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Mit dem Jeep nach Afrika (Teil 47)

Die letzten Kilometer des Trail for Africa

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Unser Abendessen gibt’s in der etwas zu groß geratenen Hotelhalle. Von grellem Neonlicht beleuchtet genießen wir unser Chickencurry, dazu gibt’s Reis und Weißwein. Usamunde bedient uns, sie ist auffällig ambitioniert und viel zu intelligent für diesen Job in der Lodge. Daniel gibt ihr ein Empfehlungsschreiben für das Kibopalace Hotel in Arusha, wo sie mit etwas Glück eine bessere Zukunft erwartet.

Seit über 40 Tagen steht jeden Abend das Sternbild des Orion über uns, wie ein beschützendes Zeichen am Himmel. Ich schaue lange hinauf und entdecke einen Satelliten, der rasch seine Bahn zieht. Wir gehen erst um 23 Uhr schlafen und Daniel ist bereits um 4.30 Uhr wieder wach und arbeitet im Bett an seinem Laptop. Wir schlafen noch bis ca. 7.30 Uhr und genießen dann die Aussicht vom Balkon. Eine geschlossene Wolkendecke verdeckt die Sicht ins Tal.

Ich wandere hinauf zum Aussichtspunkt, um ein paar Stimmungsbilder einzufangen. Über den Felsvorsprüngen kreisen zwei Adler und einige Weihen. Die Grillen zirpen und es weht ein sanfter, wohltuender Wind. Langsam lösen sich die Wolken im Tal auf und geben den Blick in die Ebene frei. Es ist angenehm frisch. Auf der grünen Terrasse im Freien genießen wir unser Frühstück: frische Früchte, Bananen, Orangen, Papaya, Melone, Limonen und Maracujasaft. Das Rührei kommt etwas verspätet und auch Milch und Kaffee werden jeweils einzeln gebracht, mit einer Seelenruhe Tasse für Tasse, dann Zucker, dann Milch, alles einzeln. Bloß keine Hektik.

Der Wachmann hat unser Auto gewaschen. Um 9 Uhr brechen wir auf zu unserer letzten Etappe. Unterhalb der Lodge in der kleinen Siedlung winken uns die kleinen Kinder und rennen fröhlich neben dem Auto her. Kwaheri Muzungu: Auf Wiedersehen weißer Mann. Im frühen Morgenlicht und einem überirdisch leuchtenden Grün geht's die 40 km abwärts über Lushoto zur Landstraße. Wieder fasziniert mich die paradiesisch schöne Tropenlandschaft. Hier werden wir sicher wieder herkommen. Die Serpentinen nehmen kein Ende. Endlich, nach über einer Stunde erreichen wir wieder die Hauptstraße Moshi-Dar es Salaam. Nach kurzem Tankstop (Diesel kostet hier schon fast 80 Eurocent) geht's in flotter Fahrt dahin. Uns trennen noch ca. vier Stunden von unserem Ziel. Vorbei an blühenden Sisalagaven sausen wir dahin. Unser Auspuff röhrt. Die Usambaraberge weichen einem flachen Landschaftsbild, die Straße ist ausgezeichnet. Immer begleitet uns die Eisenbahn (von Deutschen vor 100 Jahren mit chinesischen und indischen Arbeitern gebaut). Ausbesserungsarbeiten an der Strecke werden gerade von orange gekleideten Sträflingskolonnen ausgeführt.

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Ankunft in Dar es Salaam

Wir erreichen den Abzweig Tanga Dar es Salaam, es sind noch 105 km. Ein träge dahinströmender Fluss wird überquert. Am Straßenrand tauchen die ersten Händler auf. Daniel kauft zwei geflochtene Körbe und zwei Holzhocker, im afrikanischen Stil hergestellt. Nach kurzem Handeln wechseln sie ihren Besitzer. Eine kurze Rast an der letzten großen junction (Kreuzung) vor Dar es Salaam, eine würzige Teigtasche (Samosa), eine Cola und weiter geht's unserem Endziel entgegen. Es ist unerträglich heiß geworden, bei langsamen Ortsdurchfahrten schließen wir die Fenster, um uns vor schnellem Zugriff flinker Langfinger zu sichern. Die ersten Vorstädte sind durchquert und wir biegen links auf die Straße Richtung Bagamoyo. Es folgt ein Stück Baustelle dann sind wir mittendrin im Gewühl. Hupkonzerte, Menschenkolonnen an Minibushaltestellen und Busbahnhöfen. Ein neuer großer Supermarkt, der im Oktober noch nicht hier war. Wir kommen im Stadtteil Kijitoniama an und jetzt kenne ich mich wieder aus. Noch 6 Minuten bis zum Waisenhaus, noch mal links, noch mal rechts und wir sind da.

Hupen vorm eisernen Tor. Langsam öffnet es sich und mit röhrendem Auspuff fahren wir in den Garten. Nach wenigen Sekunden verstummt der Motor. Wir sind angekommen, nach 46 Tagen und mehr als 8500 km. Einige der Waisenkinder begrüßen uns herzlich. Da ist Eva, die Hausmutter und in einer Wiege im Eingang schläft ihr 14 Tage altes Baby Susanne. Noch ein neuer Gast ist im Haus, eine kleine getigerte Katze mit langem Hals. Da sie noch keinen Namen hat, beschließe ich zusammen mit Aisha, einem der Mädchen, das ich im Oktober hier kennen gelernt habe, sie Twiga zu nennen, das heißt Giraffe auf Suaheli. Recht dünn sieht sie noch aus, die Twiga. Wir werden das ändern.

Das Auto wird komplett ausgepackt. Da taucht so manches auf, was wir unterwegs gesucht haben. Die Kinder tragen unsere Sachen ins Haus, einige Mädchen waschen draußen im Garten. Eine friedliche Atmosphäre. Kordula, Daniels Frau ist heute Nacht angekommen und eine Stunde nach uns erreicht sie das Waisenhaus. Überall freudige Begrüßung. Wir stärken uns mit Tomatensalat, Avocados, Brot und Softdrinks. Der Schweiß rinnt aus allen Poren, wir müssen uns erst auf die Hitze hier einstellen. Das Kätzchen wird gefüttert und beginnt dann übermütig, die Mauer zu erklettern. Ein paar Kinder kommen von der Nachmittagsschule zurück. Jesse, Evas Mann, ist auch eingetroffen, es wird langsam dunkel. Wir müssen erzählen. Draußen ruft der Muezzin, der Straßenlärm dringt herein, die Lichter flammen auf, die afrikanische Nacht beginnt pünktlich und wieder steht er genau über unserem Waisenhaus, der Orion. Ich grüße hinauf. Daniel und Kordula werden bald losfahren, ich beginne in Scholl-Latours Buch „Afrikas Totenklage“ zu lesen.

In Ausgabe 01/07 des Journal Frankfurt berichteten wir über die 26-jährige Damaris Haensel. Damals war die angehende Haupt- und Realschullehrerin noch mitten in den Vorbereitungen für ihre ungewöhnliche Reise, die sie im Geländewagen bis nach Tansania führt. Der Weg nach Dar es Salaam, Tansania, ist lang. Seit mehr als 30 Tagen ist die Gruppe des Trail for Africa unterwegs. Sie besteht zum einen aus Offroad-Fahrern, die für die Expeditionsfahrt bezahlt haben und zum anderen aus Vertretern von Streetkids International (Damaris Haensel, dem Geschäftsführer der “Streetkids
 
22. Februar 2007, 18.42 Uhr
Peter
 
 
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