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So stand es im Pflasterstrand (16. Jan. 1982)
Hier kommt, eins-zwei-drei, der 123. Pflasterstrand, erschienen heute vor 25 Jahren. Für Zweimarkfuffzig, genau wie 'ne Packung Kippen, weswegen auf dem Titelbild auch der Bundesgesundheitsminister warnt. Aber zum Inhalt. In den Kurzmeldungen erfahren wir, dass die PS-Leute von Zivilpolizisten beschattet werden:
Von Zivis bevölkert wird seit Sylvester der Bornheimer Straßenzug Habsburgerallee 7/9/11. Weil wir uns nach drei Tagen (wir wohnen nämlich da) verarscht vorkamen, gingen wir eines Abends gemeinsam zu ihnen runter, und fragten, was denn nun Sache sei. Nachdem einer der unauffällig gekleideten Zivis aus seinem unauffällig geparkten cremefarbenen Benz (RE - Z 886) erklärte, er sei hier schließlich im Einsatz, verpißten sie sich alle für den Rest dieses Abends. Sie werden aber wiederkommen. (...) Da ebenfalls vor kurzem im Bereich Oederweg/ Eschersheimer sämtliche geparkte Autos von Bullenspitzeln aufgeschrieben wurden, interessiert es uns jetzt, ob auch in anderen Straßen ähnliche Sachen ablaufen. Ne angelegte Einschüchterungskampagne in Sachen Startbahn ist z.B. denkbar. Wenn also, dann meldet euch bitte im PS-BÜro oder hinterlaßt einen kleinen Zettel; wir melden uns dann.Genau, die Startbahn. Die bewegt die Gemüter nach wie vor.
POESIE und Startbahn WESTWohl wahr. Und was schreiben die Leser schönes? Hier zum Beispiel christian scherenberg:
in letzter zeit bekam der pflasterstrand eine reihe von gedichten zur startbahn west. es kommt bestimmt nicht von ungefähr, daß dies in eine zeit fällt, in der versucht wird diese bewegung gewaltsamt zu zerschlagen, einige, die ihrer ohnmächtigen wut über das vorgehen der polizei und der landesregierung nicht durch irrationale gewaltakte ausdruck verleihen wollten oder konnten, haben den weg der lyrik gewählt.
DER FEINDOder hier, wolf winkler:
der adler lauscht auf seinem horst;
der keiler rauscht zum kesselforst;
das kätzlein klinkt am ast sich fest;
der wolf, er hinkt zum felsennest;
das damwild streicht zum dickicht hin;
der fuchs still schleicht zum bau hinein;
aufstutzt, hinflitzt das scheue reh;
die löffel spitzt der haas im klee;
die ente duckt im düstern rohr;
das fischlein guckt nicht mehr hervor;
und alles schweigt im hinterhalt -:
der mensch sich zeigt - geht durch den wald.
der wald lebtZusammengetragen und fachkundig kommentiert haben all die Gedichte kerstin zollna/tres cher, deren wundervolles Schlusswort auch hier den Abschluss zu unserer Pflasterstrand-Würdigung bilden soll. Zuvor noch ein Hinweis an unsere Leser: wir melden uns die Tage mit ein paar weiteren Schätzen aus dem damals aktuellen Pflasterstrand, zum Beispiel über Frauen mit fettem Busen im schwarzen BH. Yep, richtig gelesen. Bevor wir beim nächsten Mal einen härteren Gang einlegen, hier die Romantik von tres cher:
der wald atmet
im wald ist es kalt
der wald ist leer
der wald ist voll von bäumen
der wald ist grün
weil es so schwierig geworden ist zu sprechen, ist das "eigentlich unmögliche gespräch über bäume" nur mit äußerster zartheit zu führen.
16. Januar 2007, 11.15 Uhr
Nils Bremer
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