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Spannendes aus Frankfurt

Journal Frankfurt fragt Anne Chaplet ...

Keine Frankfurtkrimi-Sammlung ohne die Werke von Anne Chaplet. Doch woher nimmt die Autorin ihre Inspiration und ist Frankfurt tatsächlich ein Ort, an dem man auf Geschichten mit Mord und Totschlag kommt? Wir fragten nach.
Sie leben am Rande des Vogelsbergs, kennen aber Frankfurt selbstverständlich sehr gut. Ihr neuer Roman „Erleuchtung“ spielt wieder einmal auf dem Dorf und in Frankfurt. Ist der Abstand zur Stadt Ihrem Schreiben eher förderlich? Oder streifen Sie zu Recherchezwecken manchmal durch Frankfurt?

Ich bin 1971 nach Frankfurt gezogen, und wurde überzeugte Frankfurterin mit großen Neigungen zu jener eigenartigen Frankfurter Szene-Kultur, die Ende der 70er Jahren entstand. Zu der nicht nur Karl Napps Chaostheater und das Sogenannte Linksradikale Blasorchester gehörten, sondern auch der Pflasterstrand... Erst seit dem Jahre 2000 lebe ich vor allem auf dem Land, was ich mir nie und nimmer hab träumen lassen. Und natürlich bin ich noch oft in Frankfurt, nicht nur zu Recherchezwecken! Meine Geschichten leben von der Spannung zwischen Stadt und Land, das war von Anfang an so, und dazu muss man, denke ich, zu beidem ein (gutes) Verhältnis haben.


Was ist der Auslöser für ein Buch? Sie thematisieren häufig gesellschaftliche Phänomene. Welchen Impuls braucht es für Sie, um zu merken, dass das ein Romanstoff ist, wie beispielsweise jetzt der Leuchtende Pfad?

Auslöser kann eine Zeitungsmeldung sein oder ein Bild, ein Ort oder eine Person, ein Duft, ein Geräusch, ein Lied. In diesem Fall waren es Erzählungen und Berichte aus Peru, und da der Sendero Luminoso etwa zu der Zeit begann, als man auch in Deutschland auf die Bewegungen in Lateinamerika blickte, meist mit revolutions-romantisch verklärendem Blick, lag die Verknüpfung nah, denn die Geschichte, die meinen Helden und seinen Gegenspieler verbindet, beginnt im Jahr 1968.
Übrigens: Heute kontrollieren Kader des leuchtenden Pfads den peruanischen Kokainhandel. Auch hier führte der Weg nach Frankfurt.


Ist jeder Romancharakter reine Fiktion oder haben Sie auch schon reale Personen darin verarbeitet?

Für mich sind meine Figuren verdammt wirklich, ich kenne ihre Biografie von der Wiege bis zur Bahre. Heute lebende Personen kommen nur als Nebenfiguren vor, und das ist dann als liebevoller kleiner Gruß (etwa Richtung Konstablermarkt) gedacht.

Es ist ein richtiger Hype um Lokalkrimis ausgebrochen. Sie haben sich diesem Genre seit 15 Jahren verschrieben. Oder würden Sie sich nicht dazu zählen? Was macht Ihrer Meinung nach den Reiz des Lokalkrimis aus?

Ich habe 1996 begonnen, meinen ersten Krimi zu schreiben, und kannte das Wort „Regional“- oder „Lokal“krimi gar nicht. Meine Vorbilder waren vor allem die britischen Crimeladies oder auch die Amerikanerinnen, die „britisch“ schreiben, und der Charme dieser Bücher lag für mich immer darin, dass sie auch eine Hommage an eine bestimmte Landschaft und deren Kultur waren. Das, dachte ich, kann man auch für deutsche Schauplätze tun. Heute ist das so normal, dass man von Hype schon gar nicht mehr sprechen kann.


Hat Frankfurt als Stadt denn so viel kriminelle Energie? Warum funktioniert die Stadt so gut als Handlungsort von Krimis?

Tut sie das? Sind nicht Dörfer viel ergiebiger? Im Übrigen: wir wissen ja, dass Frankfurt kein besonders gefährliches Pflaster ist. Die Kriminalitätsstatistik nimmt eben auch alles auf, was mit dem Flughafen oder den vielen in Frankfurt ansässigen Kreditkartenunternehmen zu tun hat. Das aber sind keine frankfurter, sondern internationale Delikte.

Was ist für Sie der Ort in Frankfurt, der Sie am meisten inspiriert?

Ich gebe zu: es sind die Märkte. Schillermarkt, Konstablermarkt – das sind wunderbare Orte, um dumm rumzustehen und zu gucken. Und zuzuhören. Was um einen herum so passiert. Um Jörg von der Herbertsmühle zu begrüßen oder die legendäre Geri – www.ichliebefrankfurt.de ist einfach Kult.

Welche literarischen Vorbilder haben Sie?

Puh. Hm. Dorothy Sayers? William Boyd? P. D. James? Kate Atkinson? Stephen King? Hamse nicht ne einfachere Frage?

Liest man als Krimiautor auch zwingend selbst gerne Krimis?

Zwingen Sie mal Krimiautoren! Aber – ob gern oder nicht: Lesen schadet nicht. Damit man zumindest weiss, wie man’s nicht machen sollte...


Die neuen Frankfurter „Tatort“-Ermittler Król und Kunzendorf werden allseits gelobt. Haben Sie eine Episode gesehen?

Hach! Ich habe zwar keinen Fernseher, aber die Mediathek – und nie, niemals würde ich mir Conny Mey entgehen lassen! La Kunzendorf spielt alle an die Wand – vor allem, leider, Joachim Krol. Diese wunderbare Mischung aus abgebrüht, naiv und prollig – das macht ihr keine nach. Fernsehen macht mich selten euphorisch – aber diese Figur und diese Schauspielerin: wow. Der würde ich gerne mal was auf den Leib und ins Gesicht schreiben.

Mehr über krimis aus Frankfurt erfahren Sie im aktuellen JOURNAL FRANKFURT. Dieser Artikel ist Teil unseres Online-Spezials TatortFFM
 
29. März 2012, 08.03 Uhr
Die Fragen stellte Christoph Schröder
 
 
Fotogalerie:
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