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Mit dem Jeep nach Afrika (Teil 46)

Trail for Africa auf dem Stundenplan
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Das war eine schreckliche Nacht. Obwohl der Deckenventilator lief und ich mich mit Autan eingerieben hatte, stürzten sich die Stechmücken auf mich. Es waren diese winzig kleinen, die man fast nicht sieht, also nicht die für Malaria typische Anophelesmücke, die ich genau kenne. Auch mein kleiner Gecko an der Decke des Zimmers war offensichtlich überfordert, das Moskitonetz half eine Weile, aber dann wurde es darunter so heiß, dass ich anfing zu schwitzen und immer das hohe Bsssss der Mücken im Ohr, ich konnte nicht schlafen. Um 6 Uhr, als es draußen dämmert, gehe ich unter die Dusche. Draußen im Hotelatrium wird schon fleißig gewienert, ganz ungewöhnlich für Afrika, so früh und so gründlich. Durch mein Hotelzimmer kann ich in den Nachbarhof schauen, auch dort ist die Hausfrau dabei, zu kehren. Der Lehmboden ist blitzblank. Daniel ist auch wach und wir packen den Wagen. Ein Stück Auspuff fehlt und der Motor röhrt ganz schön.

Punkt 9 Uhr sind wir an der Schule. Für die vierte Klasse hat Daniel auf dem Laptop ein paar Bilder unserer Reise gespeichert und wir werden von einem Geographielehrer in einen leeren Saal geleitet, keine Bänke, wir müssen stehen. Zwei kleine Metallpulte dienen als Unterlage für den Laptop. Eine Gruppe von ca. 10 Schülern hat sich eingefunden, Jungs und Mädchen gemischt, Altersgruppe ca. 16 Jahre (4 Klasse Gymnasium entspricht unserer Untersekunda, also 11. Schuljahr). Daniel beginnt mit seinem Vortrag. Einer der Schüler malt in wenigen Minuten mit Kreide die Umrisse Afrikas und Europas gestochen scharf auf die Tafel, so dass wir in groben Zügen unsere Reiseroute angeben können. Die Schülergruppe hört gespannt zu. Auf unserem Kartenmaterial zeigen wir den Verlauf der Reise und pro Reiseabschnitt gibt es immer ein paar Bilder auf dem Computerbildschirm. Anschließend darf gefragt werden. Zunächst Sendepause. Keiner traut sich, dann kommen die ersten schüchternen Fragen, zum Teil in für uns unverständlichem Englisch. Erst nach genauem Nachfragen verstehen wir, was gemeint sein könnte. Die Fragen drehen sich um Umweltschutz, politische Lage der Länder, dann auch Geschichtliches zu Deutschland. Der Exkurs in die Nazizeit bleibt uns nicht erspart. Leider ist doch festzustellen, dass das Wissen der Schüler um banale Dinge ihres Kontinents und der Länder Afrikas nur sehr rudimentär ist. Aber wem wollen wir Vorwürfe machen (siehe Pisa)?

Erstaunlich ist jedoch die Disziplin der Schüler. In der anschließenden Hofpause bewegen sich alle gesittet durch den riesigen Schulhof und sind ins Gespräch vertieft. Die Pause dauert von 10.30 Uhr bis 11 Uhr und wir werden zu einem Tee ins Lehrerzimmer gebeten. Dazu gibt's gebutterten Toast. Auch die Lehrerschaft sitzt ganz gesittet im Halbrund auf Sesseln und wir werden als „Helden" bezeichnet, obwohl wir uns gar nicht als solche fühlen, aber anscheinend gilt unser Trip doch als absolut exotisch. Eine deutsche Praktikantin sitzt ebenfalls im Lehrerzimmer. Sie ist für drei Monate nach dem Studium in diese Schule gekommen und befasst sich wohl mit afrikanischer Ethnologie. Wir trinken unseren zuckersüßen, mit Ingwer gewürzten Tee und müssen uns dann verabschieden.

