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Rot und Rot an einem Tisch

SPD und Linke nähern sich an. Die beiden jüngsten Landtagsabgeordneten zeigen schon mal, wie das geht.

Die Gemeinsamkeiten zwischen Janine Wissler (Linke, rechts im Bild) und Lisa Gnadl (SPD) enden nicht mit ihrem Alter: beide sind 26 Jahre, es trennt sie nur ein Tag. Es scheint auch derselbe Wille zu sein, der sie bewegt: der kapitalistischen Gesellschaft ein sozialeres, ein menschlicheres Gesicht zu geben. Doch sie wählten verschiedene Wege, besser gesagt: Parteien. Gnadl die SPD, Wissler die Linke. Sind die politischen Unterschiede wirklich derart groß, wie es gewissenhafte Abgeordnete wie Dagmar Metzger beschwören?

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„Wir haben im Programm schon riesige Differenzen“, so Gnadl.
Daraufhin erinnert Wissler an die große Koalition in Berlin: „Man darf auch nicht vergessen, wer im Bund mitregiert und wer seit Jahren keine sozialdemokratische Politik mehr geführt hat. Wer auch von 1998 bis 2005 durch Steuergesetze den Haushalt reduziert hat.“ Doch solle man den Konflikt nicht auf eine persönliche Ebene reduzieren, vielmehr handele es sich dabei um politische Fragen. Solcherlei Sticheleien gehören zum politischen Alltagsgeschäft dazu, soviel haben die beiden Landtagsneulinge bereits gelernt.

Doch im Gegensatz zu manch älterem Genossen gehört die Linke für Gnadl „definitiv zu den demokratischen Parteien.“ Schließlich seien die Linken genauso gewählte Volksvertreter wie andere Abgeordnete auch. Dass Janine Wissler die politischen Prozesse etwas grundsätzlicher betrachtet, stört Frau Gnadl da wenig. Doch manche sehen das noch nicht so: „Viele vergleichen noch die Linke Partei mit der NPD und den Republikanern“, gibt sie zu. Bis zu den Ergebnissen der Wahlen sei die SPD davon ausgegangen, dass die Linke es nicht in den Landtag schafft. Bittere Ernüchterung? Angeblich nicht, doch die Partei müsse noch die Art ihres Umgangs mit der Linke finden. Sehr spannend wird es inwiefern die parlamentarische Mehrheit unter diesen Umständen funktionieren könnte. „Wir werden in den kommenden Monaten sicherlich einige Gesetze zusammen beschließen“, sagt Gnadl. Die Studiengebühren seien da nur ein erster Schritt. Als „Neuling“ empfindet Gnadl ihre Partei – nach der Geschichte mit Metzger – als extrem geschlossen. „Ich kenne keinen der gemeint hätte, er hätte Gewissenprobleme mit der Linke zusammenzuarbeiten. Bedenken über die Tragfähigkeit des Ganzen haben alle, aber mit Gewissen hat das nichts zu tun.“

Doch Wissler wirkt skeptisch: „Wenn Peer Steinbrück von Berlin aus die Wahl 2009 für die SPD als verloren erklärt, kann man das schon als ‚in den Rücken fallen’ verstehen.“ So etwas sei keine Werbung für die Politik im Generellen und für den Umgang mit Frauen in der Politik im Besonderen. Es gäbe innerhalb der SPD genügend Leute, die Ypsilanti loswerden wollten.

Eigentlich hätte die SPD keine Angst davor, dass die Linke den Kommunismus im Landtag einführt. Die SPD habe lediglich Angst um ihre Existenz. „Die WASG wurde von Leuten gegründet, die ganz wichtig für die SPD waren.“ Es handele sich dabei nicht nur um Lafontaine, sondern auch um den ganzen Mittelbau der Gewerkschaften. Tja, wieder mal kommunistische Propaganda? Dabei würde Wissler sich selbst weder als „Trotskistin“ – wie die Medien sie zu nennen pflegen – noch als radikal bezeichnen. „Viel radikaler ist die Wirklichkeit. Dass wir in einer Zweiklassengesellschaft leben, kann wohl heute keiner leugnen: Sei es in der Bildung oder der medizinischen Versorgung“, wehrt sie sich. „Wir können uns nicht erlauben die Menschen zu enttäuschen, dafür brauchen wir aber die Unterstützung der Straße.“

Bis jetzt fühlt sich sowohl Lisa Gnadl als auch Janine Wissler in ihrer jeweiligen Partei zu Hause. Um da oben anzukommen haben schließlich beide lange und kontinuierlich gearbeitet. Doch heute könnte das folgende Zitat sowohl von der einen als auch von der anderen stammen: „Ich unterstütze jede Reform, die zum Wohle der Mehrheit der Menschen beiträgt.“ Dass Wissler dann ganz unbekümmert über Sozialismus, Marx und Engels redet und ihr nur noch wenige Ausgaben der Blauen Bänden fehlen, wen stört’s? Wie heißt es so schön: „Wer mit 20 kein Revolutionär ist, hat kein Herz ...“
 
2. April 2008, 09.45 Uhr
Ghislain de La Chaise
 
 
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