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Haverkampf zur Sanierung der Städtischen Bühnen

"Die Kosten von 900 Millionen Euro lassen sich wesentlich reduzieren"

900 Millionen Euro für die Sanierung der Städtischen Bühnen? Es ginge auch viel günstiger, meint der frühere Baudezernent Haverkampf. Seine lesenswerte Stellungnahme dokumentieren wir an dieser Stelle.
Die Stellungnahme bezieht sich zunächst auf die vorgetragene Faktenlage
(entspricht Teil 1 der Studie, hier als PDF abrufbar) und ihre Relevanz im Einzelnen, sowie folgend, auf die drei Varianten zur Behebung der festgestellten Mängel. Eine eigene Variante 0 soll zeigen, dass die Funktionsfähigkeit der Städtischen Bühnen mittelfristig mit erheblich geringerem Aufwand sicherzustellen ist, als die in dem Gutachten mit knapp 900 Millionen Euro brutto benannten Kosten für die drei Varianten. Sie entspricht damit der von Mitgliedern des Magistrats bereits vorgetragenen Forderung nach wesentlicher Reduzierung der Sanierungskosten.
(...)
3. Die Variante 0
3.1 Auslagerung von Räumen mit Bürostruktur
Die Verwaltung der Alten Oper Frankfurt ist seit ihrem Bestehen 1981 in räumlicher Nähe ausgelagert. Im Gebäude selbst gibt es dazu objektiv keine Unterbringungsmöglichkeit. Schwerwiegende Dysfunktionen für den Spielbetrieb im Hause bestehen nicht. Das mag man im Falle der Theaterdoppelanlage (TDA), die ja primär ein Produktionsbetrieb ist, anders bewerten.

Der Südseite des Theaters gegenüber befindet sich die Verwaltung der Nassauischen Heimstätte, an der die Stadt wesentlich beteiligt ist. Dieses Gebäude ließe sich über eine Brücke über die Hofstraße mit der TDA in ähnlicher Weise verbinden, wie dies seinerzeit für die beiden Gebäudekomplexe des Heilig-Geist-Hospitals in der Langestraße gelungen ist.

Zu den büroähnlichen Räumen der TDA gehören nicht nur die ‚Office-Spaces‘, sondern auch z.B. jener gefangene, fensterlose Raum in dem die Perückenherstellung stattfindet. Es bleibt dann immer noch erhebliches Raumvolumen in der ex-Nassauischen Heimstätte übrig, die die Stadt vermieten könnte, um die Amortisationsraten der Übernahme des Gebäudes zu verringern. Mit der folgenden zusätzlichen Maßnahme für die Haustechnik unter 3.2 könnte alternativ dazu auch die in G s60ff entwickelten, befensterbaren
Ergänzungskubaturen auf dem Dach nicht für die Technik, sondern unterhalb
der Hochhausgrenze für büroartige Nutzungen gewonnen werden.

3.2 Das Problem der haustechnischen Sanierung
Moniert wird in dem Gutachten nicht nur die schlechte räumliche Organisation der technischen Zentralen, sondern auch ihre z.T. verfehlte räumliche Unterbringung und das historisch gewachsene Missverhältnis der Raumgröße und -dimension zu den dort untergebrachten Aggregaten. Die Verbringung dieser Aggregate bei bzw. ihre Zugänglichkeit für Reparaturzecke wird ebenfalls bemängelt. Die Funktionszusammenhänge innerhalb der gesamten Raum-Matrix des Hauses werden behindert.

Wenn alle wesentlichen Zentralen außerhäusig unterzubringen wären, also Wärme, Kälte, Sprinklerung, Elt. usw., dann könnte sowohl das Potential auf dem Dach, wie vom Gutachter auf Seite 62 z.B. isometrisch dargestellt als auch der freiwerdenden fensterlosen Räume für alle möglichen Raumrochaden peu à peu realisiert werden, ohne dass es zu langwierigen Auslagerungen käme.

Die gemeinsame Unterbringung der technischen Zentralen sowohl vom Dach als auch aus dem Untergeschoss böte sich in einem abgegrenzten Bereich der Tiefgarage des Theaters an. Sie müsste aus meiner Sicht ungefähr um ein Drittel verkleinert werden und wäre für die Technik dergestalt nutzbar, dass sie entweder über drei Geschosse gestapelt würde oder nur das obere Geschoss nutzte. Die Zugänglichkeit für den Service und die Möglichkeit, schwere Aggregate zu verschieben, böte sich über die Auffahrt. Die Anbindung an das UG der TDA und über die Schächte und Steigleitungen bis aus Dach wäre ideal gegeben. Wenn ich das Steigleitungsschema auf der Seite 45 richtig lese, gibt es im UG 7 Haupteinspeisungspunkte.

