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Mit dem Jeep nach Afrika (Teil 39)

Besuch weiterer Waisenhäuser

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Wir sind etwas verspätet aufgewacht. Die Höhenluft in 2400 m und der Rotwein am Kamin gestern Abend haben unser Schlafbedürfnis erhöht. Nach einem raschen Milchkaffee fahren wir mit der Hausangestellten des Hotels, die sich in der Megastadt bestens auskennt, zu einem belgisch geführten Waisenhaus. Wir hatten die belgische Leiterin und ihren Ehemann, wie berichtet, in Gondar kennen gelernt und sind der Einladung gefolgt, diese Institution anzusehen. Daniel plant, eventuell für Streetkieds International auch hier ein so genanntes „foster parents home", also ein Pflegeheim für Waisenkinder mit Familiencharakter und höchstens 8 Kindern und einer Pflegemutter, zu eröffnen. Da sind alle greifbaren Informationen für ihn wichtig. Auch hier bekommen wir die Erlaubnis, zu filmen. Im Heim der Belgierin sind 30 Kinder vom Säuglingsalter bis ca. 3 Jahren untergebracht. Auch ein paar ältere Kinder werden hier betreut. Sie werden zur Adoption nach Belgien vorbereitet und bisher wurden schon sehr viele dieser Kleinen erfolgreich an neue Eltern vermittelt. Die Institution wird kompetent von einer einheimischen Frau geführt. Insgesamt 21 Angestellte arbeiten hier, von der Wäscherin über das Putzpersonal bis zu Krankenpflegern, Krankenschwestern, Kindergärtnerinnen und Sozialarbeitern. All dies geschieht mit staatlicher Genehmigung und Unterstützung.

Vor dem Eingangstor spielen drei kleine Katzen. Im geräumigen Innenhof sind Wäscheleinen aufgespannt. In einer Ecke des Hofes sitzen zwei Waschfrauen mit Waschzubern voller Seifenlauge. Es riecht nach Waschküche. Wir werden ins Innere des Hauses gebeten. Alles wirkt sehr sauber und auch kompetent. Die Kinder werden auch ärztlich betreut. Madame geht sehr liebevoll mit den Kleinen um und gibt hier und da Ratschläge. Ihr deutscher Ehemann, Professor für Romanistik in Lüttich, verteilt ein paar Bonbons an die draußen spielenden, größeren Kinder. Wir besichtigen die Schlafräume der Kleinsten und Daniel hat schon bald eines der kleinen Mädchen auf dem Arm und trägt es mit sich umher. Als er es zurück in sein Bettchen legen will, fängt es an zu weinen. Sofort ist eine der Pflegemütter zur Stelle und nimmt es wieder auf den Arm, wo es sich rasch beruhigt. Während Daniel sich bei der einheimischen Betreuerin Informationen über den Aufbau des Sozialsystems, der medizinischen Versorgung und der lokalen Gesetze holt, filme ich die Kinder beim Spielen und die Kleinsten bei der Fütterung. Große, neugierige, braune Augen schauen in die Kamera. Das Heim strahlt überall Sicherheit und Sorgfalt aus.

Im Unterschied zu Tansania hat der äthiopische Staat nichts dagegen, die Kinder ins Ausland zu vermitteln (Grund: Übervölkerung des Landes). Es hat für die Lebensläufe der Kinder eine immense Bedeutung, den eigenen Kulturkreis zu verlassen. Tansania möchte dagegen die Waisenkinder im Land behalten. Die von Streetkids International in Tansania betreuten Waisenkinder werden in familienähnlichen kleinen Häusern mit max. 8 Kindern betreut und nicht zur Adoption freigegeben. Die familienähnliche Beziehung bleibt unter den Kindern auch später erhalten, sie wachsen wie Brüder und Schwestern auf und werden auch bei schulischer und beruflicher Ausbildung weiter gefördert, lernen landestypische Berufe und wachsen vertraut mit landestypischen Verhältnissen auf.

Erfahrungsaustausch mit Leitern des Waisenhauses

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Wir sind in Eile, ein weiterer Waisenheimbesuch steht auf dem Plan. Unser Hausmädchen leitet uns sicher durch den Großstadtverkehr. Im Vergleich zu Dar es Salaam fällt auf, dass hier der Verkehr viel ruhiger und gesitteter fließt, auch die Sauberkeit der Straßen ist auffällig. Mit Strohhut bedeckte Frauen und Männer stehen am Straßenrand und fegen die Rinnsteine. Es ist heiß geworden, trotz der Höhenlage steht doch die Sonne bereits fast senkrecht und im Wagen wird es schnell heiß.

