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Susie Asado – Zehn Männer in die Luft stemmen

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In der Reihe „Wochenend-Blues“ im Dreikönigskeller tritt Susie Asado am Sonntag, 3.5., auf. Mit Blues im ursprünglichen Sinne hat die Musik der Wahl-Berliner Frankfurterin allerdings wenig gemein. Zu ihrem Selbstverständnis und was der Besucher in Dreikönigskeller erwarten darf, haben wir die Musiker vorab befragt.

Journal Frankfurt: Come see Susie sing, come see Susie play steht schlicht auf der Startseite von www.susieasado.com - Susie singt, spielt klassische akustische Gitarre, auch Ukulele, aber das See Susie play klingt auch wieder ein Versprechen auf eine Inszenierung der Songs auf der Bühne. Was dürfen die Besucher des Dreikönigskeller denn diesbezüglich erwarten?

Bei "come see susie sing" habe ich an Zirkus gedacht, an Jahrmarkt, an Frauen die 10 Männer in die Luft stemmen können und Clowns die Seiltanzen.  Als Kind hatte ich so einen Zirkustraum, aber Kunststücke konnte ich keine und besonders begabt war ich auch nicht.  Tricks oder Gitarre hinterm Rücken spielen kann ich immer noch nicht.   "come see susie sing" ist also kein Versprechen in dem Sinn, sondern ein hindeuten auf eine andere Zeit.  Wenn ich um die Jahrhundertwende gelebt hätte wäre ich Löwendompteuse geworden.  Was es im Dreikönigskeller zu erwarten gibt ist eine Susie Asado die laut und sehr artikuliert Lieder singt.  Auf Englisch, auf Deutsch.  Es wird sicher lustig und sicher auch ernst.  Tomi Simatupang wird mich auch manchmal begleiten und er wird auch Solo spielen.  Er ist einer meiner großen Vorbilder und Helden und er hat eine ganz magische Beziehung zu seiner Gitarre und auch zu seiner Stimme.  Für mich ist er der neue Prinz.     

Susie Asado scheint ja, wenn man die Fotos so sieht, eine "Inszenierung" zu sein. Oft taucht neben dem Begriff Songwriterin auch der der Dichterin auf, warum nicht auch Darstellerin, also eine Künstlerin, die die Genres gerne mixt?


asado_img_9972Begriffe zu finden um Susie Asado zu definieren, ist ein Versuch Brücken zu bauen.  Damit man sich irgendwas vorstellen kann was einen auf so einem Konzert erwartet.  Dichterin steht da weil ich in der Amerikanischen Lyrik meine Wurzeln habe und lange bevor ich anfing Lieder zu schreiben Gedichte geschrieben habe.  Inzwischen verwischt/vermischt sich alles bei mir und vielleicht passt da so ein Begriff wie Darstellerin besser.  

Wenn Josepha Conrad von der Indie-Pop-Band (wobei ja auch da die musikalischen Einflüsse mehr als Indie und Pop sind) solo zu Susie Asado wird, was lebt sie denn dann mehr oder anders auf als in der Gruppe?

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Susie Asado ist auch eine Band.  Ich trete eigentlich selten ganz solo auf.  Im Moment arbeite ich viel mit dem Amerikanischen Percussionisten und Komponisten Jason Levis und dem Geiger und Tänzer Marko Hefele.  Tomi war auch von Anfang an dabei, ist jetzt nur durch seinen Aufenthalt in Indonesien uns abhanden gekommen.  Es ist spannend wenn sich die Konstellation immer verändert und ich als "Darstellerin" flexibel bleiben muss.  Aber wenn ich die Wahl hätte, wären alle immer dabei.  Es ist toll mit anderen zu musizieren und zu reisen.    

Der Style, der Look, auch einige der musikalischen Features mögen im ersten Moment sehr artifiziell wirken, eher ir-, gar surreal, denn real im Hier und Jetzt. Aber das täuscht. Ähnlich wie Kollegen wie David Byrne oder Laurie Anderson (an deren Sprechgesang ich manchmal denken muss neben einer klassischen Un-, aber besonders ausdrucksstarken Stimme wie Lotte Lenya) gehst Du auf sehr spezielle Weise ans ganz normalen Leben (das ja schließlich oft verrückt genug ist) ran, nimmt man einen Song wie "This Is My Address". In was für eine Welt nimmt uns Susie Asado mit?


