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Foto: Detlef Kinsler
Foto: Detlef Kinsler

Tarq Bowen in der Brotfabrik

Es geht bergauf

Schon nach seinen ersten Auftritten in Frankfurt, glaubten nicht wenige, einen zukünftigen Star erlebt zu haben. Doch Tarq Bowens Albumdebüt ließ auf sich warten. Nach einer TV-Show neben Bowie-Entdecker Tony Visconti in England geht es nun voran.
JOURNAL FRANKFURT: Es kommt einem schon ewig vor seit Deinen ersten Shows in Frankfurt, darunter ein mitreißender Auftritt auf der JOURNAL-Bühne beim Museumsuferfest 2015. Jeder spürte, da einen zukünftigen Star erlebt zu haben, der ganz bald ein Killerdebüt veröffentlichen würde. Zwei Jahre später, Deine Band war nach England zurückgekehrt, spieltest Du weiter in Pubs und Cafés in der Nachbarschaft. Aber was ist tatsächlich alles seitdem passiert und warum hast Du Dir so lange Zeit gelassen für den nächsten großen Schritt?

Tarq Bowen: Das war schon eine ganz spezielle Show beim MUF und das war auch der Moment, wo ich spürte, dass ich meine Musik tatsächlich von der Insel hinaus in die Welt tragen könnte. Das war die neu gewonnene Bestätigung und Ermunterung durch diese Energie und diesen Magnetismus, den wir beim deutschen Publikum spürten. Das war ein unglaublicher Antrieb, von dem wir uns so weit treiben ließen wie es eben ging uns einige Monate lang kreuz und quer durch Europa tourten bis das letzte Bandmitglied uns verließ im Oktober 2016. Einige Monate später saß ich dann in einem versteckten Diner am Venice Beach, Los Angeles mit Produzent Mark Howard zusammen. Für die, die ihn nicht kennen: Howard ist der Klangarchitekt, der vielen Künstlern geholfen hat, ihre Blaupausen zu erkennen bevor sie sie richtig entwerfen und ausführen konnten. Mark plauderte angeregt wie sie ein Demo von einem Stück von Tom Waits für sein Album „Real Gone“ aufgenommen haben. Ich hörte aufmerksam zu als Mark erzählte wie Tom in seiner Badewanne saß und sich an Beatboxing in ein Diktaphon versuchte. Als ich zurück in Frankfurt war, nutzte ich die Energie dieser neuen Anregungen, um meine Ohren wieder aufzusperren und mich nach einer neuen Band umzuschauen. Wenn ich jetzt zurückblicke, hat sich alles immer zur rechten Zeit ergeben. 2015 jedenfalls wäre ich nicht zu dem Schritt fähig gewesen, auf das einzusteigen, was jetzt möglich zu werden scheint.

Man konnte damals bei Dir den Eindruck gewinnen, dass es da ein (gesundes?) Misstrauen gegenüber dem Business, möglichen Kooperationen und einem Vertragsabschluss gab. Gab es trotzdem immer einen Masterplan und eine Vision, welche die beste Option für Dich und Deine Musik sein könnte?

Argwöhnisch ist das Wort. Dazu tendierte ich immer schon, sogar als Kind als in der Schule Klassenfotos gemacht wurden. Bei A&R Manager (bei den Plattenfirmen zuständig, sich um neue Künstler und ihr Repertoire zu kümmern, Anm. d. Red.), die ständig um dich herumtanzen und dich zum nächsten John Boy formen wollen, da haben sich mir meine Nackenhaare aufgestellt. Mein Masterplan war eines Tages ein Meister meines Handwerks zu sein, alles andere, was auf dem Weg dahin passierte, war das Nebenprodukt dessen, was Musik den Menschen bringen und was es mir geben kann, schlussendlich ein Heilmittel gegen diese Krankheit, die mich befällt, wenn ich keinen Stift auf Papier bringen oder ein Instrument in die Hand nehmen kann.

Das bestgehüteste Geheimnis schien Deine Mitwirkung an der britischen TV-Reihe „Unsigned Heroes“ zu sein. Selbst als es auf der Insel schon ausgestrahlt war, erfuhren wir hier nichts davon. Warum?

Es war mir rechtlich einfach nicht erlaubt, das hier zu promoten und es gab auch keine Lizenz für irgendwelche Online-TV-Plattformen. Zum jetzigen Moment sieht es leider so aus, als wäre es nur ein weiteres „Aus den Augen, aus dem Sinn“-Szenario ...

Wie kam es überhaupt dazu, dass Tony Visconti (der legendäre Produzent u.a. von David Bowie, der in der Serie gefeaturert wurde, Anm. d. Red.) auf Dich aufmerksam wurde?

Ich hing gerade mal wieder in der Londoner Musikszene herum, als mich ein Sony Music-A&R-Mann zu einer neuen Show mit unsignierten Künstlern einlud. Das war schon 2013, aber er hat sich scheinbar an mich erinnert. Dann erreichte mich sein Anruf und so kam ich in Tonys Show.

