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Mit dem Jeep nach Afrika (Teil 33)

Unfall auf dem Weg nach Port Sudan

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Heute war ein schrecklicher und wahnsinniger Tag. Die Gruppe hat sich getrennt, Peter und ich fahren allein weiter. Wir sind ohne gültige Registrierungen im Sudan unterwegs. In dichtem Verkehr fragen wir uns aus Khartum heraus und fahren über die eintönige und zum Teil schlechte, enge Hauptverbindungsstraße von Khartum nach Port Sudan. Zahlreiche lange, große Lkws nehmen die Straße für sich ein. Wir sind vier Stunden unterwegs und meine Konzentration lässt nach. Bei einem Überholmanöver kommt plötzlich ein vollbesetzter Minibus sehr schnell auf mich zu. Ich muss mich entscheiden, entweder in den Lkw zu crashen oder die Flucht über die Böschung in die mit Sträuchern bedeckte Öde zu ergreifen. Ich wähle Letzteres, bremse ab, der Minibus will mir ausweichen und die gleiche Richtung nehmen. Ich crashe voll in die Seite des Busses. Es gibt einen Schlag, der Bus rollt ca. 100 Meter weiter die Böschung runter, überschlägt sich aber Gott sei Dank nicht. Ich stehe unter Schock, doch Peter und mir ist nichts passiert. Ich steige aus und taumele zum Bus. Geschrei, Leute kommen auf mich zu. Mir schweben Horrorszenarien vor, aber mir wird eine Hand entgegengestreckt und ich werde mit dem Wort „Salam" gegrüßt.

Wir werden gefragt, ob es uns gut geht. Ich frage die Leute das gleiche. Ca. 20 sind mittlerweile aus dem Bus ausgestiegen. Von überall her kommen Leute gerannt. Zwei Kinder aus der Steppe stehen vor mir und fragen nach Essen, indem sie die Hand zum Mund führen. Ich reagiere kaum. Es gibt zwei verletzte Frauen aus dem Bus, eine alte Frau und eine junge. Ich bringe ihnen Wasser aus meiner Aluflasche. Plötzlich fragt mich ein junger Mann auf Englisch, ob ich Amerikaner sei. Ich verneine und sage: „Germany“. Er freut sich und beruhigt mich. Irgendeiner fährt mit einem Bus zur nächsten Polizeistation, die es hier überall gibt. Ich schaue mir das Auto an und überlege, wie es weitergeht. Die doppelten Stahlrohrstoßstangen haben uns gerettet, aber den Minibus an der Seite über die ganze Länge eingedrückt. Außerdem ist die Scheibe vom Minibus kaputt. Ich kann nicht mehr lenken, da die Stoßstange die großen Reifen blockiert. Ich prüfe den Motor, er springt an, aber es ist ein grässliches Schleifgeräusch zu hören.

Die Polizei kommt und nimmt mir zuerst den Pass ab. Sie vermessen die Unfallstelle und helfen mir, das Auto notdürftig zu reparieren. Wir legen ein Bergungsseil um einen dickeren Strauch und ich versuche mehrfach mit Anlauf, die Stoßstange raus zu ziehen, damit der Reifen wieder frei ist. Das Motorgeräusch ist auch wieder normal. Ein anderer Busfahrer hat kurz reingeschaut, nach einer Zange gefragt und das Blech zurückgebogen, das um den Propeller ging und so das Geräusch verursacht hat. Die linke Seite meines Autos ist total kaputt, vor allem der Kotflügel und die Lampen, aber alles ist noch dran und wir können zur Polizeistation fahren.

Ich muss ins lokale Krankenhaus, um einen Doktor zu sehen. Wegen Alkohol, das ist im Sudan eine Standardprozedur. Man zeigt mir die beiden Unfallopfer. Ein junger Apothekenangestellter mit guten Englischkenntnissen taucht auf und sagt, die alte Frau habe Rückenbeschwerden und man kann nie wissen, was es ist. Nun bin ich ja Ausländer und ich ahne böses. Peter hält währenddessen Autowache. Ich bin so froh, dass er dabei ist. Er strahlt Ruhe aus und passt Cola-trinkend auf unser Auto auf, das im Polizeihof steht.
Ich fahre mit dem Bus, den beiden Frauen und deren Verwandten, die herbeigerufen wurden, wieder zur Polizei. Da Personen verletzt wurden und ich keine Versicherung habe, muss ich den Schaden regulieren. Der Bus sieht aus, als kostet er tausende Dollar, aber sie wollen eine Million sudanesische Pfund, umgerechnet ca. 500 US-Dollar und die Frauen je 50 Dollar, damit sie sich röntgen lassen können oder ähnliches. Ein hin und her geht los bis endlich alles bezahlt ist, auch meine Strafe als Unfallverursacher.

Zu Gast bei sudanesischen Helfern 

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Wir fahren weiter Richtung Gedaref. Hafis, unser netter Helfer, der uns die Stoßstange demontiert hat, begleitet uns. Sein Bruder besitzt Busse und hat eine Werkstatt. Es ist dunkel, der einzelne Scheinwerfer gibt nur wenig Licht, aber wir fahren und wollen unbedingt die nächste größere Stadt Gedaref erreichen. Wir sind nachts im Sudan unterwegs, auf Straßen, die wir nicht kennen, mit wenig Licht, geblendet von den entgegenkommenden Lkws. Ich bremse häufig ab, komme manchmal in tiefe Schlaglöcher oder von der Fahrbahn ab und bin froh, als wir in der Hütte unseres Freundes ankommen!
Wir schlafen jetzt in der runden Lehmhütte unserer superliebenswürdigen sudanesischen Gastgeber. Unser Auto steht sicher zwischen den Bussen, die bewacht werden und wird morgen repariert. Ich habe viel über die Leute hier gelernt und weiß nun, wie unzufrieden die Bevölkerung ist, wie das Gesundheitssystem funktioniert und was hier so alles auf den Straßen transportiert wird. Aber dazu vielleicht ein anderes Mal mehr...

In Ausgabe 01/07 des Journal Frankfurt berichteten wir über die 26-jährige Damaris Haensel. Damals war die angehende Haupt- und Realschullehrerin noch mitten in den Vorbereitungen für ihre ungewöhnliche Reise, die sie im Geländewagen bis nach Tansania führt. Dort will sie für “Streetkids International
 
8. Februar 2007, 19.58 Uhr
Daniel
 
 
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