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Foto: Khara Woods/Unsplash
Foto: Khara Woods/Unsplash

Raum für Kreative

Die Stadt als kreativen Standort erhalten

Die Leerstandsagentur Radar übernimmt seit 2011 die zentrale Arbeit bei der Vermittlung und Förderung von Kreativräumen in Frankfurt. Mit dem JOURNAL FRANKFURT sprach Sebastian Handke von Radar über „kreative Stadtteile“ und Schwierigkeiten bei der Flächenfindung.
JOURNAL FRANKFURT: Herr Handke, kürzlich hat die Stadt Frankfurt Förderbeiträge in Höhe von rund 100 000 Euro im Rahmen des „Frankfurter Programms zur Förderung des Umbaus leerstehender Räume für Kreative“ bereitgestellt. Welche Rolle spielt Radar dabei?
Sebastian Handke: Unser Konzept ist relativ simpel: Wir helfen Kreativen und Kulturschaffenden, Kreativräume zu finden. Im Auftrag des Frankfurter Stadtplanungsamtes und in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung Frankfurt GmbH sowie dem Kulturamt vermitteln wir leerstehende Gewerberäume. Künstler*innen können auch selbst nach Räumlichkeiten suchen und anschließend eine Förderung bei uns beantragen, das wissen viele nicht.

Wie viele Objekte konnte Radar seit seiner Gründung 2011 bisher vermitteln und fördern?
Seit 2011 hat Radar 186 Objekte und damit rund 250 bis 300 Kreative gefördert. Die Nachfrage ist durchaus hoch, manchmal bewerben sich 20 Interessierte auf ein Inserat, manchmal sind es aber auch nur zwei oder drei Personen. Pro Objekt fördern wir eine Fläche von bis zu 120 Quadratmetern und maximal 150 Euro pro Quadratmeter.

Die diesjährige Förderung fließt zu einem großen Teil in Kreativbüros an der Hanauer Landstraße und in ein Architekturbüro an der Ostparkstraße. Welche Rolle spielt das Ostend als Stadtteil für Kreative?
Das Ostend ist nach wie vor interessant und besitzt auch noch viele Ecken, die nicht wegen der EZB durch die Decke gegangen sind. Wir versuchen auch dort neue Orte zu finden, was allerdings sehr mühsam ist. Im Ostend steckt durch die großen Industriefläche viel Potential für kreative Räume, wie beispielsweise das Neckermann-Areal. Für uns ist es wichtig, preiswerte Immobilien zu finden. Im Nordend, Westend und Bornheim gibt es die nicht mehr. Deshalb vermitteln wir viele Flächen in Fechenheim, Seckbach, Heddernheim, Höchst und generell in Stadtteilen, die einen Industriehintergrund haben. So würde ich die Gwinnerstraße mittlerweile als Kreativmeile bezeichnen. Der Vorteil vom Ostend gegenüber den anderen Stadtteilen ist aber, dass es relativ zentral liegt und mit dem Fahrrad und der U-Bahn gut zu erreichen ist.

Was halten Sie von dem Vorschlag, die Städtischen Bühnen an den Osthafen zu verlegen?
Ich würde den Willy-Brandt-Platz als Standort immer noch vorziehen. Der Platz spielte eine repräsentative Rolle und die Städtischen Bühnen sind dort besser aufgehoben. Wenn aber ein anderer Standort in Frage käme, dann wohl der Osthafen. Er hat diesen roughen Charme und das Ostend ist ein sehr kultureller Stadtteil. Trotzdem würde ich den Willy-Brandt-Platz vorziehen.

Wie lange bleiben die Künstler*innen in ihren Räumlichkeiten? Findet eine Fluktuation statt?
Die Eigentümer*innen verpflichten sich für fünf Jahre zu vermieten, das ist bei Gewerbeverträgen eigentlich normal. Häufig richten die Künstler*innen die Flächen gemeinsam mit den Eigentümer*innen für ihre Zwecke her und wollen dann natürlich auch dort bleiben. Es kommt aber leider häufiger vor, dass die Eigentümer*innen nach fünf Jahren die Miete erhöhen. Die Künstler*innen müssen sich dann etwas Neues suchen. Die Vermieter*innen bereuen die Erhöhung im Nachhinein aber auch häufig, weil sie mit den meisten Kreativen eigentlich gute Mieter*in haben.

Reicht die Fördersumme aus, die Sie aktuell erhalten?
Mit der Fördersumme können wir gut arbeiten. Uns wäre es natürlich lieber, wenn wir damit irgendwann nicht mehr zurechtkommen, weil das heißen würde, dass wir noch mehr Kreative und Künstler*innen unterstützen würden als wir es jetzt tun.

Wie kann man die Frankfurter Kreativen in Zukunft noch besser fördern?
Die Eigentümer*innen von Gewerberäumen haben häufig gar nicht auf dem Schirm, dass sie ihre leerstehenden Flächen an Künstler*innen vermieten können. In Zukunft wäre es nötig, dass wir mehr auf eigentümerspezifisches Marketing setzen. Da sich diese auch häufig nicht im Internet informieren, müssen wir Flyer auslegen und direkt bei den Anwohner*innen einwerfen. Wir haben ein relativ geringes Marketingbudget und arbeiten viel mit Mundpropaganda. Es fehlt uns einfach an Bekanntheit. So werden keine potentiellen Flächen bereitgestellt, die in Hinterhöfen, alten Werkstätten und Industrieanlagen schlummern. Wir wollen, dass die Kreativen in Frankfurt bleiben und nicht nach Berlin abwandern. Es wäre schön, wenn die Stadt als kreativer Standort erhalten bleibt. Deshalb ist es unser Hauptthema neue Räume zu finden. Es gibt genug Räume, nur an sie heranzukommen, ist das große Problem. Der Wohnraum mag in Frankfurt knapp sein, aber Arbeitsräume gibt es viele.
 
5. März 2020, 13.05 Uhr
Johanna Wendel
 
 
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