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Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

Apps im Vergleich

Uber, MyDriver oder Taxi – wer fährt besser?

Sind Taxen wirklich so schlecht wie ihr Ruf? Und welche Vorteile bringen die alternativen Fahrdienste? Ein Test von Mobilitätsapps mit überraschendem Ergebnis.
Der Fahrdienst Uber war die letzten Wochen aus den Nachrichten nicht wegzudenken. Erst brachte die Genossenschaft Taxi Deutschland beim Frankfurter Landgericht eine einstweilige Verfügung gegen das US- Unternehmen durch. Dann hob der Richter das Verbot wieder auf. Der Rechtsstreit zwischen Taxi Deutschland und dem Fahrdienst Uber löste eine Empörungs-Welle gegen Taxifahrer aus. Zu teuer, zu unfreundlich, zu wenig Orts- und Sprachkenntnisse lauten die Vorwürfe. Auch der ADAC stellte den Frankfurter Taxifahrern kürzlich ein extrem schlechtes Zeugnis aus. Ist die scharfe Kritik wirklich begründet? Und vor allem: Sind Uber und andere Fahrdienste wie etwa der Chauffeurservice MyDiver wirklich besser? Ich will es genau wissen, und mache ein paar Testfahrten.

Drei Tage, ähnliche Uhrzeiten, der gleiche Weg. Für die Bestellungen nutze ich die Apps der Anbieter – Taxi Deutschland, Uber und My-Driver. So die Voraussetzungen für den Vergleich. Es geht im Feierabendverkehr gegen 18 Uhr vom Verlagsgebäude in der Nähe des Frankfurter Hauptbahnhofs nach Offenbach ins Neubaugebiet auf die Hafeninsel.

Ich beginne mit dem klassischen Taxi und erwische ein ordentliches, sauberes Fahrzeug, das sage und schreibe zwei Minuten nach der Bestellung vor der Tür steht. Das Ordern über die App ist simpel, man braucht nur Name und Telefonnummer anzugeben. Da bar bezahlt wird, sind Bankdaten nicht nötig. Der Fahrer ist ein älterer Herr. Und im Gegensatz zum weitläufigen Vorurteil, spricht er perfekt deutsch. Er kennt das Neubaugebiet in Offenbach nicht, weiß aber wo der Hafen ist. Er fährt los und ich frage vorsichtig, ob er den Weg über die Hanauer Landstraße nehmen will – wo zu dieser Zeit Staugarantie herrscht. Aber mein Fahrer weiß es besser und biegt auf die neue Osthafenbrücke ab. Das Navi auf meinem Smartphone zeigt diesen Weg nicht an. Dafür sind Ortskenntnisse nötig. In 26 Minuten bin ich Zuhause. 21,80 Euro kostet der Spaß.

Am Tag drauf nehme ich den Fahrdienst Uber unter die Lupe. (Der Name kommt übrigens vom deutschen Wort über, dass seinen Weg in den amerikanischen Sprachgebrauch gefunden hat und als Superlativ genutzt wird – etwa: uber-good.) Für die Bestellung sind hier mehr Daten nötig. Etwa die meiner Kreditkarte. Bar bezahlen ist nicht möglich. Der Vorgang selbst ist jedoch einfach. Ich gebe Start und Ziel an, sofort wird angezeigt, welcher Fahrer mich mit welchem Auto abholen wird. Auf einer Karte kann ich verfolgen, wo er gerade ist. Sieben Minuten nach Bestellung ist der Uber-Fahrer da. Es ist ein gepflegter Mann im besten Alter, der einen schicken, neuen Mercedes fährt. Man kann sich auch schlechter kutschieren lassen. Er fährt allerdings streng nach seinem Navi, was um diese Uhrzeit problematisch ist. Wir stehen an der Messe im Stau, wir stehen den kompletten Untermainkai im Stau. 45 Minuten dauert die Fahrt, ist aber ganze 80 Cent billiger.

