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Foto: Denis Sinyakov
Foto: Denis Sinyakov

Pussy Riot live im Mousonturm

Die Macht des Wortes

Die furchtlose Aktivistin Maria Alyokhina kommt mit ihrer Performance „Pussy Riot Theatre“ nach Frankfurt. Zeit für ein Gespräch über Aufstand und Feminismus.
Maria Alyokhina tourt gerade durch den Norden Russlands. Als nächstes ist Australien dran, dann England, Irland. Im September wird ihr Hybrid aus Performance und Konzert, „Pussy Riot Theatre“, auch im Künstlerhaus Mousonturm Station machen. Zum Ausgangspunkt nimmt er das Buch „Riot Days“, das die Musikerin und Aktivistin nach ihrem Gefängnisaufenthalt schrieb. Aufgrund ihrer Reisen kann das Interview mit Maria Alyokhina nur per Email stattfinden, und in ihren Antworten verliert die 28-Jährige kein Wort zu viel. Macht nichts. Informationen über diejenige, die nach ihrem „Punkgebet“ in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale im Februar 2012 Weltbekanntheit erlangte und gemeinsam mit zwei anderen Mitgliedern von Pussy Riot wegen „Rowdytums“ zu je zwei Jahren Gefängnis verurteilt wurde, gibt es ja genug.

Warum haben Sie ein Buch über Ihre Arbeit mit Pussy Riot und über Ihre Inhaftierung in Sibirien geschrieben?
Ich habe mich 2012 entschieden, „Riot Days“ zu schreiben, weil ich meine Wahl getroffen habe. Meine Wahl, zu handeln. Und ich möchte mehr Handlungen sehen in der Welt, denn jeder kann Pussy Riot sein. Unser Buch ist ein Beinspiel (nur eins, aber ein echtes) dafür, wie das aussehen könnte.

Das Buch wurde zuerst in England, den USA, Frankreich und Deutschland veröffentlicht. Haben Sie es auch geschafft, es in Russland herauszubringen?
Definitiv, ja! In Russland haben wir „Riot Days“ im Selbstverlag herausgegeben. Es gibt eine große Tradition des „samizdat“-Kampfes mit der Zensur, die noch aus der Sowjetunion stammt, einer Zeit, in der viele ausländische und politische Bücher verboten waren.

„Samizdat“, lehrt Wikipedia, ist ein Schlüsselbegriff der Dissidentenarbeit im Sowjetblock.Einzelne machten zensierte Literatur von Hand verfügbar und reichten sie weiter, von Leser zu Leser. In Zeiten, in denen das Weltwissen via Internet überall und permanent verfügbar zu sein scheint, mutet die Vorstellung befremdlich an, dass Texte in mühevoller Handarbeit vervielfacht und verbreitet werden (müssen). Und nichtsdestotrotz: Es ist Realität.

Hat sich Russland verändert, seitdem Sie vor fünf Jahren Ihren Protest begannen?
Ja. Seit dem Beginn von Putins dritter Amtszeit hat sich viel verändert. Politische Fälle wie unserer wurden zu einer offensichtlichen, alltäglichen Realität.

Was bedeutet es für Sie, eine feministische Künstlerin zu sein?
Es bedeutet, dass ich ein sehr interessantes Leben habe.

Das glaubt man sofort. Maria „Masha” Alyokhina ist eine Berühmtheit, ein Popstar. Zuvörderst aber ist sie eine politische Aktivistin, und zwar eine ziemlich furchtlose, die sich im Kampf gegen Putins Despotismus nie hat unterkriegen lassen. Seit ihrem Aufenthalt im sibirischen Lager setzt sie sich für die Rechte von Gefangenen ein. Sich zu fürchten, sagte sie dem britischen Guardian, habe ohnehin keinen Zweck: „Ich glaube, wenn du dich dazu entscheidest, etwas zu tun, verschwindet die Angst.“

Sie sind Künstlerin ebenso wie Aktivistin. Ist Kunst eine politische Kraft?
Kunst sollte eine politische Kraft sein. Und „Pussy Riot“ ist ein kleiner Beitrag dazu.

Mit „Riot Days“ touren Sie weltweit. Wie reagiert das Publikum in den verschiedenen Ländern?
Wir glauben an die Kraft des Wortes. Und wir wissen, dass die Sprache der politischen Kunst eine der stärksten ist. Ja, die Geschichte von „Pussy Riot“ geschah in Russland. Aber aufgrund der gegenwärtigen Politik verstehen die Menschen in den USA und Australien sie so, als sei es ihre eigene.

Danke für das Gespräch. Und auf ein Wiederhören im Theater.

Und wie sieht „Pussy Riot Theatre“ aus? Laut, wenn man dem Video glauben darf, düster, groovy, zornig:


Pussy Riot
Theatre, Konzert/Performance, Ffm: Mousonturm, Waldschmidtstraße 4, 20./21.9., 20 Uhr, Eintritt: 25 Euro
 
19. September 2017, 11.49 Uhr
Esther Boldt
 
 
Fotogalerie:
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