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"Wir schimpfen auf den Zwang, Kopftuch zu tragen und leben mit dem Zwang, dünn, schön, sexy und attraktiv zu sein."

Ich glaube nicht, dass die Frauenbewegung auf halber Strecke zum Erliegen gekommen ist. Im Gegenteil: sie hat sich unter dem Deckmantel der Gleichberechtigung und Freiheit zurückentwickelt. Nie zuvor war für Frauen der Druck, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen, so groß. Während von 68 bis in die 80er hinein Frauen auf die Straße gegangen sind, um für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung zu kämpfen, wird heute ohne großen Protest hingenommen, dass die Frau weniger verdient als der Mann. Jede Frau, die 68 für mehr Rechte gekämpft hat, muss sich schämen, dass eine Eva Herman soviel Aufmerksamkeit, ja, dass sie eine solche Plattform für ihren Unsinn erhält.

In den 60ern hatte die Frau artig zu Hause zu sein und musste dabei noch gut aussehen.
Es ist immer noch etwas besonderes, wenn mann die Kinder hütet und frau arbeitet. Dabei diskutiert mann ebenso wie frau darüber, ob Übermutter Ursula van der Leyens Frisur schick ist und Angela Merkels Stylingberater Erfolg hatte. Das ist doch die gleiche Scheiße.

Es hat sich nicht viel geändert: Frauen müssen hübsch und sexy sein, dann dürfen sie auch schlau sein und ein bißchen Erfolg haben. Was ein Druck!

Das Frustierende bleibt für mich dabei, dass sich Frauen ihre Mauern eigenhändig bauen und sich in ihrer Freiheit selbst einschränken: Sitzt ein Haar an der falschen Stelle, sorgt das in erster Linie auch bei Frauen für extreme Ekelgefühle. Man wird beschimpft und angesehen, als hätte man den Verstand verloren. Es ist weniger schlimm, auf den Bürgersteig zu kacken, als auf offener Straße sein Achselhaar zu präsentieren. Und was macht frau: rasieren, rasieren, rasieren. Machen was erwartet wird. Ohne zu hinterfragen. Kann man etwas tun für mehr Selbstbestimmung und Freiheit, wenn Frauen sich selbst zum schlimmsten Feind haben?

Frauen gucken Germany´s next topmodel und lästern über die, die zu fett, zu hässlich sind. Sie wollen genauso schön sein wie die anderen. Und noch schöner. Mit ihrem Schönheitswahn ziehen sich Frauen ihre Burka freiwillig an. Wir schimpfen auf den Zwang, Kopftuch zu tragen und leben mit dem Zwang, dünn, schön, sexy und attraktiv zu sein. Tolle Freiheit!

Wir leben in einer Zeit, in der Kate Moss und Paris Hilton Idole sind. Für 15-jährige und für ganz viele andere auch. Gehirnweichkocherei. Und wer, der Kate Moss zum Vorbild hat, hinterfragt? Interessiert sich für Belange, die heute mindestens so wichtig sind wie 1968: Umwelt, Politik, Gleichberechtigung? Die Menschen sind blöder geworden, Männer wie Frauen. 68 gab es einen guten Ansatz, der leider eingestaubt oder gar verloren gegangen ist.

Frauen als Sexsymbol. Schon 68 war die Kommune 1 nur so bekannt, weil Uschi Obermeier nackt und schön war. Gegen dieses Frauenbild gingen Frauen auf die Straße.

Wenn ich mir am Kiosk eine Zeitung kaufe, grinsen mich 800 verschiedene Klon-Monsterfrauen an, die allesamt halbnackt bis nackt sind (davon 700 mal Heidi Klum!).
Und wer geht auf die Straße?

Frauen nutzen ihr Aussehen und ihr Sexy-Sein, um schneller zum Ziel zu kommen. Erfolg zu haben. Geld zu verdienen und ihr Geltungsbedürfnis zu befriedigen. Und merken nicht mehr, dass sie sich damit alle Chancen verbaut haben, frei zu sein.

Christina Drees ist Organistin bei der Frankfurter Band Good Heart Boutique.
 
30. April 2008, 12.38 Uhr
Christina Drees
 
 
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