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Foto: Bernd Kammerer
Foto: Bernd Kammerer

Baumsterben und Niedrigwasser

Frankfurts Ökosysteme sind gestresst

Trockenheit und hohe Temperaturen führen in Frankfurt zu kritischen Niedrigwasserständen. Auch viele kranke oder tote Bäume müssen gefällt werden. „Eine Folge des Klimawandels“, sagt Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Bündnis 90/Die Grünen) und ruft zum Handeln auf.
Heute regnet es in Frankfurt. Was viele Menschen stört, ist für die Natur eine Wohltat. Im Jahr 2018 war die hessische Metropole die heißeste Stadt Deutschlands mit einer Jahresdurchschnittstemperatur, die über zwei Grad höher war als der bundesweite Durchschnitt von 10,4 Grad. Nun brachte der vergangene Juni erneut starke Hitze und Trockenheit mit sich. Die bereits seit mehreren Wochen anhaltende Trockenheit bei hohen Temperaturen führt in Frankfurt zu kritischen Niedrigwasserständen. Abschnittsweise kam es sogar zum Austrocknen der Bachbetten. Auch die Bäume leiden unter der langanhaltenden Hitze. Sie reagieren allerdings mit Verzögerung auf das Klima. Entsprechend ist das derzeitige Baumsterben als Folge der Hitzewelle 2018 zu deuten.

„Wir stecken mitten im Klimawandel“, sagt die Frankfurter Umweltdezernentin Rosemarie Heilig (Bündnis 90/Die Grünen). Das bisschen Regen in diesem Jahr reiche der Frankfurter Flora bei Weitem nicht aus. „Um das ganze Wasserreservoir aufzufüllen und die Bäume in der Stadt, in allen Straßen, Grünanlagen, Friedhöfen und auch im Stadtwald, zu versorgen, bräuchten wir drei bis vier Monate kontinuierlichen Regen – 24 Stunden lang“, so die Umweltdezernentin. Das Baumsterben finde nicht nur in Frankfurt flächenweise statt, so die Biologin, sondern bundesweit. Daher sei es wichtig, den Bürgerinnen und Bürgern an konkreten Situationen, wie etwa den Frankfurter Grünanlagen, zu zeigen, dass der Klimawandel in ihrem direkten Umfeld angekommen sei.

Kein Wasser aus Bächen schöpfen

Die starke Erwärmung der Gewässer und eine geringe Wasserführung sind ein hoher Stressfaktor für das Ökosystem der Fließgewässer. Darüber hinaus stellt die mittlerweile dramatische Verringerung und Einengung des Lebensraumes eine massive Gefährdung für Pflanzen und Tiere in den Bächen dar. Das Umweltamt bittet Bürgerinnen und Bürger daher, bis auf weiteres kein Wasser aus den Bächen zu entnehmen, da jegliche zusätzliche Belastungen neben der bereits bestehenden Trockenheit zu einer erheblichen Beeinträchtigung des Ökosystems führen würden. Das Wasserrecht räumt zwar den Bürgerinnen und Bürgern mit dem sogenannten Eigentümer-, Anlieger- und Gemeingebrauch eine erlaubnisfreie Wasserentnahme aus Fließgewässern durch Schöpfen mit Handgefäßen ein. Doch diese Rechte stehen unter dem Vorbehalt, dass keine wesentliche Verminderung der Wasserführung oder eine Beeinträchtigung der Gewässer zu erwarten ist. Für die Entnahme mittels Pumpen muss in jedem Fall bei der zuständigen Wasserbehörde eine Erlaubnis beantragt werden.

Im Grüneburgpark müssen 40 Bäume gefällt werden

„Die beiden Stressfaktoren, die lange Trockenheit und die hohen Temperaturen im vergangenen Jahr, haben den Bäumen arg zugesetzt“, sagt Stephan Heldmann, Leiter des Grünflächenamtes Frankfurt. Üblicherweise müssen im Frankfurter Stadtgebiet jährlich 0,7 Prozent des Baumbestands von 200 000 Bäumen gefällt werden, absolut entspricht das 1400 Bäumen. Ein gewisser Schwund durch altersbedingtes Absterben von Bäumen sei hierbei normal, so Heldmann. Im Grüneburgpark seien nun jedoch 40 Bäume zu fällen. Gerechnet auf den dortigen Gesamtbestand von 2850 Bäumen, die unter den Baumschutz fallen, sind das etwa 1,5 Prozent. „Im Carl-von-Weinberg-Park in Niederrad haben unsere Baumkontrolleure festgestellt, dass nicht 1,5 Prozent, sondern 5 Prozent des dortigen Baumbestandes gefällt werden müssen. Entweder haben die Bäume starke Absterbungserscheinungen in den Ästen oder aber sie sind schon ganz abgestorben“, sagt Heldmann.

Trockenheit und Hitze stressen Bäume, sodass sich zum Beispiel Parasiten ausbreiten können. Geschwächte Bäume sind nicht mehr immun gegen einen Befall. „Die Rußrindenkrankheit, aufgrund derer wir in diesem Jahr schon 170 Bäume fällen mussten, ist ein typisches Phänomen dafür, dass sich wenig vitale Ahornbäume nicht mehr gegen einen Pilz wehren können“, erklärt der Leiter des Grünflächenamts. Platanen litten etwa unter der Massariakrankheit. Zwar handle es sich bei den Schadbildern im Grüneburgpark und Carl-von-Weinberg-Park um Einzelfallbetrachtungen, doch halte man im Grünflächenamt die dortige Situation für übereinstimmend mit der Gesamtentwicklung.

Frankfurter Umweltdezernentin will Maßnahmen gegen den Klimawandel umsetzen

Umweltdezernentin Heilig sieht für die Probleme keine Patentlösung. „Wir können keinen Regen herbeizaubern, wir können auch nicht ganz Frankfurt drei Monate lang beregnen – das sind alles Fantasien mit Schneegestöbern.“ Stattdessen müssten sich alle Menschen der Situation stellen und endlich handeln. Heiligs Liste an politischen Forderungen ist entsprechend lang: „Wir müssen aus der Kohleverstromung raus. Das hiesige Kraftwerk muss unbedingt auf Gas umgestellt werden und zwar so früh es geht. Wir müssen Mobilität verändern und wir brauchen eine CO2-Steuer, die wirklich griffig ist.“ Außerdem fordert die Grünenpolitikerin eine Kerosinsteuer für den Flugverkehr. „Alles, was wir hier in Frankfurt bauen, muss klimagerecht sein. Wir müssen unser Handeln nach dem Klimawandel ausrichten – und das sehr schnell.“ Im Magistrat diskutiere man all die Themen bereits. „Wir werden handeln“, verspricht Heilig. „Wir werden viele Maßnahmen nach vorne ziehen, unter anderem werden wir das Kohlekraftwerk früher auf Gas umstellen. Das wird kommen.“
 
11. Juli 2019, 11.57 Uhr
Julia Heßler
 
 
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