Dafür erfahre ich interessante Sachen von meinem Fahrer. Etwa, dass er einen Personenbeförderungsschein besitzt. Laut ihm keine große Sache. Ein Augentest, ein Gesundheitscheck für rund 120 Euro und schon bekommt man den begehrten Schein. Auch erzählt er mir von einem blühenden Schwarzmarkt für Taxi-Lizenzen. 30.000 bis 60.000 Euro koste so ein gefälschter Schein. Ein Anreiz liegt darin, dass nur begrenzt Konzessionen vergeben werden. Momentan gibt es in Frankfurt 1712 Taxi-Lizenzen. Bestätigen kann das Ordnungsamt einen großen Schwarzmarkt nicht. So viel erfahre ich aber: Fehlt die Taxi-Lizenz, droht ein Bußgeld von bis zu 5000 Euro. Im Vergleich zum Bußgeld, dass dem Unternehmen Uber und sogar einzelnen Fahrern angedroht wurde ein Klacks. Denn da nannte das Landgericht die Summe von bis zu 250.000 Euro. Vielleicht wird mit Über strenger verfahren, da fragwürdig ist, ob das Geschäftsmodell überhaupt legal ist. Es wird nicht nur oft angekreidet, dass die Fahrer keine Abgaben zahlen, wie Taxi-Fahrer. Auch der Versicherungsschutz ist nicht eindeutig geklärt.

Der letzte Tag meines Tests. Auf dem Plan steht der Chauffeurdienst My-Driver. Ich träume schon von einer schwarzen Stretchlimousine, aber bereits bei der Bestellung muss ich wählen – je besser das Auto, desto teurer der Weg. „First-Class-Wagen“, etwa eine Mercedes S-Klasse, würde 31,77 Euro kosten. Für „Business-Class-Autos“, wie einen BMW 5, würde ich 21,81 blechen müssen. Bescheiden entscheide ich mich für die günstigste Variante – den „Economy“-VW-Passat für 19,94 Euro. Nach zehn Minuten Wartezeit ruft mich ein MyDriver-Mitarbeiter an. Ich hätte mindestens eine Stunde vorher buchen müsse, sagt er. Dennoch will er versuchen, mir einen Wagen zu organisieren. Ich durchstöbere daraufhin die App, aber diese Information steht einfach nirgendwo. Nach weiteren zwanzig Minuten erfahre ich: Alle Fahrer stehen im Stau und sind weit weg, sie können mir niemanden schicken. Sie bieten jedoch an, mir ein Taxi zu rufen und schreiben mir zehn Euro auf meinem MyDriver-Konto gut.

Ist ein Fahrer verfügbar, bekommt man per Mail eine Bestätigung mit den Kontaktdaten des Fahrer und der Ankunftszeit. Klappt es nicht, rufen sie an, und stornieren die Fahrt. Ich greife auf ein altbewährtes Verkehrsmittel zurück: die S-Bahn. Auch der RMV hat eine App. Die Fahrkarte kostet schlappe 4,35 Euro. Die Fahrt dauert exakt 14 Minuten, dazu kommen noch einmal 15 Minuten Fußweg, macht 29 Minuten. Da war nur das Taxi schneller.

1. Platz: Taxi
Wartezeit: 2 Minuten
Fahrtzeit: 26 Minuten
Kosten: 21,80 Euro
Auto: Opel Zafira, guter Zustand
App: leicht zu bedienen, zeigt Wartezeit an.

2. Platz: Uber
Wartezeit: 7 Minuten
Fahrtzeit: 45 Minuten
Kosten: 21,00 Euro
Auto: Mercedes, neu
App: leicht zu bedienen, zeigt Wartezeit an, wer fährt (mit Bild) und wo er gerade ist

3. Platz: RMV
Wartezeit: zwischen 5 und 10 Minuten
Fahrtzeit: 14 Minuten (plus Fußweg 15 Minuten)
Kosten: 4,35 Euro
App: leicht zu bedienen, zeigt Fahrtzeit an

4. Platz: MyDriver
Wartezeit: mindestens 1 Stunde
Fahrtzeit: ungewiss
Kosten: 19,94 Euro
Auto: VW-Passat, Zustand unbekannt
App: informiert schlecht über Rahmenbedingungen
 
8. Oktober 2014, 11.14 Uhr
Christina Weber
 
 
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