Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs

Menschen wie Motten



Neulich bin ich aufs Land rausgefahren, 300 Kilometer nach Norden in ein deutsches Mittelgebirge namens Harz. Die erste Nacht schlaf ich dort immer schlecht, weil es so ruhig ist und keine Güterzüge, Jumbos oder Autobahnchaoten meinen Schlaf stören. Es ist sooo ruhig, das man nur sein eigenes Atmen hört und manchmal auch das Herz schlagen. Nicht nur das: es ist auch dunkel. Eine Nacht im Mittelgebirge verdient diesen Namen. Eine Nacht in Frankfurt verdient ihn nicht. Es ist eine Entehrung des Begriffes. Als ob wir nicht Licht im Überfluss hätten, so dass der Himmel stets orange leuchtet, sind nun seit einigen Jahren auch irgendwelche komischen Leute auf die Idee gekommen ein Lichtfest zu machen, eine Luminale, bei der die Stadt beleuchtet wird was das Zeug hält. Sogar der Lichtdom feierte sein Comeback, nachdem die Flakscheinwerfer zuletzt bei der Olympiade 1936 die Völker der Welt und wenige Jahre später britische Bomberpiloten begeisterten.

Seit gestern tagt die Luminale wieder. Wer in Frankfurt die Profanität des "Spektakels" noch nicht entdeckt, dem sei eine Reise zu den Offenbacher Stationen der Lichtschau empfohlen. Der Lili-Tempel zum Beispiel dimmt alle paar Minuten sein Licht an und aus und davor stehen dann Menschen mit Plänen in der Hand und rätseln, ob das nun wirklich alles ist (ist es). Ein Wasserturm wird bestrahlt. Und eine vollgepisste Brückenunterführung wird durch vielfarbige Neonlichter auch nicht aufregender. Im Hafengelände wird blaues Licht an eine Wand geworfen (Foto oben) und ein paar Meter weiter prangt der Schriftzug "Universum" in gelblichen Lettern (Foto unten). That's all, folks!

Ich bin demgegenüber für eine Deluminale. Eine Nacht OHNE Licht. Ohne Hochhausillumination, ohne Straßenlaternen und ohne ein lichterlohes Mainufer. Eine Nacht wie im Harz. Fehlt nur noch, dass sämtliche Verkehrsströme gestoppt würden. Ach, warum sind wir Menschen nur solche Motten, dass wir denken, etwas existiere nur, wenn wir es auch in stockfinsterer Nacht sehen. Wir wollen unsere Augen nicht mehr an die Dunkelheit gewöhnen, die uns umgibt.

 
7. April 2008, 13.29 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Das Freie Schauspiel Ensemble inszeniert Ingeborg Bachmanns Erzählung „Das dreißigste Jahr“. Es geht um die Selbstzweifel des namenlosen Protagonisten in einer Doppelbesetzung.
Text: Julian Mackenthun / Foto: Harald Schröder
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
19. April 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Female Duo
    Alte Nikolaikirche am Römerberg | 19.00 Uhr
  • Luciano Biondini, Michel Godard und Lucas Niggli
    St. Bonifatius | 20.00 Uhr
  • Joya Marleen
    Brotfabrik | 20.00 Uhr
Nightlife
  • The Big Easy
    Colos-Saal | 23.30 Uhr
  • Gibson Affairs
    Gibson | 23.00 Uhr
  • King Kong Kicks
    Centralstation | 22.30 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • hr-Sinfonieorchester
    Hessischer Rundfunk | 20.00 Uhr
  • Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
    Rheingoldhalle | 19.30 Uhr
  • Orchestra della Svizzera Italiana
    Kurhaus Wiesbaden | 20.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Der Raub der Sabinerinnen
    Schauspiel Frankfurt | 19.30 Uhr
  • Goethe: Faust I
    Volksbühne im Großen Hirschgraben | 19.30 Uhr
  • Glück
    Kammerspiele Wiesbaden | 20.00 Uhr
Kunst
  • Bruder Moenus
    Stoltze-Museum der Frankfurter Sparkasse | 10.00 Uhr
  • 244ff. – Von Friedrich bis Ferdinand
    Schloss Bad Homburg | 10.00 Uhr
  • Denis Dailleux
    Galerie Peter Sillem | 18.00 Uhr
Kinder
  • Pop Up-Technothek – MINT zum Anfassen
    KiBi – Zentrale Kinder- und Jugendbibliothek | 15.00 Uhr
  • Prinzhexin – Wie ein Prinzessin zur Hexe wird
    Löwenhof | 15.00 Uhr
  • Die Biene Maja
    Papageno-Musiktheater am Palmengarten | 16.00 Uhr
Freie Stellen