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Geh effizient!

Heute war ich beim Eröffnungswochenende im neuen BMW-Haus an der Hanauer, um zu lernen wie man Benzin spart. Go-Efficient-Race, so der Titel. Ich habe das von Anfang an gleich sehr ernst genommen und bin mit dem Fahrrad hingefahren. Wir wurden auf die Strecke bugsiert, hinten am Containerbahnhof war sie angelegt, 1,4 Kilometer zwischen großen Metallkisten hindurch, kein Straßenverkehr, keine Regeln, ein Knabentraum. Einige weißbepinselte 1er-BMW stehen bereit, doch es geht nicht darum, wer als erster ins Ziel schwirrt, sondern wer seinen Spritverbrauch am meisten senken kann. Aus der Differenz zwischen erstem und zweitem Durchgang ergibt sich, wieviel Geld für die Frankfurter Tafel gespendet wird, wir brettern also nicht völlig sinnlos durch die Gegend.
Herr Förster erklärt

Ein paar Gastronomen sind dabei, Mario Lohninger zum Beispiel, der extra einen Rennfahrerstrampler angezogen hat, was natürlich an Coolness nicht zu toppen ist. Nur zum Vergleich: Der Typ vom Snack-Point (selbst bezeichnet er sich als Godfather of Worscht) trägt ein schlechtsitzendes T-Shirt auf dem "Best Worscht in Town" draufsteht. Aber genug von Äußerlichkeiten, Herr Förster von BMW bittet um Aufmerksamkeit. Er ist ein kerniger Bayer und spricht auch so. Neben mir steht Palmengartendirektor Jenny und flüstert: "Was haben wir dem Menschen bloß getan?" Das frage ich mich auch, aber vielleicht macht er das mit dem Gebrüll auch nur, um die Rennmotoren zu übertönen und die Blödel-Bühne von FFH auf der anderen Seite. Es sind keine optimalen Bedingungen für einen Vortrag. Herr Förster erklärt: fünf Runden, dann Fahrerwechsel, dann fünf Runden, dann Lektionen in Spritspartechnik, dann wieder fünf Runden jeder, dann Siegerehrung. Der mit der meisten Differenz gewinnt.
Herr Jenny gibt Gas

Ich steige mit Dr. Jenny in eines der Autos, er ist auch mit dem Fahrrad gekommen und kann Autos auch so gar nicht viel abgewinnen. Darf man aber nicht so laut sagen, die Menschen von BMW können über Leidenschaftslosigkeit in Zusammenhang mit den, wie sie es nennen, Premiumprodukten ihres Hauses nämlich nur den Kopf schütteln. Wir starten, ich versuche höchstens in den zweiten Gang hochzuschalten, ansonsten über 4000 Umdrehungen zu bleiben, die Fenster sind unten und am Ende stehen 12,4 Liter Durchschnitt. Da geht noch was. Dr. Jenny schafft mit vollaufgedrehter Klimaanlage und phasenweise angeschalteter Sitzheizung (die wir wieder ausmachen, weil sich das anfühlt, als hätte man sich in die Hose gepinkelt) auf 0,5 Liter mehr. Vom Spritverbrauchrekord von über 16 Litern, die unsere Konkurrenten schaffen, sind wir aber meilenweit entfernt. Wie zum Teufel haben die das gemacht? Nun erklärt uns Herr Förster wie wir Sprit sparen können. Nachdem er uns dargelegt hat, warum BMWs, die ich immer für bestimmt sehr solide konstruierte, aber dennoch ökologisch unverantwortliche Protzerautos gehalten habe, warum also BMWs derart umweltschonend sind, dass es fast wie eine Sünde vor Gott erscheint, keinen BMW zu besitzen. Kurz gefasst: die Fahrzeugelektronik, die Getriebe- und Motortechnik spart derart viel Sprit ein, dass 40 Prozent der ausgelieferten Fahrzeuge den künftigen EU-Grenzwert von 140g CO2 pro Kilometer unterschreitet. Hier ließe sich einwenden, dass die Europäische Union das Ziel von 140g schon vor drei Jahren erfüllt sehen wollte und nun für 2012 eine gesetzlich vorgeschriebene Höchstgrenze von 120g plant. Wer also die Umwelt und BMW mag, sollte auf den zukunftssicheren BMW 118d setzen, der die magische 120er-Grenze schon heute unterschreitet. Vorausgesetzt man fährt nicht wie der letzte Henker. Früh schalten, untertourig fahren, in der Ortschaft bei 50 Stundenkilometer auch mal im fünften Gang, rät Herr Förster. Dann rollt der Wagen locker mit unter 1000 Umdrehungen über den Asphalt. Und noch ein Tipp: den Wagen ausgekuppelt ausrollen lassen. Das sei eindeutig besser als runterzuschalten und den Motor abbremsen zu lassen (verbraucht nämlich Sprit).
Herr Job (BMW Frankfurt, links) und Herr Heidfeld (Berufskraftfahrer, rechts) übergeben den Scheck.

Also auf zur zweiten Runde, Fenster und Türen bleiben geschlossen, die Klimaanlage aus, die Sitzheizung sowieso und schwups: 7,0 bei mir, 6,4 bei Herrn Jenny. Nicht schlecht, aber eigentlich immer noch 13,4 Liter zuviel. Auch die anderen haben weniger Gas gegeben und so stehen auf dem Scheck für die Frankfurter Tafel schließlich 4000 Euro. Das ökologische Gewissen ist nach der Fahrradtour zurück auch wieder reingewaschen: 0g/100km und keinen Tropfen Benzin verbraucht. Das schaffen auch eine Million BMW-Ingenieure nie.

 
31. Mai 2008, 18.53 Uhr
Nils Bremer
 
 
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