Wie war das, plötzlich auf Augenhöhe (diesen Eindruck vermittelten die Videos jedenfalls) mit solch bekannten Größen wie Nitin Sawhney (ein wahres Genie oder?), Police-Drummer Stewart Copeland, Imelda May und Bob Geldof zu agieren? Konnten Dich deren Reaktionen ein wenig mit England versöhnen, schließlich hattest Du Deine Heimat ja einst verlassen, weil Du frustriert warst von der Sturheit und Ignoranz der Szene dort?

Ha. Mein Eigensinn und die Ignoranz der Industrie versprach keine glückliche Ehe. Jetzt mit all diesen Kollegen zu arbeiten, spielte eine ganz große Rolle in meiner Wahrnehmung von Erfolg und Arbeitsethik in der Musik. Nitin ist ein wahrer Gentleman und als Musiker höchstes Kaliber. Das habe ich sofort gespürt, als ich ihn bei den Proben in den Windmill Lane Studios in Dublin erlebte. Einmal verändert er den Bläsersatz, schrieb ihn um und während er alle Parts noch harmonisierte, gab er sie parallel schon an die Musiker weiter. Ich fühlte mich natürlich auch geehrt, dann mit all diesen Veteranen die Bühne teilen zu dürfen. Schließlich haben sie alle auf ihre Weise die Musikindustrie überlebt, es geschafft, dass die irgendwie für sie gearbeitet hat. Mit solch charakterstarken Typen möchte ich immer nur allzu gerne die Bühne teilen.

Wie fühlt es sich an, Sätze wie „Er hat das Charima, er ist ein Star ...“ aus dem Mund einer Legende wie Tony Visconti zu hören?

Tony ist eine bescheidene, ehrliche und kreative Seele, die ich allein schon dafür respektiere, dass er sich lautstark gegen die Fehler der Musikindustrie stellt während er hingegen eine Plattform bereitstellt für junge Musiker, dass sie wirklich als Künstler wachsen können. Allein so gesehen bedeutet es mir eine ganze Menge und die Tatsache, dass er „der Bowie-Produzent“ war und ist, kommt noch dazu, macht das Ganze für mich noch verrückter.

Jetzt sieht es so aus, dass „Unsigned Heroes“ der Türöffner für Dich werden könnte, den Du für Deine Karriere brauchst. Obwohl ja noch keine Verträge unterschrieben sind und Namen potentieller Produzenten oder Labels noch nicht genannt werden sollen, können wir vermelden, dass Du in Kontakt bist mit Namen von deiner Favoritenliste?

Ein paar Monate nachdem die Show auf Sky gesendet wurde, war ich zurück in Frankfurt, drehte Däumchen und hoffte darauf, dass eine E-Mail in meiner Inbox landen würde von den wenigen Managern, bei denen ich eine Visitenkarte hinterlassen hatte. Aber erst einmal passierte gar nichts und ich fühlte mich ein wenig verloren und verwirrt, was ich denn nun als nächsten tun sollte nachdem ich die großen Fragen „Mit wem werde ich wohl mein Album machen können?“ und „Wie werde ich mir das leisten können?“ noch nicht beantwortet hatte ... Das nächste, was ich tat, war ein EPK zusammenzustellen, um es dem Produzenten zu schicken, mit dem ich gerne arbeiten wollte solange ich zurückdenken kann. Ich konnte nun wirklich nicht ahnen, dass ausgerechnet er antworten würde. Tatsächlich tat er das schon nach einer Stunde und ich werde die letzten Zeilen seiner E-Mail wohl nie vergessen. „Ich werde meinem Manager sagen, das weiterzuverfolgen. Ich bin interessiert.“ Zum jetzigen Zeitpunkt möchte ich noch nicht in die Details gehen, aber es geht bergauf. (lacht)

Gerade dabei zu einem weltweiten Phänomen zu werden, hast Du gerade Deine Frankfurter Band komplettiert. So wird Frankfurt allen Entwicklung zum Trotz Deine Homebase bleiben?

Ohne Frankfurt und die Leute, die mir halfen, eine neue Szene um mich herum aufzubauen, hätte ich nicht so schnell zu mir selbst finden können. Ich bleibe ganz sicher in Frankfurt und sollte ich Erfolge feiern mit meiner Musik, versuche ich auch mehr Blues- und Soulacts in der Stadt zu holen. Und habe die Idee, nein die Vision, hier einen Bluesclub zu eröffnen, in dem World Class-Acts spielen sollen, um so das Publikum zu motivieren, sich mehr Liveshows anzusehen. But hey, that's another dilemma!

>> The Troubled Notes & Tarq Bowen, Ffm, Brotfabrik, 22.2., 20 Uhr, Eintritt: VVK 15,–/AK 18,–
 
19. Februar 2018, 09.45 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
Fotogalerie:
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