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Mein Walkürenritt
Juhu, das "Embargo" ist vorbei! Endlich darf ich das "große Geheimnis" lüften, das die Verleihfirma anscheinend aus dem "Operation Walküre"-Film mit Tom Cruise in der Rolle des Claus Schenk Graf von Stauffenberg machen wollte. Okay, das haben inzwischen schon ein paar Leute vor mir getan (das "Presse-Embargo" endete offiziell am 15. Dezember), aber egal -- immerhin startet der Film erst am 22. Januar, also noch einige Zeit hin. Fakt ist: Ich habe die "Walküre" gesehen. Und sie hat mir gut gefallen.
Dieser ganze Scientology-Quatsch im Vorfeld, diese ganze geheuchelte Aufregung mag ja für dicke Schlagzeilen gesorgt haben. Doch wenn ich Tom Cruise auf der Leinwand sehe, denke ich nicht: "Oh, der Typ gehört aber einer üblen Sekte an", er trägt ja auch keinen Button auf seinem Kostüm, auf dem geschrieben steht: "Scientology rules the world". Trotz aller diskussionswürdiger Hintergründe (die nicht in eine Filmbesprechung gehören): Cruise ist für mich zuallererst ein Schauspieler, und ein ziemlich guter noch dazu. Das hat er oft genug bewiesen und tut er auch wieder hier.
Als Hitler-Attentäter gibt Tom eine sehr konzentrierte Figur ab, in diesem typischen, immer leicht verbissen wirkenden Stil, den er nun mal drauf hat. Als Film ist "Operation Walküre" ein durchaus spannendes Stück Geschichtsunterricht, das zwar -- wie im Vorfeld bei amerikanischen Testvorführungen bemängelt -- nicht unbedingt mit vordergründiger Action prahlt, dafür aber den Ablauf des (leider) missglückten Adolf-Attentats und dessen Folgen minutiös nachstellt (einige der Dramaturgie geschuldete historische Glättungen mit einbezogen). Ein Thriller ist das, ein Nazi-Krimi aus Hollywood, nicht mehr, nicht weniger. Und nach Ansicht frage ich mich: Was haben die Leute eigentlich erwartet? Von einer "Überraschung" ist jetzt allgemein die Rede -- als ob jeder mit einem miesen Machwerk gerechnet hat. Immerhin heißt der Regisseur Bryan Singer und hat vorher "Die üblichen Verdächtigen" und die beiden ersten "X-Men"-Streifen inszeniert -- alles kompetente Kino-Unterhaltung mit gewissem Niveau. Warum sollte der Mann ausgerechnet jetzt in den Matsch greifen? Hat er nicht getan, so zumindest meine Meinung. Ich habe genau das bekommen, was ich auch erwartet habe. Und das war nichts Schlechtes.
20. Dezember 2008, 18.59 Uhr
Andreas Dosch
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