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Foto: Frau Eva
Foto: Frau Eva

Rebell(i)sche Studiobühne

Clowns zwischen Licht und Schatten

Nach erheblichen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten hat Radio-Legende Volker Rebell das Werkstattgebäude seines Vaters zur Studiobühne umfunktioniert. Am Samstag präsentiert er dort eine Künstler-Gala „für.alle.sinne".
Volker Rebell: Wie kamen Sie, Frau Eva, bei Ihrer Arbeit als künstlerische Fotografin auf das Thema Clowns? Was reizt Sie speziell an diesem Thema?

Frau Eva: Die Clownsidee hat sich über einen längeren Zeitraum entwickelt. Es begann damit, dass ich Menschen das Gesicht mit weißer Farbe geschminkt habe, um einen authentischeren, reduzierten Ausdruck hervorzuheben und auf das klassische Schönheitsideal zu verzichten. So habe ich quasi eine Maske aufgetragen, um an das Echte dahinter zu kommen. So entstand irgendwann der Pantomime und der Clown daraus, um durch weitere Verkleidungs- und Stimmungselemente eine Parallelwelt aufzubauen, die aber immer die authentischen Emotionen des Modells im Blick hat.

Die typische, allgemein bekannte Figur des Spaßmachers, des lustigen Clowns scheint Sie weniger zu interessieren. Wie sieht das Clowneske in Ihrer künstlerischen Arbeit aus?

Frau Eva: Für mich spielen Emotionen wie Melancholie und Trauer eine große Rolle in meiner künstlerischen Arbeit. Ich lebe diese Gefühle über meine Bilder aus und gebe ihnen darin sozusagen einen Rahmen. So war es für mich immer wichtig, die „andere" Seite der Clownerie fernab von Spaß und überschwänglicher Freude darzustellen: sozusagen den echten Menschen hinter der Fassade der Fröhlichkeit.

Nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Clown-„Models" aus? Ihre Fotos wirken nicht wie spontan entstanden, sondern geradezu akribisch inszeniert?

Frau Eva: Es gibt im Grunde keine Kriterien, nach denen ich meine Modelle auswähle. Es ist mehr ein Gefühl, dass ich in diesem Menschen einen Clown „sehe" und diese meine Empfindung sichtbar machen möchte. Das kann jemand aus meinem privaten Umfeld sein, jemand fremdes, der mir auf der Straße begegnet oder jemand, den ich über das Internet in einem Modellportal sehe.

Nimmt Ihre Vorstellung von Clowns in irgendeiner Weise Bezug auf Clown Pennywise aus Stephen Kings Roman und Film „Es"?

Frau Eva: Nein, in keiner Weise. Auch mit den vor einiger Zeit aufgetretenen „Horrorclowns" haben die Bilder nichts zu tun, da sich meine Bilder nicht mit dem Thema „Angst" befassen und auch nicht ängstigen sollen, obgleich einige Bilder tatsächlich sehr düster und etwas unheimlich wirken können.

Wie sind Sie, Moritz Stoepel, bei der Auswahl der literarischen Texte und Lieder zum Thema „Clowns zwischen Licht und Schatten“ vorgegangen?

Moritz Stoepel: Es gibt verschiedene Möglichkeiten des Herangehens. Ein Teil der Texte hatte ich spontan schon zu diesem Thema im Kopf, da für mich in meinem Leben Clowns schon immer eine wichtige Rolle als theatralische Figuren gespielt haben. Für mich waren Clowns nie vordergründige Spaßmacher, sondern eher anarchische Figuren, die das Leben in seiner Mystik, Melancholie und Tragikomik spiegeln. Das alles findet sich auch in den Clowns-Bildern von Frau Eva. Die Geschichten, die mir ihre Figuren erzählen, habe ich in Prosatexten, Poesie und Szenen der Weltliteratur aufgespürt und wiederentdeckt.

Haben Sie sich von jedem der einzelnen Clowns-Bilder inspirieren lassen und einen jeweils eigenen Text dazu ausgewählt?

Moritz Stoepel: Bei manchen Bildern ja, aber nicht bei allen. Meiner Meinung nach lässt jedes Bild verschiedene Interpretationen zu. Die Figur des Clowns trägt so viele Facetten des Lebens gleichzeitig in sich. Das aufmerksame Betrachten der beeindruckenden Fotos von Frau Eva löste in mir spontane Assoziationen aus, die sehr rasch zu konkreten literarischen Texten führten, zu ausdrucksstarken Texten aus unterschiedlichen Epochen, die mir persönlich viel bedeuten.

Von welchen Autoren stammen die literarischen Texte?

Moritz Stoepel: Von Baudelaire, Shakespeare, Samuel Beckett, Jacques Prévert, Else Lasker-Schüler, Gioconda Belli, H.C. Artmann, Heinrich Heine, Robert Walser und viele andere.

Nimmt auch die musikalische Form Ihrer literarischen Performance Bezug auf das Thema „Clowns zwischen Licht und Schatten“?

Moritz Stoepel: Ja natürlich. Die Lieder sind so ausgewählt, dass sie verschiedene Gefühlszustände der Figuren widerspiegeln.
Darüber hinaus erfindet Christopher Herrmann, der mich als Cellist und Multiinstrumentalist begleitet, aus dem Moment heraus Klangphantasien, die die Atmosphäre der Bilder und der Texte in Töne und Sounds übersetzen.


>> Künstler-Gala „für.alle.sinne": Ausstellung – Eat-Art-Dinner – Konzert zum Thema „Clowns – zwischen Licht und Schatten". Ausstellung der Fotokünstlerin Frau Eva, Koch-Künstler Rolf Baltromejus kreiiert dazu ein speziell abgestimmtes Performance-Menü, Schauspieler und Sänger Moritz Stoepel, begleitet von Celliste Christopher Herrmann, präsentiert Texte aus der Weltliteratur und Lieder aus aller Welt zum Thema Clowns, Samstag, 21.10.2017, 19 Uhr, Rebell(i)schen Studiobühne & Galerie, Bieberer Straße 145A, Hinterhaus, 63071Offenbach
 
19. Oktober 2017, 09.58 Uhr
Volker Rebell
 
 
Fotogalerie:
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