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Foto: Vero Bielinski
Foto: Vero Bielinski

Fee. mit „Ein Zimmer Küche Bad“

Selbstbestimmt und vogelfrei

Mit „Ein Zimmer Küche Bad“ stellt die Frankfurter Sängerin und Gitarristin Fee. am 16. April ihr Albumdebüt auch live im Nachtleben vor. Im Interview mit dem JOURNAL FRANKFURT bekennt sie sich zu Ehrlichkeit in ihren Geschichten.
JOURNAL FRANKFURT: Eine Akustik-Gitarre, eine betörende Stimme, mal rauchig, mal sanft und voller Leben, so wurde Ihre Soloauftritte beworben. Inzwischen haben Sie eine neue Band, war die auch in die Produktion von „Ein Zimmer Küche Band“ involviert?

So was ist ja immer ein fließender Prozess. Die Band kam dazu, als wir mitten in der Album-Produktion steckten. Teilweise sind sie auf der Platte zu hören, das Meiste ist in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Andi Kunze entstanden.

Sie hatten schon vorher Banderfahrung mit Neoh. Als „Marburgs späte Antwort auf Juli“ schien die Erfolgsgeschichte schon geschrieben dank eines Vertrages bei einem Majorlabel. Was unterschied die Gruppe damals von Ihrer jetzigen?

Es war fast alles anders bei Neoh. Wir waren eine Band, in der alle Entscheidungen gemeinsam getroffen, Songs gemeinsam geschrieben und sehr viel diskutiert wurde. Das war auch einer der Gründe, warum ich bei Neoh nicht weitermachen wollte: ich habe gespürt, dass da etwas ist, das mir einfach mehr entspricht, mir näher ist. Als ich mein Soloprojekt gegründet habe, habe ich alles allein gemacht: Vom Booking übers Songwriting bis zum Auftritt. Durch die Fee.-Band kommen natürlich neue Einflüsse und eine voluminöse Klangfarbe dazu, live können wir einen schönen Spannungsbogen erzeugen, den man als Singer/Songwriter mit Gitarre manchmal nur schwer hinkriegt. Es bleibt trotzdem 100% Fee., da die Musiker sich in das Vorhandene einfügen und wir es gemeinsam ausschmücken.

Die wichtige Entscheidung war der Fremdbestimmung zu entgehen. Immerhin haben es die ungeliebten Plattenfirmenmenschen zu einer musikalischen Widmung gebracht. So richtig freundlich gehen Sie da mit den „Smarten Karowesten“ nicht um?

Die Zeit beim Major Label war schon sehr verrückt. Wir waren ständig in Berlin und haben Songs mit Hitproduzenten geschrieben und doch fehlte uns laut Plattenfirma immer der Hit, weshalb es nie zu einer Veröffentlichung der 60 geschriebenen Songs kam. Das ist traurig, aber gehört zu meinem Weg dazu. Und er hat mich dahin gebracht, wo ich jetzt stehe. Selbstbestimmt und vogelfrei. Und außerdem sehr glücklich.

Was hat Ihnen diese längere Solophase gebracht? Eine Befreiung von Pop-Rock-Klischees, einen echten Selbstfindungsprozess dank der Reduzierung aufs Wesentliche und die Möglichkeit, auch ganz spontan überall auftreten zu können?

All das. Vor allem ist es die Spontanität, sich mit der Gitarre irgendwo in den Zug zu setzen und ein Konzert zu spielen. Das mache ich ja auch weiterhin. Es gibt eben Solokonzerte und Bandkonzerte. Das finde ich auch gut so und macht das Ganze sehr abwechslungsreich.

Was waren die schönsten und wichtigsten Erfahrungen solo?

Als ich mit meinem Soloprojekt startete, wurde mir bewusst, wie viel Arbeit darin steckt, wenn man alles selber stemmen will. Das war zwar ganz schön anstrengend, aber es macht echt Spaß und es ist toll über alles die Kontrolle zu haben und im Bilde zu sein. Wenn ich zu einem Konzert fahre, dann weiß ich wie der Veranstalter heißt, wo der Club ist und wann ich auf die Bühne gehe. Nach und nach gebe ich jetzt Aufgaben an mein Team ab, die das dann in meinem Interesse umsetzen. Aber alles geht nach wie vor durch meinen TÜV, niemand würde einfach etwas entscheiden, ohne vorher darüber mit mir zu sprechen. Genauso sollte es doch sein.

Wo positionieren Sie sich stilistisch? Ganz sicher nicht im weiten Feld zwischen Soul, Pop und Hip-Hop wo sich ja die meisten Kolleginnen tummeln?

Ein richtiges Genre, eine Schublade, gibt es bei mir nicht. Man merkt, dass die Songs aus dem Singer/Songwriter-Bereich kommen, die Akustikgitarre spielt eine tragende Rolle, denn so entstehen die Songs bei mir immer. Am wichtigsten sind nach wie vor die Inhalte, der Text und die Melodie. Wie ein Song arrangiert wird, kann aber ganz unterschiedlich sein. Auf dem Album hört man mal ein Streichquartett, ein anderer Song kommt sehr rockig daher, manche sind fluffig-poppig und es gibt Balladen, die in einer mehrspurigen E-Gitarren-Wand münden. Jeder Song soll das Kleid bekommen, was zu ihm passt. Das macht es facettenreich und bunt.

Der Begriff des Elementaren ist im Zusammenhang mit Ihren Songs schon öfters mal gefallen. Welche Themen sind es Ihnen wert, in Zeilen gegossen zu werden? „Ein Zimmer Küche Bad“ als Albumtitel signalisiert ja schon, dass es Ihnen darum geht, alltägliche Themen in Poesie umzuwandeln. Was macht das Normale so besonders für Sie?

Ich finde, dass gerade das Alltägliche und das Elementare Wert ist in Poesie umgewandelt zu werden. Ich schreibe keine abstrakten Songs, bei denen ich mir Geschichten ausdenke. Wieso sollte ich das tun? Ich habe schon immer viel beobachtet, andere, mich selbst, die Gesellschaft. Ich hinterfrage vieles, da ich oft nicht mit „Erwachsenen-Augen“ auf die Welt schaue. Wir leben gerade in einer Zeit voller Instagram-Filter-Fotos und Influencern, die vorgaukeln ein perfektes Leben zu leben. Das ist erschreckend und sehr oberflächlich. Ich wünsche mir deshalb zunehmend Authentizität zurück. Und sehnen wir uns am Ende nicht immer nach den elementaren Dingen im Leben? Nach Ehrlichkeit und nach Geschichten, in denen wir uns wiederfinden?

>> Fee., Ffm, Nachtleben, 16.4., 20 Uhr, Eintritt: 14,30 www.feemusik.de
 
20. März 2018, 14.54 Uhr
Detlef Kinsler
 
Detlef Kinsler
Weil sein Hobby schon früh zum Beruf wurde, ist Fotografieren eine weitere Leidenschaft des Journal-Frankfurt-Musikredakteurs, der außerdem regelmäßig über Frauenfußball schreibt. – Mehr von Detlef Kinsler >>
 
 
Fotogalerie:
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