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Foto: Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh, Hesam Rahmanian, O You People!, 2020, Detail, Acryl, Gips und Epoxid auf wasserfesten MDF-Platten, 1600 x 1700 cm, © die Künstler und Galerie Isabelle van den Eynde, Dubai, produziert und realisiert von Schirn Ku
Foto: Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh, Hesam Rahmanian, O You People!, 2020, Detail, Acryl, Gips und Epoxid auf wasserfesten MDF-Platten, 1600 x 1700 cm, © die Künstler und Galerie Isabelle van den Eynde, Dubai, produziert und realisiert von Schirn Ku

Schirn Kunsthalle

Vorbei an Fischen, Fröschen, Eseln und Absperrbändern

Erstmals sind in der Schirn Kunsthalle Installationen der iranischen Künstler Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh und Hesam Rahmanian zu sehen. Die Schau vereint biographischer Hintergrund, Gesellschaftskritik, iranische Kultur und aktuelles Zeitgeschehen.
„Either he’s dead or my watch has stopped. Groucho Marx (while getting the patients pulse)“ ist der ungewöhnliche Titel der neuen Ausstellung der Schirn Kunsthalle, die bis zum 13. Dezember zu sehen ist und die Arbeiten der iranischen Künstler Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh und Hesam Rahmanian zeigt. Er zitiert den Filmklassiker „A Day at the Races“ der Marx Brothers und offenbart eine skurrile Komik, gepaart mit dem Thema Tod, die sich an der einen oder anderen Stelle auch in der Ausstellung zeigt.

So zeigt ein riesengroßes auf Seide gedrucktes Foto mit dem Titel „My Son, My Crown“ eine Mutter, welche die sterblichen Überreste ihres im Iran-Irak-Krieg vermissten und zehn Jahre später wiedergefundenen Sohnes trägt – ihre Geste erinnert an den sogenannten Lampentanz, einen Freudentanz aus der Region, aus der die Frau kommt. Die Künstler berichten von ähnlichen Verarbeitungsprozessen: „Wir waren Kriegskinder, und auch unsere Angst vor den Raketen und Bomben, die auf Teheran niedergingen, wurde, als wir in unterirdischen Schutzräumen Zuflucht gefunden hatten, von einer gewissen Freude verdeckt. Wir erinnern uns, dass wir, den Bomben entkommend, während solcher Nachbarschaftsversammlungen trotzdem freudig aufgeregt waren – es waren unvergessliche, intensive Momente.“




Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh, Hesam Rahmanian, Ausstellungsansicht, © Schirn Kunsthalle Frankfurt, 2020, Foto: Marc Krause

Das Moving Painting „From Sea to Dawn“, bei dessen Titel man automatisch an den Filmklassiker denken muss, behandelt auf ähnliche augenzwinkernde Weise ein immer noch aktuelles Thema: die Migration und die Flucht über das Mittelmeer. Die Künstler verfremdeten dabei dokumentarisches Material – die Köpfe der Flüchtlinge wurden durch Marienkäfer ersetzt, die Köpfe der Soldaten durch Stacheldraht.

Das Herzstück der Ausstellung ist das eigens für die Schau entstandene Bodengemälde „O You People!“, das den Fußboden vollständig bedeckt. Beim Betrachten der Arbeit folgt man den Schlieren auf dem Boden, vorbei an Fröschen, Eseln, Absperrbändern und haarigen Beinen in High Heels. Auch die Thematik aus der Arbeit „From Sea to Dawn“ wird noch einmal aufgegriffen: Menschliche Körper mit Tierköpfen sitzen dicht gedrängt auf einem langen Finger, der auf einen Strudel zeigt.

Im Hintergrund hallt es während des Betrachtens wiederholt „Monday, Tuesday, Wednesday, Thursday, Friday, Saturday, Sunday, Monday.." durch den Ausstellungsraum. Die Worte kommen von einem Video, das zeigt, wie die Künstler in ihrem Haus in Dubai während der Corona-Zeit gearbeitet haben, die Aufzählung spiegelt die Monotonie der Quarantäne wider. Daneben befinden sich Stahlgestelle mit Keramiktellern, auf denen die Künstler Motive aus dem Strom der Medienberichte dieser Monate übermalt, collagiert und in neuer Form zusammengeführt haben.




Ramin Haerizadeh, Rokni Haerizadeh, Hesam Rahmanian, © Schirn Kunsthalle Frankfurt, 2020

Ramin Haerizadeh, sein Bruder Rokni Haerizadeh und Hesam Rahmanian sind während des Iran-Irak-Kriegs (1980–1988) in Teheran aufgewachsen, was ihr Leben und ihre künstlerische Arbeit bis heute prägt. Seit 2009 leben und arbeiten die drei Künstler im Exil in Dubai. Die Schau in der Schirn zeigt die Arbeiten des Trios erstmals in Deutschland. Es ist eine beeindruckende Schau, die viel Gelduld erfordert, aber auch viel zu entdecken bietet.
 
3. September 2020, 09.29 Uhr
Elena Zompi
 
 
Fotogalerie:
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