Draußen am Auto warten Lulu, Joshua und Saleh. Sie müssen zurück ins Klassenzimmer und wir verabschieden uns herzlich. Alle drei werden wir nächsten Samstag bei der Einweihung der Lehrwerkstätte wieder sehen, wenn sie nach 8-stündiger Busfahrt in Dar es Salaam eintreffen und das Wochenende mit den anderen Kindern und uns verbringen. Der Schuldirektor hat persönlich die Erlaubnis für die Reise gegeben.
Camp am Pangani River
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Endlich rollen wir vom Schulhof, mit lautem Geröhre und sattem Sound brausen wir durchs vormittägliche Mwanga zur Mainroad nach Dar es Salaam. Die Sisalplantagen begleiten uns wieder und links von uns liegen die Peremountains im Morgenlicht. Wir fahren Richtung Südosten. Es sind noch ca. 500 km zu bewältigen. Wir haben noch kaum etwas gefrühstückt, vor allem hatten wir keinen Kaffee und ich spüre die zu kurze Nachtruhe deutlich. Wir durchqueren einige kleinere Straßendörfer, aber richtig einladend erscheint es uns nirgends. Seitlich am Wege liegt das Pangani River Camp. Wir verlassen die Straße und sind nach wenigen Minuten am Flussufer. Träge und schmutzig braun zieht der Pangani dahin. Lautes Vogelgezwitscher. Wenig los auf der Campside. Ein weißer Einheimischer ist auch gerade mit seinem Landrover angekommen und lässt uns einen Blick in seine Tansania-Karte werfen. Sie ist auch nicht genauer als unsere. Weiter geht's.
Usambara Berge
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Daniel ist auch todmüde. Ich denke, der Rotwein gestern war schuld. So kommen wir heute auf keinen Fall weiter. Links vor uns liegen die Usambara Berge und wir beschließen, uns dort einen weiteren Ruhetag zu gönnen. Auf steilen Serpentinen geht's hinauf nach Lushoto. Hier waren bis zum Ende des 1. Weltkrieges viele deutsche Farmer angesiedelt. Die Landschaft ist eine Mischung aus Odenwald, Schwarzwald und Voralpenland. Wenn nicht die exotischen Pflanzen wären, könnte man sich vorstellen, Zuhause zu sein. Sandsteinfelsen am Wegesrand, gigantische Blöcke sind das, wie im Elbsandsteingebirge, nur stärker bewachsen. Die Straße schraubt sich höher und höher, der Blick wird frei auf Wasserfälle, festgemauerte Steinbrücken noch aus deutscher Zeit und deutsch anmutende alte Häuser mit roten Ziegeldächern neben landestypischen Hütten. Immer wieder gibt der seitliche Baumbewuchs den Blick frei in gigantische Täler. Überall ist Landwirtschaft, auch an den Hängen. Der Kaffeeanbau zu deutscher Zeit war legendär. Wir suchen eine Bleibe und folgen einem Schild, das auf ein Irenteviewlodge hinweist. Es sind noch 6 km auf tiefgefurchtem Feldweg bergauf zu meistern. In einem katholischen Hostel, einer Art Jugendherberge, war kein Platz mehr frei.

Nach abenteuerlicher Geländefahrt erreichen wir in ca. 1400 m Höhe ein kleines Gebirgsdorf. Ein einheimischer Knirps rennt uns voraus und zeigt den Weg zur Lodge. Gut versteckt, liegt sie wie ein Adlernest auf einem Felsvorsprung. Von unserem Zimmer können wir hinunter in die weite Ebene schauen, ein kühler Wind weht, die Sonne steht hoch über uns. Nach ca. 20 Minuten erhalten wir unsere erste Mahlzeit für heute (es ist 15 Uhr). Es gibt Omelette mit Kartoffeln und Salat, dazu Softdrinks. Auf der Sonnenterrasse genießen wir noch einen Kaffee und hören, wie sich zwei junge deutsche Frauen am Nachbartisch mit einem Einheimischen unterhalten. Wir kommen rasch ins Gespräch, die beiden reisen seit drei Monaten durch mehrere Kontinente. Eine Architektin und eine Apothekerin, beide aus Braunschweig. Morgen wollen sie nach Arusha und sind heute hier ein wenig gewandert. Daniel und ich gehen zum Lookout und schauen auf die riesigen Felsvorsprünge und hinab ins Tal, wo sich die tansanische Savanne endlos bis in den blauen Dunst der Ferne zieht. Tief unten im Tal läuft unsere Straße Moshi- Dar es Salaam. Wir gehen zurück und warten auf den Sonnenuntergang gegen 19 Uhr.

In Ausgabe 01/07 des Journal Frankfurt berichteten wir über die 26-jährige Damaris Haensel. Damals war die angehende Haupt- und Realschullehrerin noch mitten in den Vorbereitungen für ihre ungewöhnliche Reise, die sie im Geländewagen bis nach Tansania führt. Der Weg nach Dar es Salaam, Tansania, ist lang. Seit mehr als 30 Tagen ist die Gruppe des Trail for Africa unterwegs. Sie besteht zum einen aus Offroad-Fahrern, die für die Expeditionsfahrt bezahlt haben und zum anderen aus Vertretern von Streetkids International (Damaris Haensel, dem Geschäftsführer der “Streetkids
 
21. Februar 2007, 11.06 Uhr
Peter
 
 
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