Nach einer Viertelstunde stehen wir vor dem Tor der französischen Organisation SOS enfants Ethiopia (Toukoul orphanage). Wir sind zwar angemeldet, aber es dauert doch geraume Zeit, bevor der Torhüter das Tor zur Einfahrt freigibt. Zunächst müssen wir im Hof auf den Manager warten, der wiederum muss den deputy coordinator fragen. Wir sind in einer größeren Anstalt gelandet. Hier werden mehr als 300 Kinder aller Altersstufen betreut. Nach ein paar Minuten geduldigen Wartens werden wir in das Büro von Herrn Ayele Habte Michael gebeten. Zusammen mit dem Manager gibt er uns Auskunft über das große Haus und ist natürlich neugierig, warum wir hier sind. Beide Herren tragen vornehme Kleidung, der eine im Flanellanzug mit Krawatte, der andere im dicken Pullover, Sakko und Krawatte (draußen: 32 °C). In unserer saloppen Freizeitkleidung erregen wir verständlicherweise zunächst Misstrauen. Daniel kann durch seine professionellen Kenntnisse rasch eine vertrauliche Atmosphäre herstellen. Nach einer guten Stunde Erfahrungs- und Meinungsaustausch dürfen wir zu einem raschen Rundgang durch die Riesenanlage starten. Alles perfekt organisiert, sehr sauber und gepflegt. Das Heim hat sogar eine eigene Käserei. Hier arbeiten mehr als hundert Angestellte. Ein eigener Arzt mit kleiner Klinik ist auch vorhanden. Daniel bläst noch einen Basketball auf und verschenkt ihn an die größeren Kinder im Hof. Wir müssen weiter.

Quer durch die Stadt geht die Fahrt zum Mercatoviertel. Es ist das dichtest besiedelte Viertel der Stadt und wie man dem Namen entnehmen kann, sind hier die Markthallen zu finden. Während ich das Fahrzeug behüte, gehen Daniel und Yemisrash einkaufen. Dann geht's nach Hause zu einem verspäteten Frühstück, es ist bereits nach 12 Uhr. Bei Omelette mit Zwiebeln und Honigbrot stillen wir unseren Hunger. Am Nachmittag sind Lektüre und Siesta angesagt. Draußen spielen Kröte und Bruno, die beiden „Pflegehunde" und streiten sich um einen Golfball. Die beiden Hausmädchen wollen putzen, ich verziehe mich, freudig von Bruno und Kröte begrüßt, in den Garten. Daniel hält einen wohlverdienten Mittagsschlaf. Abends schreiben wir beide an unseren Berichten und warten auf das Dinner mit fangfrischem Fisch und Gemüse mit Reis.
In Ausgabe 01/07 des Journal Frankfurt berichteten wir über die 26-jährige Damaris Haensel. Damals war die angehende Haupt- und Realschullehrerin noch mitten in den Vorbereitungen für ihre ungewöhnliche Reise, die sie im Geländewagen bis nach Tansania führt. Der Weg nach Dar es Salaam, Tansania, ist lang. Seit mehr als 30 Tagen ist die Gruppe des Trail for Africa unterwegs. Sie besteht zum einen aus Offroad-Fahrern, die für die Expeditionsfahrt bezahlt haben und zum anderen aus Vertretern von Streetkids International (Damaris Haensel, dem Geschäftsführer der "Streetkids" Daniel Preuß und dem Kameramann Peter Becker), die sich auf den Weg zu den Waisenkindern gemacht haben. Früher als eigentlich geplant, hat sich die Gruppe nun getrennt: Daniel Preuß und Peter Becker fahren in einem Geländewagen zu den Kindern nach Dar es Salaam, um bei ihrer Ankunft wie geplant das Multipurpose Education Center (MEC) zu eröffnen und Damaris Haensel hat sich entschieden, die Expeditionsfahrt in der großen Gruppe mit mehreren Geländewagen fortzuführen.
 
15. Februar 2007, 11.40 Uhr
Peter
 
 
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