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Foto: Michael Wilfling
Foto: Michael Wilfling

Yello in der Festhalle

Entvirtualisiert

Live im Hier und Jetzt, so lautet der neue Anspruch von Dieter Meier und Boris Blank alias Yello. Jetzt dürfen die Fans erleben, wie das Virtuelle von einst ganz real wird. Am 29.11. im großen Rund der Festhalle in Frankfurt.
Wer durch die Frankfurter Innenstadt spaziert, kann Dieter Meier täglich begegnen. Zumindest als Schriftzug auf den Fenstern des Lokals „Ojo de Agua“ in der Hochstraße. „Dieter Meiers’s Wine & Beef Kontor“ steht da in leuchtend goldenen Buchstaben auf den Fenstern. Hier kann man das Premium Beef und den Organic Wine des Schweizer Weltbürgers genießen – aus eigener Züchtung und eigenem Anbau im fernen Argentinien.

Der Mann ist ein Tausendsassa, Unternehmer und Investor zwischen Silicon Valley, Pampa und seiner Schweizer Heimat. Letzter Coup: eine eigene „Schoki“ mit ganz besonderer Aromatik. Dabei hat der Konzeptkünstler seine Leidenschaft für Musik nie aus dem Blick verloren. Zuletzt machte er in Frankfurt als Schirmherr des Museum of Modern Electronic Music (Momem) von sich reden, gilt als engagierter Streiter für das noch zu bauende Museum, das es bis in den Koalitionsvertrag der Stadtregierung geschafft hat.

Und dann ist da diese weiter zurückreichende musikalische Geschichte: Seit 1980 produziert er mit seinem Partner Boris Blank Platten. Blank ist der Soundtüftler, Meier, der erklärte Nicht-Musiker, schreibt die Texte und inszeniert die Videos. Das dreizehnte Album „Toy“ wurde im September 2016 veröffentlicht. Überraschend kündigte das Duo dazu vier Testkonzerte in Berlin an, danach auch eine Tournee. Eine kleine Sensation, denn Konzerte gab es bis dato eher virtuell.

Dieter Meier hatte mit seiner „Out Of Chaos“-Solotour 2014 vorgelegt und Boris Blank unbewusst angestachelt. „Ich war am Anfang ein bisschen enttäuscht, dass er mit einer anderen Band tourte. Das ist wie wenn du verheiratet bist und plötzlich haut der eine ab, kommt mit einer anderen zurück und geht fremd“, kommentiert Blank bei einem Pressegespräch in Frankfurt Meiers Eskapaden. „Das stimmt ja so nicht“, reagiert der Sänger prompt gespielt pikiert. „Deine Arbeit für Dritte hat Dich doch sehr in Anspruch genommen.“ Szenen einer Ehe mag man denken. Live zu spielen war für Yello tatsächlich nie wirklich ein Thema. „Ich dachte immer, das Kapitel sei für Boris ohnehin für immer abgeschlossen“, mutmaßte Meier. Zumal Blank nie einen Hehl daraus gemacht hatte: „Mir hat es auch immer ein bisschen Angst bereitet, nur daran zu denken, auf die Bühne zu gehen.“ Als Yello bei der Echo-Verleihung 2014 den Preis für ihr Lebenswerk erhalten sollten, wünschten sich die Ausrichter ein kurzes Konzert des Duos. Blank kam der Bitte mit einer Demonstration seines Yellofiers, einer besonderen Musik-App nach; ein „wunderbares Taschenstudio“, so Meier, mit dem sich spontan Tracks programmieren lassen. Die kreativen Spielereien wiederholte Blank dann noch mehrere Male vor ein paar hundert Leuten. „So hat Boris die Angst vor der Bühne verloren und darauf vertraut, dass wir auch mit Yello live spielen können“, erzählt Meier.

Aber einfach nur Musik in die Hallen bringen, allein mit Laptop oder Computer aufzutreten, hier und da ein Knöpfchen zu drücken, um einen Wahnsinnssound zu erzeugen, kam für Yello bei ihrer Vorgeschichte nicht in Frage. „Zu statisch, nicht erfüllend genug“, befindet Blank. „Bei unseren Konzerten werden bis zu zwölf Leute auf der Bühne sein.“ Auch ein Bläsersatz, Backing-Vokalistinnen, Solostimmen wie die wunderbare Malia aus Malawi. Trotzdem wird Yello sein typisches, musikalisches Gesicht, seine Charakteristik behalten. „Oh Yeah“ wird weiterhin wie „Oh Yeah“ klingen und auch die anderen Hits wie „Bostich“ oder „The Race“ wird man auf Anhieb erkennen. Yello müssen keinem Anspruch wie dem der „Godfathers of Techno“ mehr genügen. „Es war ja auch nie eine bewusste Entscheidung von uns, Pioniere oder Avantgarde sein zu wollen. Yello ist ja aus der Not heraus entstanden, Musik machen zu wollen ohne ein Instrument spielen zu können oder eine musikalische Ausbildung zu haben.“ Ohne etwas kopieren zu können, blieb ihnen so jegliches Epigonentum erspart. „So entstand diese Eigenständigkeit bis zum heutigen Tag, die Yello prägt, denn die Sounds von Blank, die gibt es nur von ihm“, schwärmt Meier. „Du weißt bei jedem Stück nach 20 Sekunden, das ist Blank. Wie bei einem guten Schriftsteller. Da kannst du das Buch auch auf Seite 300 aufschlagen und du weißt sofort, das ist James Joyce oder Marcel Proust. Das ist eben unser großer Vorteil.“

>> Yello, Ffm: Festhalle, 29.11., 20 Uhr, Eintritt: 70,50-121,–
 
23. November 2017, 07.47 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
Fotogalerie:
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