Das Problem der wegfallenden Tiefgaragenplätze dürfte zu meistern sein. Abendparkplätze könnten in den umgebenden Bürohäusern angemietet werden. Eine App wäre möglich, die einen dahin leitet. Die Tiefgarage könnte die Abendnutzung von Nicht-Theatergängern sperren, sodass wirklich alle Plätze für die Vorstellungen verfügbar sind. Nach meiner Beobachtung schafft das erhebliche Reserven.

Fazit 14: Wenn es gelänge, ein Drittel der Tiefgarage für das Theater zu nutzen, könnte darin die gesamte zentrale Technik untergebracht werden. Man gewönne erhebliche Kubaturen auf dem Dach (Tageslicht) und solche im Keller (Lager). Diese stellt man dem Theater in finanzierbaren Tranchen zum Ausbau jährlich zur Verfügung. Es kann sich innerhalb dieser Grenzen daraus nach eigenen Prioritäten bedienen. Mit der Anmietung oder Kauf eines Teiles des Gebäudes der Nassauischen Heimstatte und ihrem Gebäudeanschluss per Brücke, oder dem Ausbau der noch auf dem Dach vorhandenen Bauvolumina lassen sich die meisten Wünsche der Städtischen Bühnen befriedigen. Diese Maßnahmen sind um Größenordnungen billiger, als die Berechnungen des Gutachtens für seine Varianten.

Eine weitere Platzersparnis und zugleich andere Sichtweise auf Klimatisierung eröffnet sich inzwischen in vielen deutschsprachigen Städten durch die zunehmend zentrale Kaltwasser-Versorgung (7grädiges Wasser) parallel zum Ferndampf. Mit ihm kann man an beliebigen Stellen entweder Strahlungs- oder Konvektionskälte erzeugen. Im Verbund mit Warmwasser als Heiz-/Kältemedium entsteht immer die richtige Temperatur vor Ort.

Lediglich der Luftwechsel muss zugemischt werden. Das kann dezentral an der jeweils verfügbaren Stelle der Außenhaut gefiltert geschehen. Auf diese Weise wären Schachtquerschnitte einzusparen, die ökologische Effizienz steigt ebenso wie die thermische. Ich weiß aktuell nicht, wie inzwischen das Frankfurter Kaltwassernetz ausgebaut ist (mehr als nur am Flughafen?). Sonst müsste das Kaltwasser in der eigenen Zentrale durch Sorption oder Kompression hergestellt werden. Lediglich die Säle würden weiter unter das Regime vorkonditionierten Luftwechsels fallen.

Als Benchmark des Arbeitsvolumens in der spielfreien Zeit kann man die Aktion der Architektin Inge Voigt vom Sommer/Herbst 1987 zu Grunde legen. In der Zeit hat sie – logistisch/vertraglich/planerisch gut vorbereitet – aus dem Zuschauerraum Oper entfernt: Bestuhlung, Wandvertäfelung Brüstungsvertäfelung, Decke bis unter den Kronenboden. Es wurden wieder eingebaut: die Stühle neu (Bemusterung im Frühjahr), eine neu gestaltete Wand- und Brüstungsvertäfelung, ein neu gestalteter zentraler Leuchter, die dezentrale
Raumbeleuchtung, Schallsegel unter dem Kronenboden, das Lichtkunstwerk von Toyo Ito und eine neu gestaltete visuelle Unterdecke.

Die neue Technikzentrale kann vollkommen losgelöst vom Theaterbetrieb errichtet werden. Nur der Umschluss bleibt eine eigene logistische Leistung. Setzt man solche Aktionen als möglich voraus, müssen keine Delokationen des Theaterbetriebes stattfinden. Bei guter Planung und Logistik, wie im Schiffbau möglich, lassen sich erheblich größere Summen als die im Gutachten genannten Summen von 1,5 Millionen Euro p.a. verbauen. Ein Besuch der Meyerwerft in Papenburg wäre anzuraten. Dies setzt jedoch eine andere Aufbau- und Ablauforganisition der Projektsteuerung voraus, als heute gegeben.

Mit der Null-Variante wird die Theatertechnik nachhaltig und servicefreundlich. Baulich werden entscheidende Entflechtungseffekte bewirkt. Als störender Effekt tritt nur der einmalige Umschluss ein. Es entsteht ein erheblicher Raumgewinn. Die Kostenprojektion der Kämmerei (123 Millionen Euro) gewinnt wieder an Realität.

Die vollständige Stellungnahme von Herrn Haverkampf können Sie hier nachlesen (PDF, 2,5 Megabyte).
 
27. Juli 2017, 10.37 Uhr
Hans-Erhard Haverkampf
 
 
Fotogalerie:
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