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Strom und Wasser

Pro Asyl geht ins Bett

„Das Bett“ feiert seinen 6. Geburtstag zusammen mit der Organisation Pro Asyl, die 25 wird. Heinz Ratz, Kopf der politisch engagierten Band „Strom & Wasser“, hat die Geburtstagskinder zusammengebracht.
JOURNAL FRANKFURT: Sechs Jahre das Bett und 25 Jahre Pro Asyl – Heinz Ratz als Bindeglied beim Doppelgeburtstag. Was verbindet Sie mit dem Bett und Pro Asyl und warum passen Club und Organisation so gut zusammen?
Heinz Ratz:
Das Bett ist der Club, in dem ich in Frankfurt am häufigsten aufgetreten bin – seit fünf Jahren schon. Ich mag einfach Veranstalter, die trotz eines auch für sie wachsenden kommerziellen Druckes ihren Idealismus nicht vergessen. Mit Pro Asyl arbeitete ich während meiner Tour der 1000 Brücken zusammen – eine 70 Konzerte umfassende Tournee zugunsten einer gerechten Flüchtlingspolitik. Da war gleich ein gewisser Magnetismus vorhanden, einen engagierten Veranstalter und eine so notwendige und tolle Organisation zusammenzubringen.

Das Programm des Abends sollte was ganz Besonderes sein. Wie kam es zur der Idee, Musiker aus deutschen Flüchtlingslagern einzuladen, was erwartet die Besucher und wie lautet die „Botschaft“?
Das Programm wird ganz sicher etwas sehr Besonderes, denn wir werden viel improvisieren und es treffen Musiker zusammen, die noch nie eine Bühne miteinander geteilt haben. Ich habe im Rahmen meiner 1000-Brücken Tour rund 80 Flüchtlingsheime besucht und dort Musiker kennen gelernt, die einfach Weltklasseformat haben, die in ihren Heimatländern oft einen hohen Bekanntheitsgrad besitzen, hier aber unter erschütternden Umständen in den Lagern vegetieren müssen – oft ohne die Möglichkeit, sich ein Instrument zu kaufen, mit Reise- und Arbeitsverboten behängt. Da wollte ich einfach mal den Menschen in Deutschland zeigen, was für ein kultureller Reichtum kaputt geht.

Beim Finale der Weseler Werft haben Sie bedauert, es gäbe nur noch vereinzelt und viel zu wenig engagierte Musiker. Die Popszene ist voller „Gutmenschen“ (Bono, Sting). Wie sieht sinnvolle soziale und politische Arbeit von Künstlern in Ihren Augen aus, wie gestalten Sie sie für sich und Strom & Wasser?
Es wundert mich zunehmend, dass bei so vielen dringenden globalen Problemen so wenig Bereitschaft herrscht, sich einzumischen oder Stellung zu beziehen. Als hätte man Angst, zu moralisch zu wirken. Dabei ist ja Moral nur eine Meinungsäußerung - und kann fernab von Befindlichkeit auch sehr lustig oder geistreich daherkommen. Ich glaube, dass in dem Moment, in dem mehr als eine Handvoll Zuschauer zu Veranstaltungen kommen, der Künstler auch eine gewisse Verantwortung trägt, für die mitzusprechen, die in der Gesellschaft keine Stimme haben und doch gehört werden sollte – wie zum Beispiel Obdachlose oder Flüchtlinge. Dabei kann natürlich das dargebotene Programm trotzdem unterhaltsam bleiben.

Wer sind diesbezüglich die großen Vorbilder?
Große Vorbilder habe ich eigentlich nicht: und wenn, ist es eher der einfache Sozialarbeiter, der Tag für Tag völlig unterbezahlt, gesellschaftlich nicht sehr geachtet und ohne jeden Applaus seine Arbeit macht und nicht so sehr der große Künstler, der die Bewunderung der Massen erhält.

Sie scheuen sich nicht vor plakativen Aktionen, Stichwort 8.000 Kilometer auf dem Fahrrad zu radeln. Was erleben Sie an Reaktionen von Menschen und Musikfans unterwegs – Solidarität nach anfänglicher Irritation? Und spüren Sie so etwas wie eine neue Streikkultur in Deutschland nach Stuttgart 21.
Na ja, die Reaktionen sind so verschieden wie die Menschen, die ich treffe. Es gibt offene Ablehnung, es gibt Misstrauen, Bewunderung, Respekt, viele Fragen, viel Gedankenaustausch und was immer am schönsten ist: man trifft viele Leute, die in ihrem Rahmen schon wirklich aufopferndes für andere leisten und denen ich etwas Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit verschaffen kann. Mehr tue ich ja eigentlich nicht. Und Streikkultur - sehe ich leider, trotz Stuttgart 21 – in Deutschland nicht besonders ausgeprägt.
 
2. September 2011, 07.51 Uhr
Interview: Detlef Kinsler
 
 
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