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Wie Petra einmal Kekse buk

Mal was anderes. Keine steife Pressekonferenz. Keine Rednerbühne. Keine christliche Zeit. Es ist kurz vor halb acht, die angehenden Bäcker- und Fleischermeister stehen vor ihrer Schule hinterm Südbahnhof und ziehen noch schnell eine Kippe durch. Zwei Polizeiwagen halten auf der Mörfelder Landstraße. "Ist sie das? Die kommt nicht wirklich mit 'ner Eskorte, das kann doch nicht sein", sagt einer. Petra Roth mit Teig in der BaeckerfachschuleNein, nur falscher Alarm. Die Polizei fährt weiter, dann kommt Petra Roth. Die Handwerksmeister in spe müssen weg: Unterricht, Prüfungen und so. Die Bäckerschule ist nun fast menschenleer. "Ist ja gar keiner hier. Wo sind denn die Leute", fragt Petra Roth etwas verärgert Michael Boddenberg, Generalsekretär der hessischen CDU und seines Zeichens Fleischermeister. Ein Pressetermin, Plätzchenbacken mit der Oberbürgermeisterin, eigentlich nur PR. "Ich will doch mit den Leuten sprechen", sagt sie. Doch das geht nicht. Nun muss sie erstmal tief in den Teig greifen. Privat backt sie nicht - nicht mehr seit die Kinder erwachsen sind. "Ich mag Kekse nicht so gerne. Und ich kenne auch niemanden, der sie mag", sagt sie. Der Bäckermeister und Leiter der Bäckerfachschule, Christoph Dielmann, assistiert. "Ich hab das schon mal vorbereitet", sagt er in alter Kochsendungstradition. Da trifft es sich, dass Petra Roth gerade bei Biolek war. Beim Teigausrollen gerät sie ins Plaudern: "Eine Hausfrau, die leitet ja einen kleinen mittelständischen Betrieb. Was die alles im Griff haben muss, da macht man sich ja keine Vorstellung von. Ich sage Ihnen: Wenn sie ein Kind auf dem Arm und die Milch auf dem Herd haben und dann klingelt es an der Tür, was machen Sie dann? Eine Hausfrau bekommt das hin." So, sagt Frau Roth, sei sie ja auch in die Politik gekommen. "Das ist ja körperliche Arbeit, Teig kneten zum Beispiel. Da hat man Zeit zum Nachdenken." Ein Fotograf flüstert: "Und bekommt den Blues."

Petra Roth beim Teigausrollen vor einem Fortuna AutomatMorgen wird man die Bilder in den Zeitungen sehen, Frau Roth backt, rollt Teig aus und hält Zimtherzen in die Kamera. Auch RTL ist da. "Das Handwerk", sagt Petra Roth, "ist wichtig für Frankfurt." Und wenn sie den Mittelstand besuchen will, dann meint sie tatsächlich die Unternehmen und nicht die Hausfrauen. "Früher mit meinen Kindern, da habe ich oft in der Küche gestanden und gebacken, dann roch es im ganzen Haus nach Weihnachten." Und dann fällt ihr dieses Lied ein: "In der Weihnachtsbäckerei ...", singt sie. "Das läuft vier Wochen in meinem Dienstzimmer." Dabei schneidet sie Heidesandplätzchen, mit links, "ich mache ja vieles mit der Linken".

Kekse sind nicht ihr Ding. Fleisch schon eher. "Kann ich jetzt nicht noch Hackepeter machen?", fragt sie Fleischermeister Boddenberg. "Das geht nicht, wir haben kein Material mehr", sagt der. Kein Publikum (außer der Presse), kein Fleisch - es ist kein guter Start in den Tag. Doch dann gibt es Frühstück - mit echten Meisterstücken des Metzgerhandwerks. Geräucherter Schinken, Salami und Bierwurst - ein Paradies. Petra Roth freut sich. Und dann wird doch noch über Politik geredet. Den Flughafenausbau, den die Oberbürgermeisterin super findet und der Fleischermeister natürlich auch: "70000 Leute arbeiten am Flughafen, genauso viel wie in der Finanzbranche - dass die Ausbaugegner das nicht sehen wollen, ist doch nicht zu verstehen", sagt Boddenberg. Dann müssen beide weg. Boddenberg fährt zum CDU-Zukunftskongress mit Matthias Horx (Roth: "Warum bin ich da nicht eingeladen?"), Roth fährt zur Aufsichtsratssitzung der Messe.
Petra Roth backt unter den Augen von Michael Boddenberg und Baeckermeister Christoph Dielmann
Petra Roth backt unter den Augen von CDU-Generalsekretär Michael Boddenberg (r.) und Bäckermeister Christoph Dielmann

Zurück bleibt Bäckermeister Christoph Dielmann. Er nimmt eine Makrone vom Blech. "Wunderbar, genau wie sie sein muss", sagt er.

 
29. November 2006, 17.34 Uhr
Nils Bremer
 
 
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