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Foto: Detlef Kinsler
Foto: Detlef Kinsler

Plattenladenwoche mit Alexandra Gravas

Die Stimme als Klammer

Im Rahmen der „Plattenladenwoche“ stellt Alexandra Gravas, eingeladen von CDs am Goethehaus, am 6. Oktober ihr zweites „Songbook“-Album „#Discoveries“ im Internationalen Theater Frankfurt vor. Das JOURNAL sprach mit der Mezzosopranistin.
JOURNAL FRANKFURT: Der Begriff „Songbook" ist ja eigentlich besetzt, lässt viele zwangsläufig ans „Great American Songbook" denken. Take it or leave it, aber gerade viele Jazzsängerinnen, egal welcher Herkunft, greifen immer wieder auf Standards zurück. Auch Sie haben auf beiden Alben Stücke wie „Summertime“ oder „Autumn Leaves“ im Repertoire, aber denkbar wenige. Ist es Ihr klassischer Background, der Sie davor bewahrt hat in diese Falle zu tappen?

Alexandra Gravas: Die Assoziation mit dem „American Songbook“ ist wohl sicher auf den ersten Blick, wegen seiner Popularität durch die Jazzstandards, verständlich, hat aber eigentlich gar nichts mit mir und meiner Musik zu tun. Meine „Songbooks“ wollen lediglich ihre eigenen Geschichten erzählen, ein Buch halt mit Liedern. Als es darum ging, einen geeigneten Titel für meine CD-Reihe zu finden, hat mein kreatives Denken auf Deutsch mit dem Liederbuch begonnen und ist in seiner sprachwörtlichen Übersetzung beim Songbook gelandet. Das Liedrepertoire hat hierbei auch wenig mit dem zugehörigen Genre zu tun. Denn die Auswahl der Lieder ist bei mir jeweils immer thematisch bedingt und nicht von seiner Musikgattung abhängig. Dies war in „Songbook 1/On The Wings Of Love“ der Fall und mit dem gleichen Verständnis ist auch „Songbook 2 #Discoveries“ entstanden.


Es sind fünf Jahre zwischen den beiden Platten vergangen. Auch „On The Wings Of Love" war, wenn man sich die Bandbreite des Interpretierten in Erinnerung ruft, sehr anspruchsvoll. irgendwie klingt „#Discoveries" (verweist der Titel am Ende schon darauf?) noch mutiger, „experimenteller", allein was die Auswahl des Materials betrifft?

Absolut. Die letzten fünf Jahre waren vollgepackt mit Reisen, Konzerten, Menschen, Liedern, neuen musikalischen Horizonten. Sei es aus China, Mexiko, Brasilien, dem Libanon, Spanien, Deutschland oder Griechenland kommend-wirkliche musikalische Entdeckungen, die mein Liedspektrum enorm erweitert und bereichert haben. So sehr, dass „Songbook 2“ endlich entstehen konnte. Fünf Jahre klingt eine lange Zeit, aber nicht für mich. Das „Verlieren“ in der Zeit bekommt man nicht mit, wenn man ständig wo anders ist und das macht was man liebt. Außerdem ist das ständige Suchen meiner eigenen musikalischen und stimmlichen Grenzen immer wichtig für mich gewesen. Ich riskiere immer bei allem. Manche nennen es Mut. Ohne Mut wäre ich sicherlich keine Sängerin geworden. Das ist ein Teil meines Charakters.


Sie geben immer gerne Ihre griechischen Wurzeln musikalische preis, singen mit Kurt Weill aber auch einen deutschen Brecht-Text während Sie am anderen Ende der Skala gerne in die Ferne schweifen und ein zypriotisches Motiv mit einem chinesischen mischen. Auch Arabo-andalusisches kommt zu Gehör. Nach welchen Kriterien haben Sie Ihr Repertoire zusammengestellt und wo ist die Klammer, die das Diverse zusammenhält?

Die Klammer ist meine Stimme. Und das wichtigste Kriterium, neben der Schönheit und des musikalischen Anspruchs an ein Lied ist, ob ich dem Lied etwas Neues und Eigenes geben und es gestalten kann, ohne es zu zerstören, es eben kreativ Interpretieren. Ich hasse es, wenn klassisch ausgebildete Sänger sich kopflos an ein Lied wagen und es regelrecht plattsingen nur Ihrer Stimme wegen. Das hört man sofort. Man muss wissen, wann und wo man die volle Stimme einsetzt und fähig sein, die volle Farbenpalette seines Instrumentes zu kennen und auch bereit sein, der Musik wegen, sich als Sänger stimmlich zu reduzieren. An diesem Punkt fängt es für mich an interessant zu werden.


Ihre Interpretationen leben wieder von der – so nenne ich es jetzt einmal – Unmittelbarkeit des Gesanges. Ihre Arrangements bleiben transparent, minimalistisch. außer Klavier kommen – allerdings alles andere als symphonisch – Streichers zum Einsatz ...

Meine fantastischen Musiker mit welchen ich seit fünf Jahren arbeite sind alle klassisch ausgebildet, so wie ich auch. Wir alle kennen unsere Instrumente sehr gut und wissen wie wir technisch damit umzugehen haben. Sie teilen mit mir die Neugier auch andere musikalische Wege zu gehen und das tun wir. Es wäre für mich unvorstellbar und eine Qual mit Musikern zu arbeiten, die nicht flexibel sind und nur an ihren Partituren kleben, und sonst nichts. Musizieren ist eine gemeinsame Sache. Ich entscheide zwar das Repertoire und gebe die Richtung an, aber die Inspiration kommt nur, wenn die Harmonie zwischen mir und meinen Musikern stimmt. „Songbook 2#Discoveries“ spricht hoffentlich für sich.

>> Alexandra Gravas, 6.10., 20 Uhr, Frankfurt, Internationales Theater, Eintritt: VVK 10-22,–/AK 14-26,–
 
1. Oktober 2018, 10.16 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
Fotogalerie:
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