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Foto: Seweryn Zelazny
Foto: Seweryn Zelazny

Molières Don Juan im Theater Willy Praml

Zwischen Himmel und Hölle

Die Darstellung des Don Juans des Dichters Molière wurde 1665 zensiert und nach kurzer Zeit abgesetzt. Erst knapp 300 Jahre später wurde es zum Erfolg. Das Theater Willy Praml widmet sich nun bis Ende Juni dem Stück.
Die Klappe des Theaterbodens öffnet sich, rotes Licht strömt heraus und Rauch steigt auf – Don Juan, großartig gespielt von Michael Weber, tritt auf die Bühne. Wie ein Rockstar des Barocks steht er da: Jeansjacke, Spitzenhemd, Sonnenbrille, schwarzgeschminkte Lippen. Sein rosafarbener Irokesenschnitt zeigt, er lebt dieses Rockstarleben auch und ist der sprichwörtliche Gockel. Denn er ist ein Frauenverführer, immer auf der Suche nach dem nächsten Liebesabenteuer – selbst, wenn er die ein oder andere Frau dafür ehelichen muss. Nur die hartnäckige Donna Elvira macht ihm zu schaffen, hat er sie doch damals extra aus dem Kloster geholt, um sie zur Frau zu nehmen und sie direkt danach wieder zu ignorieren. Donna Elvira (Elisabeth-Marie Leistikow) betritt die Bühne, eingehüllt in einem langen goldenen Gewand, dessen Ende sich zunächst dem Publikum entzieht. Während sie ihre Anklage gegen Don Juan wegen seines fehlenden Interesses ihr gegenüber hervorbringt, umkreist sie die Bühne und der Rest ihres Kleides wird sichtbar. Dieses ist nun nicht mehr Gold, sondern Rot und als Donna Elvira wieder auf der Bühne steht, ist sie gänzlich in Rot gehüllt. Don Juan schafft es, sich mithilfe seines Dieners Sganarelle (Jakob Gail) der wütenden Donna Elvira zu entziehen und lüstert schon nach der nächsten jungfräulichen Seele.

Doch Don Juan ist nicht nur ein Liebesfrevler, er ist zudem auch noch ein Gotteslästerer. Er glaubt weder an den Himmel noch an die Hölle. Er bietet einem Araber (gespielt von Muawia Harb) zehn Euro für einen Gottesfluch, dieser geht jedoch nicht darauf ein. Vor 350 Jahren wurde diese Szene aus dem Originalstück „Dom Juan ou le Festin de pierre“ des franzöischen Dichters Molière gestrichen. Weber versucht es bei dem Publikum: „20 Euro für denjenigen, der laut einen Gottesfluch ausspricht“. Als darauf niemand eingeht, steigert er den Wert und bietet 50 Euro für den Satz „Man sollte allen Frauen an die Fotze fassen“ in Anspielung an den Trump-Skandal von 2016. Schließlich gibt es 70 Euro für denjenigen, der aufsteht und „Sieg Heil“ ruft. Das Frankfurter Publikum traut sich nicht, Weber sagt mit gespielter Empörung „Na kommen Sie, das ist nun wirklich nicht so schlimm“. Schließlich erbarmt sich Schauspieler Harb und stürmt mit lautem Hitler-Gruß von der Seite auf die Bühne. Die Furore, die Molières Don Juan damals auslöste, bleibt bei dem heutigen Publikum aus.

Verschiedene Warnungen und Bitten an Don Juan, sich reumütig zu zeigen versagen scheinbar, doch Don Juan gibt einen plötzlichen Sinneswandel vor – der Himmel habe ihn bekehrt. Der Vorhang fällt hinter Don Juan und dieser wendet sich zu dem Publikum mit zynischer Verachtung über die Narren, die seine Lügen glauben. „Die Heuchelei ist ein Laster, das Vorrechte genießt“, sagt er hämisch. Zum Ende hin wird er aber dann dorthin befördert, von wo er am Anfang des Stücks gekommen ist: in die Hölle.
 
17. Mai 2019, 12.46 Uhr
Elena Zompi
 
 
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