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Spannendes aus Frankfurt

„Man hat Angst und ist dennoch sicher“

Rosa Ribas wohnt seit 18 Jahren in Frankfurt. Ihre Romane leben immer ein Stück weit von ihren spanischen Wurzeln und auch ihr aktueller Krimi „Falsche Freundin“ wäre ohne ihre spanischsprechenden Kontakte so nicht möglich gewesen.
Seit zwanzig Jahren lebt Rosa Ribas nun schon in Deutschland, 18 Jahre davon verbrachte sie in Frankfurt und irgendwie hat die Stadt sie zum Schreiben von Krimis inspiriert. "Mein erstes Buch war ein historischer Roman. Bei meinem ersten Krimi „Der kalte Main“ hatte ich ein Bild vor Augen, eine Leiche am Fluss. Daraus hat sich dann die Geschichte ergeben“, sagt Rosa Ribas. Sie selbst lese nicht übermäßig viel Krimis. Das liegt vielleicht auch an ihrer Herkunft. „In Spanien gibt es keine so lange Krimi-Ttradition, mittlerweile aber ist diese Literaturgattung sehr beliebt. Dabei war sie eine Zeit lang sehr verachtet.“ Doch was macht Krimis so faszinierend? „In Krimis werden Zustände gezeigt, die nicht in Ordnung sind, die aus den Fugen geraten. Aus dieser Situation heraus kann man Sachen zeigen, die man normalerweise nicht sehen kann. Es gibt einen Bruch und dadurch kann man in das Innere der Gesellschaft oder in bestimmte Welten treten, wo man normalerweise keinen Zugang hätte. Das ist zumindest die Sichtweise des Autors.“ Beim Leser handele es sich wohl um die Faszination an der Gewalt und an dem Verbrechen. „Wenn man davon liest, ist man meistens zuhause, man ist sicher auf dem Sofa. Zwar hat man Angst, aber man ist trotzdem sicher. Beim Gruseln fühlt man sich gut und wenn es zu arg wird, dann klappt man einfach das Buch zu. Es ist einfach ein morbider Spaß für den Leser.“ Aber außer einer kriminellen Handlung gibt es in den Detektivgeschichten meistens noch mehr. „Heutzutage bringen Krimis viel mehr als nur Spannung“, sagt die spanische Autorin. „Das allein wäre zu wenig. Es geht oft auch um sozialkritische Themen.“

In ihrem aktuellen Krimi schreibt Ribas über ein Drogensyndikat. Ein Schmugglerring bemächtigt sich unscheinbarer Hausfrauen, die den Stoff von einem Flughafen zum nächsten transportieren. „Mich hat die Frage angetrieben: wie kommen so normale Frauen mit Drogen in Berührung und wie funktioniert der Mikrokosmos Flughafen?“ Dann fügt sie hinzu “Naja, Mikrokosmos ist gut, der Flughafen hat 70 000 Mitarbeiter. Das sind mehr Leute als in meinem Heimatort nahe Barcelona wohnen.“ Die 48-Jährige lacht und berichtet: „Mich interessiert nicht die große Drogenmafia, sondern mehr die normalen Menschen. Warum morden sie, handeln mit Drogen und betrügen? Das ist doch spannend.“ Dass ihr Roman eine Authentizität erhält, verdankt Ribas ihrer Muttersprache. Denn so kam sie sehr viel leichter in Kontakt zu spanisch sprechenden Anwälten, die wiederum Angeklagte aus Lateinamerika vor Gericht vertreten – wegen Drogendelikten und dergleichen. „Ich habe Dinge gehört, die ich nicht schreiben konnte, weil sie mir keiner glauben würde. Manchmal ist die Realität absurder als die Fiktion.“ Der Kontakt zu Anwälten und Polizisten half Ribas zu durchschauen, wie diese Schmuggelnetze funktionieren und wie sich so mancher kleiner Fisch darin verstrickt.
Rosa Ribas ist Sprachwissenschaftlerin. Tatsächlich schreibt sie ihre in Frankfurt handelnden Krimis auf Spanisch, also in ihrer Muttersprache. „Das ist meine Schreibsprache.“ Die Frankfurtkrimis werden dann auch zuerst in Spanien verlegt. „Im Schreiben und auch in der Rezeption gibt es bei Spanisch und Deutsch Unterschiede. Dadurch dass ich Ausländerin bin und von der entsprechenden Perspektive berichte, ist es ganz anders, als wenn ein Deutscher schreibt. Außerdem muss ich viele deutschen Dinge für meine Landsleute erklären.“ Trinkhalle und Schrebergarten - das seien etwa zwei Phänomene, die für Spanier erklärungsbedürftig sind. Die spanische Version ihrer Bücher ist durch die Erläuterungen daher ausführlicher als die Deutsche.

Gegen den Begriff „Lokalkrimi“ verwehrt sich Rosa Ribas allerdings. „Meine Krimis spielen in Frankfurt, weil ich Frankfurt eben kenne. Diese mit Lokalkolorit überladenen Geschichten mag ich überhaupt nicht, das langweilt mich.“ Nicht langweilig findet sie indes Frankfurt. „In der Stadt gibt es so viele kleine Parallelwelten, das ist in Frankfurt sehr auffällig. Wenn man über eine gesellschaftliche Gruppe schreibt, gibt es plötzlich immer mehr Querverbindungen. Man zieht an einem Bändchen und zieht plötzlich an einer ganze abgeschlossenen Welt. Das finde ich so faszinierend an dieser Stadt.“

Mehr über Krimis aus Frankfurt erfahren Sie im aktuellen JOURNAL FRANKFURT. Dieser Artikel ist Teil unseres Online-Spezials TatortFFM
 
4. April 2012, 09.53 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
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