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Foto: Nils Bremer
Foto: Nils Bremer

Digitale Exponateplattform des Städel Museum

Das Städel digitalisiert seine Sammlung

Das Städel Museum gönnt sich zu seinem 200. Geburtstag eine digitale Erweiterung. In der Datenbank sollen langfristig sämtliche Werke des Museums verzeichnet sein. Das hört sich trockener an als es ist.
Museumsdirektor Max Hollein macht in letzter Zeit eher den Eindruck als gehörte er zu einem Konzern wie Apple. Seine Powerpoint-Vorträge sind prägnant, die vielen Folien durchchoreographiert, die Pressekonferenzen sehen Gastauftritte vor, am Ende spricht wieder Max Hollein, gibt einen Ausblick auf das, was noch alles kommen soll in diesem Jahr. Es ist eine Menge - und am Montag hatte es nicht in erster Linie mit Kunst zu tun, sondern mit ihrer Vermittlung und Verbreitung.

Freies WLAN haben die von Herrn Hollein geführten Häuser Schirn und Städel seit einigen Wochen, im Frühjahr soll es ein Städel-Computerspiel für Kinder geben, eine Städel-App, dazu etliche aufwendige Digitorials wie jenes zur Monet-Ausstellung, einen virtuellen Rundgang, der die Originalhängung des Städels in seiner Gründungszeit zeigt.

Herzstück der, wie es Max Hollein nennt, digitalen Erweiterung ist aber eine Exponateplattform, in der sämtliche Werke des Städelmuseums verzeichnet werden sollen. Die zugehörige Website soll frei verfügbar sein und am 15. März freigeschaltet werden - jenem Tag, an dem das Haus seinen 200. Geburtstag mit einem Bürgerfest feiert. "Wir sehen unsere Aufgabe in der Vermittlung von Kunst weit über die physischen Grenzen des Museums hinaus", sagt Max Hollein.

Exponateplattform, Datenbank - das sind eigentlich die falschen Begriffe. Das Städel spricht vom digitalen Schlendern, wobei Flanieren der passendere Begriff wäre. Jedes Bild in der Datenbank ist mit über 100 Schlagworten versehen, darunter die offensichtlichen, wie der Bildtitel, Hauptmotive; aber auch Gefühlslagen wie Trauer oder Hoffnung, Liebe oder Melancholie sind abgespeichert. Die Software kann nun Verknüpfungen herstellen - der Schritt zwischen dem Goethe-Porträt von Tischbein und jenem zu Warhol ist ebenso nah wie der eines Monet-Meisterwerks und einer Fotografie aus den 20er-Jahren:



Jedes Werk wurde auch mit den wissenschaftlichen Kürzeln des Systems Iconclass versehen und mit weiteren umfangreichen Zusatzinformationen, etwa seit wann es sich in der Sammlung des Städel Museums befindet, in welchen Ausstellungen es bereits zu sehen war, dazu sind beschreibende Texte, hier und da auch Audio-Guides und Youtube-Videos eingebunden. Schließlich werden einige Werke angezeigt, zu denen es einen wie auch immer gearteten Zusammenhang, und sei es nur eine Assoziation gibt. "Der User gelangt vom reinen Suchen zum inspirierenden Finden und Vergleichen und bekommt neue Verbindungen zwischen verschiedenen Werken über Epochen hinweg aufgezeigt", sagt die Leiterin der Vermittlungsabteilung des Städels, Chantal Eschenfelder.

Programmiert wurde die Datenbank von der Software AG, sie steht auch für die Serverkosten gerade. Die Datenbank gruppiert, vereinfacht gesagt, Bilder, bei denen bestimmte Schlagworte übereinstimmen. Vor viereinhalb Jahren gab es erste Ideen, zweieinhalb Jahre dauerte die Programmierung von Datenbank und Website, gefördert wurde das Projekt unter anderem vom Land Hessen und dem Kulturdezernat der Stadt. "Die Sammlung der städtischen Galerien wird vom Städel betreut, auch deswegen haben wir uns engagiert", sagt Kulturdezernent Felix Semmelroth. Die Sammlung soll ebenfalls in die Exponateplattform einfließen. Die DZ Bank gibt Geld, um den großen Fundus an Fotografien verschlagworten zu lassen, ein noch größeres Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert: der Bestand der Graphischen Sammlung, der 22.000 Blätter umfasst, soll ebenfalls digitalisiert werden. Bei der Verschlagwortung ist das Bildarchiv in Marburg beteiligt.

Der Beginn nimmt sich da noch überschaubar aus: Etwa 600 Werke werden zum Start bereitstehen, bis Jahresende soll die digitale Sammlung auf 1500 Exponate anwachsen.

Dort können sich die Besucher auch anmelden, können ihre vergangenen Spaziergänge durch die digitale Sammlung Revue passieren lassen oder sich gar als Kuratoren betätigen, indem sie Fotografien, Gemälde oder Skulpturen gruppieren. Beim Städel wie der Software AG denkt man noch weiter. Wenn die Plattform das Licht der Öffentlichkeit erblickt hat, will man andere Häuser ansprechen, ihre Sammlung ebenfalls mit dem gleichen System in der Cloud abzulegen – im Idealfall wären dann Museen wie der Louvre oder das MoMA miteinander verknüpft.

"Wenn ich von der digitalen Erweiterung erzähle, bekomme ich eigentlich immer diese Frage gestellt: Wer geht dann noch ins Museum?", sagt Herr Hollein. Er antwortet dann oft mit der Idee, die Johann Friedrich Städel mit seiner Gründung verband: Ein Museum, das wie eine Schule ist. Durch die Digitalisierung habe das Haus die Chance seine Vermittlungsarbeit zu skalieren. Der Chef der Software AG, Karl-Heinz Streibich, spricht denn auch von der disruptiven Kraft des Digitalen, der sich zu entziehen nur Nachteile mit sich bringe. "Die Folge wäre die Bedeutungslosigkeit", sagt er. Die Entgrenzung von Information, die Skalierbarkeit und die Aufhebung von Exklusivität seien nicht aufzuhalten. Wer sich zuerst darauf einlasse, der gewinne. Und dann fällt über die neue Website noch so ein Satz, wie er auch von Apple für seine Produkte bemüht wird: "Das ist weltweit einzigartig."

>> Digitale Sammlung des Städel Museum
Die Website wird am 15. März 2015 freigeschaltet.
 
3. März 2015, 11.49 Uhr
Nils Bremer
 
 
Fotogalerie:
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