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Das ist eine schöne Frage.  Und nicht leicht zu beantworten.  Da kommt verschiedenes zusammen.  Da ist das Leben in Büchern, das Leben in der Fremde und Ferne, da ist der Alltag und das Vertraute.  Und, da ist eine große Sehnsucht, dass die Migrationskreise und das Leben in mehr als einer Kultur, einen Sinn ergeben und nicht zu einen Doppelleben oder einer Schizophrenie mutieren.  Wenn es ein Land wäre dann hieße es Mexico.  Wenn es ein Buch wäre hieße es "Geography and Plays" wenn es ein Haus wäre, dann wäre es ein Baumhaus, wenn es unterwegs wäre dann wäre es ein Helikopter, ein Flugzeug, ein Zug, ein klappriger Bus.  Und da ist die Grenze.  Die Welt hat immer eine Grenze und Grenzpolizei und einen oder mehrere Pässe.    

"Another Geography" - das Reisemotiv spielt bei Dir eine große Rolle, "Sao Paulo" und "Mexiko" sind weitere Songtitel, Berlin ist Deine aktuelle Adresse, aber Du hast u.a. in Chicago gelebt, bist aber gebürtige Frankfurterin?


Ja, ich bin gebürtige Frankfurterin und Mitte der 80iger Jahre mit meiner Familie nach Chicago gezogen.  Dort habe ich bis 2000 gelebt.  Ein paar Jahre war ich auch in Colorado.  Ich habe also viele Zuhause und da werden sicher noch ein paar dazu kommen. Ums Reisen komme ich nicht drum rum.  Die Reisen sind der Klebstoff mit dem ich versuche einen Sinn aus diesen Wegen zu machen in dem ich sie immer wieder gehe.  In den neuen Liedern geht es noch mehr ums Reisen.  Um Koffer auf Koffer zu und so.  

Ist es einfacher, Musik, wie Du sie machst, in Berlin zu schreiben als am Mai und was für einen Bezug hast Du (noch) zu Frankfurt?

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Ich weiß nicht.  Ich könnte sicher auch Lieder am Main schreiben.  Aber Berlin ist ein guter Ort, Dinge aus zu probieren.  In Berlin gibt es viele Orte zum Auftreten und viele Künstler die sich gegenseitig unterstützen.  Ich habe hier ein gutes Netzwerk und es hat sicher auch etwas mit Berlin zu tun, dass ich überhaupt angefangen habe Musik zu machen.  Mein Bruder Philipp hat 2004 angefangen für uns Konzerte zu organisieren und da gab es einige Orte die immer wieder gefragt haben ob wir was machen würden.  Ich weiß nicht ob wir von alleine, ohne diese Impulse von Außen da weiter gemacht hätten.  Zu Frankfurt spüre ich noch eine starke Verbindung.  Meine Schwester lebt in Sachsenhausen mit Ihrer Familie und wir haben viele Freunde in der Stadt.  Auch der Dreikönigkeller ist ein Ort den ich sehr schätze und gerne dort auftrete.  Da spürt man Geschichte und Elvis und Familie und den Main.  Und der Fernsehturm, den mag ich viel mehr als den Alex in Berlin.  Der löst bei mir immer ein super Gefühl aus wenn ich ihn vom Zug aus sehe.  

Musik ist für Dich auch family business - da tauchen Philipp Conrad und Michael Conrad in den CD-Credits auf, Deine Schwester Anja hat die tollen Fotos gemacht (wo eigentlich? Auf den Kanaren?). Und auch Tomi Simatupang, der mit in den Dreikönigskeller kommt, gehört schon lange zum Team?

Ja, Familie ist wo es halt anfängt.  Wir haben zuhause immer Lieder gesungen und wenn ich Lieder singe denke ich an meine Familie.  Einige von den Liedern sind auch für verschiedene Familienmitglieder geschrieben.  Es ist eine Art sich nach Hause zu singen.  Dann gibt es noch die Fiktionale Familie.  Gertrude Stein, Susie Asado, Lily Bart.  Und die "extended family" die Freunde die zu Familie werden.  So wie Tomi und auch Marko und Jason und und und  diese Liste ist sehr lang.  An Familie fehlt es nicht.  Ja, und die Fotos hat Anja auf Teneriffa gemacht.  Wir nennen sie die "Mexiko Bilder".  

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Interview: Detlef Kinsler
Fotos: Anja Conrad
 
1. Mai 2009, 19.00 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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