck erwartet das Elektroauto für die Massen schon viel früher. Die Industrie und die Politik gingen von einer linearen Entwicklung aus, der Absatz verdopple sich aber jedes Jahr. Die Ziele von Mercedes seien daher zu weit weg, „alles wird sowieso deutlich schneller gehen“. Auch das 50 Prozent-Ziel des Konzerns hinterfragt er: Wenn 2030 50 Prozent der Käuferinnen und Käufer emissionsfreie Autos kauften, die leistungsfähig und erschwinglich seien, warum sollten die restlichen 50 Prozent noch Verbrennungsmotoren haben wollen?

Källenius bleibt zurückhaltend: Mercedes glaube, „dass sich die Märkte heterogen entwickeln werden“. In Asien oder Lateinamerika fehle es zum Beispiel noch an der nötigen Infrastruktur für flächendeckenden Elektroverkehr. Daher würden dort weiterhin Verbrennungsmotoren gefragt sein. Deutschland könne aber „ein Land sein mit überproportional vielen E-Autos“. Als Habeck nachhakt, will sich Källenius jedoch nicht festlegen und weist auf das Stadt-Land-Gefälle und die noch bevorstehende „gemeinsame Aufgabe zwischen Staat und Wirtschaft“ hin, die Infrastruktur auszubauen.

Dass die Politik jetzt geeignete Rahmenbedingungen schaffen muss, darin sind sich die Gesprächspartner einig. Auch eine CO2-Bepreisung befürworten beide. Während Habeck die CO2-Steuer bevorzugt, setzt Källenius jedoch auf Emissionszertifikate: „Idealerweise landen wir in einem System, in dem CO2 einen Preis hat, wo auch gehandelt werden kann.“ Habeck ist grundsätzlich auch dafür, hat aber Sorge, dass mehrere Jahre vergehen würden, bevor eine Wirkung eintrete. Eine Steuer dagegen könne schon ab 2020 greifen. Hier und im weiteren Verlauf hätte Habeck mehr Spitzen setzen können, lässt die Aussagen von Källenius aber stehen.

Als die beiden gegen Ende ihre persönliche Wunschvorstellung der Mobilität der Zukunft ausmalen sollen, beschreibt Habeck eine grüne Vision, in der „individuelle Mobilität als Freiheitsversprechen für möglichst viele Menschen gelebt wird.“ Ihm schwebt dabei ein um die Hälfte reduzierter Verkehr mit doppelter Nutzungsdauer vor, der vernetzt und für alle frei zugänglich sein wird. „Wir müssen in Mobilität denken und nicht in einzelnen Autos“, bekräftigt er. Das Auto werde sich dann vom Statussymbol zum Nutzungsprodukt wandeln.

Källenius ist zwar auch für mobile Freiheit, aber natürlich wirkt er mit der Idee besitzlosen Autos nicht einverstanden. Stattdessen wiederholt er bloß, sich „voll und ganz auf die Ausführung“ der Konzernziele konzentrieren zu wollen. Als er zum Schluss von Moderatorin Dunja Hayali auf die Fridays for Future-Bewegung angesprochen wird, antwortet er, persönlich noch nie darüber nachgedacht zu haben. „Vielleicht denke ich zu viel ans Geschäft.“
 
13. September 2019, 19.23 Uhr
lag
 
 
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