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Foto: © Bernd Kammerer
Foto: © Bernd Kammerer

Ehrenplakette für Konzertveranstalter

Marek Lieberberg wird ausgezeichnet – und Kulturschaffende demonstrieren

Am Freitag bekommt Marek Lieberberg die Ehrenplakette der Stadt – und vorm Römer wollen Kulturschaffende protestieren. Allerdings nicht gegen den Konzertveranstalter, sondern "gegen den Kahlschlag bei Kultur-Plakaten".
Es soll ein feierlicher Anlass sein. Und, so muss man hinzufügen, einer, der schon lange überfällig war. Marek Lieberberg hat nicht nur viel für die Kulturlandschaft in Europa, sondern mithin auch für seine Heimatstadt getan. Auch als Leiter von Live Nation Concerts Germany bleibt er Frankfurt treu, seine Firma MLK hatte er im vergangenen Jahr abgegeben. Bevor Lieberberg ins Musikbusiness einstieg, war er Journalist. Sein erstes größeres, von ihm organisiertes Konzert war der Auftritt von The Who in Münster. Es war nur der Beginn einer bis in die Gegenwart reichenden Erfolgsgeschichte mit Auftritten weltbekannter Bands und Musiker – von Metallica bis Madonna, von Bruce Springsteen bis Sting. Marek Lieberberg ist auch Veranstalter eines der weltweit renommiertesten Festivals der Welt, Rock am Ring. Kürzlich machte er Schlagzeilen, als er sich zur Unterbrechung der Veranstaltung durch die Polizei wegen einer Terrorwarnung öffentlich äußerte. Auch über seine Heimatstadt zeigte er sich als Freund des offenen Wortes. "Manchmal gehe ich voller Wut durch diese Stadt", sagte er 2010 in einem Interview mit dem Journal Frankfurt. Dies aber, weil sie ihm so am Herzen liege. "Der Rathenauplatz ist zur Steinwüste deformiert, die Hauptwache wäre die perfekte Kulisse für einen Mad-Max-Film. Und dann das Herzstück, der Grüneburgpark: Verdreckt und verkommen! Jogger und Fußgänger müssen akrobatische Sprünge machen, um Pfützen und Matsch auszuweichen." Manches mal scheitere die Administration an den Selbstverständlichkeiten des Alltags. Das Drängen, die Stadt besser zu machen, die Initiative für und das Bekenntnis zu Frankfurt am Main haben nun bei einer späteren Administration dafür gesorgt, dem Bürger Marek Lieberberg die Ehrenplakette zukommen zu lassen. Der Zeitpunkt ist klug gewählt: Freitagnachmittag im Römer, kurz bevor das große, von den Lieberbergs organisierte Wireless-Festival im Stadion startet – Superstars wie The Weeknd und Justin Bieber kommen dafür nach Frankfurt.

Die Demonstration will sich gegen weniger Plakatflächen in der Stadt wenden
Eine Gruppe von Kulturschaffenden will jedoch den feierlichen Anlass stören. Mit Megaphonen und Plakaten wollen sie auf den Römer ziehen, um "gegen den Kahlschlag bei Kultur-Plakaten" zu protestieren. Angemeldet hat sie der Konzertveranstalter Laiki Kostis. Mitstreiterin Anja Czioska betont, der Protest habe mit Lieberberg nichts zu tun, ihn und seinen Erfolg finde man super und wolle ihm auch zujubeln. Es gehe aber vielmehr darum, dass die Stadt es dem künstlerischen Nachwuchs schwieriger machen wolle, für Veranstaltungen zu werben. Eine entsprechende Petition wurde auch schon von einem Kollegen Lieberbergs unterzeichnet: Dem Veranstalter und Batschkapp-Geschäftsführer Ralf Scheffler.

Der Hintergrund: Die Stadt schreibt nach einigem Hin und Her nun die Werberechte im öffentlichen Raum neu aus. „Inhaltlich verfolgen wir die Strategie ‚Klasse statt Masse‘ und bekämpfen illegalen Wildwuchs“, sagt Planungsdezernent Mike Josef (SPD). Er betont aber auch, dass die Ausschreibung lediglich kommerzielle Werbeformen betreffe. "Parteienwerbung sowie Werbung von Vereinen und Schulen, kulturellen und sozialen Institutionen zu nicht kommerziellen Zwecken sind hiervon nicht berührt. Gemeinnützige Frankfurter Vereine können für sportliche und kulturelle Veranstaltungen bis zu 10 Prozent der Plakatflächen auf über 1200 Litfaßsäulen – vorwiegend in Wohngebieten – sowie auf rund 2500 Schaltschränken erstmals kostenfrei nutzen." Das seien doppelt so viele Schaltschränke wie bislang. Mark Gellert, Sprecher von Mike Josef sagt, es sei schleierhaft, wie die Demonstranten in ihrer Petition auf die Zahl von 5000 Werbeflächen kämen, die künftig wegfallen würden. Geplant sei vielmehr, dass 28 Dreiecksständer, 12 Werbetürme und 284 Werbeplatten an Drängelgittern wegfallen würden, also 324 Flächen. "Zugleich erhöhen wir für diese Zielgruppe durch die Verdopplung der Werbemittel an Schaltkästen von 1.200 auf bis zu 2500 deutlich", so Gellert. Bei letzteren gehe es um kommerzielle Kulturveranstaltungen – also etwa auch Konzerte. Museen und andere Institutionen hätten dagegen auch weiterhin die Möglichkeit abseits der ausgeschriebenen Flächen zu werben – bräuchten dafür allerdings eine Genehmigung des Straßenbauamtes. Wird sich die Stadt durch die Demonstranten erweichen lassen? Wohl kaum. "Der Magistrat hat die Ausschreibung beschlossen. Sie geht jetzt ihren Gang."

Anja Czioska, die als Mitarbeiterin für das Kulturamt von Ina Hartwig (ebenfalls SPD) tätig ist, die Demo aber als Vorsitzende des Berufsverbands bildender Künstler unterstützt, sieht die kostenlosen Plakate als Fortschritt, es geht ihr aber nicht weit genug. "Wenn es kein öffentliches WLAN gibt, dann leben wir acht Jahre hinter dem Mond." Acht Jahre: dies ist die Zeit, für die die Werbeflächen an Dienstleister verkauft werden sollen. Keine zufällig gewählte Laufzeit, wie es aus dem Planungsdezernat heißt. "Die Bushaltestellen sind derzeit nicht Teil der Ausschreibung, der Vertrag der VGF läuft noch bis Ende 2025. In acht Jahren gäbe es dann die Möglichkeit, auch diese Werbeflächen mit auszuschreiben."

Das europaweite Ausschreibungsverfahren für mögliche Interessenten ist von nun an geöffnet und im Internet einsehbar. Genauere Modalitäten können angefragt werden, dort ist dann auch von den oben genannten kostenlosen Werbeflächen die Rede, die die Unternehmen an Vereine und Kulturinstitutionen abzugeben haben. "Wir gehen davon aus, dass uns auch Angebote erreichen werden, die WLAN-Hotspots beinhalten", sagt Mark Gellert. Dies habe für die Stadt jedoch keine Priorität. "Oftmals stehen Werbeflächen nicht an Orten, an denen die Bürger normalerweise verweilen und ein WLAN nutzen würden." Eine Ausnahme: Die Bushaltestellen – aber die sind, wie gesagt, erst Ende 2025 wieder dran.
 
21. Juni 2017, 11.54 Uhr
Nils Bremer
 
 
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