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Roland Koch: Am Boden zerstört
Eigentlich hatte ich vor, in diesem Artikel über seelische Grausamkeit zu schreiben. Ein heikles und dennoch wichtiges Thema, gerade jetzt zu Weihnachten, dem Fest der Liebe, wo dieses Phänomen perverser Weise öfter auftaucht, als man vermuten würde. Was ist seelische Grausamkeit? „Last Christmas“ von Wham in der Endlosschleife: am Weihnachtsmarkt, beim Geschenke aussuchen im Kaufhof und natürlich im Supermarkt oder Radio. Fakultativ und noch viel besser bietet sich als seelische Folter „Feliz Navidad“ an. Das bohrt sich ganz penetrant in den Kopf und geht von alleine nicht mehr weg. Wie Gehirnwäsche. Feliz Navidad jedenfalls könnte man auch gut in Guantanomo einsetzen – nicht, das ich das irgendwem wünschen würde. Es ist Weihnachten, das stimmt doch eigentlich mildtätig. Und doch: Grausamkeit, wohin das Auge blickt. Seit drei Wochen schon, erlebe ich die ganze Härte an jedem Morgen, wenn ich das Haus verlasse. Schon durch die vollverglaste Haustür erblicke ich täglich das Übel: ein Wahlplakat in Augenhöhe – nicht neben meiner Tür, sondern direkt und unmittelbar davor. Mit breitem Grinsen schaut mir Roland Koch, wenn auch weichgezeichnet – entgegen und wünscht mir „Auf ein gutes neues Jahr!“
Angesichts dieser Plakatfolter mache ich mir für 2009 keine Illusionen mehr. Im Gegenteil, das ist doch ironisch gemeint, oder? Nun ja, jeden Morgen wende ich das Plakat, so dass nur die Seitenkante auf meine Haustür zeigt und ich damit Kochs Gesicht nicht sehen muss. Irgendein Idiot macht mir genau das zu Fleiß: das Plakat grinste mich, offenbar zurechtgerückt, immer wieder an. Sonst bin ich ein gutmütiges Schaf, das Plakat forciert jedoch meine Aggression. Wenn auf dem Poster Brad Pitt gelächelt hätte oder auch George Clooney – ich würde jede freie Sekunde vor meiner Haustür stehen und zurückschmachten. Aber muss es denn Roland Koch sein? Nein, ich persönlich bin kein Fan und das muss ich auch nicht sein. Darf ohnehin als Ausländerin nicht wählen – das Plakat vor meiner Tür ist also vergebene Liebesmüh. Wie gesagt, ich wollte über seelische Grausamkeit schreiben. Nun hat es das Schicksal und wohl auch der ein oder andere Autofahrer gut mit mir gemeint. Ich luge vorsichtig aus meiner Haustür und kann mir das Grinsen nicht verkneifen: Das ist nicht mehr länger seelische Grausamkeit, sondern ausgleichende Gerechtigkeit! Roland Koch liegt da, am Boden zerstört. Weihnachtszeit, Du gnadenreiche Zeit.
Angesichts dieser Plakatfolter mache ich mir für 2009 keine Illusionen mehr. Im Gegenteil, das ist doch ironisch gemeint, oder? Nun ja, jeden Morgen wende ich das Plakat, so dass nur die Seitenkante auf meine Haustür zeigt und ich damit Kochs Gesicht nicht sehen muss. Irgendein Idiot macht mir genau das zu Fleiß: das Plakat grinste mich, offenbar zurechtgerückt, immer wieder an. Sonst bin ich ein gutmütiges Schaf, das Plakat forciert jedoch meine Aggression. Wenn auf dem Poster Brad Pitt gelächelt hätte oder auch George Clooney – ich würde jede freie Sekunde vor meiner Haustür stehen und zurückschmachten. Aber muss es denn Roland Koch sein? Nein, ich persönlich bin kein Fan und das muss ich auch nicht sein. Darf ohnehin als Ausländerin nicht wählen – das Plakat vor meiner Tür ist also vergebene Liebesmüh. Wie gesagt, ich wollte über seelische Grausamkeit schreiben. Nun hat es das Schicksal und wohl auch der ein oder andere Autofahrer gut mit mir gemeint. Ich luge vorsichtig aus meiner Haustür und kann mir das Grinsen nicht verkneifen: Das ist nicht mehr länger seelische Grausamkeit, sondern ausgleichende Gerechtigkeit! Roland Koch liegt da, am Boden zerstört. Weihnachtszeit, Du gnadenreiche Zeit.
21. Dezember 2008, 19.08 Uhr
Nicole Brevoord
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