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Foto: Privatsammlung © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
Foto: Privatsammlung © VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Die Schirn zeigt Magritte

Besucher, die auf Gedankengebilde starren

Fast jeder kennt Bilder von René Magritte: Seine Pfeife, die keine Pfeife ist, Männer mit Melonen und immer wieder absurd aufgefächerte Wirklichkeiten. Der Unterbau ist komplex – auch den zeigt derzeit die Schirn.
Menschen stehen vor Bildern. Nach einer Minute fangen die meisten an zu lächeln oder vielmehr seufzen sie belustigt. Diese Reaktion ist schwer zu beschreiben. Ein bisschen klingt es, als sei ihnen ein Licht aufgegangen. Und gleichzeitig scheinen sie immer noch ein Fragezeichen auf der Stirn zu haben. Einerseits vergnüglich, wächst bei längerem Betrachten der Respekt vor diesen Gedankengebilden. Es ist schon etwas sehr Besonderes, die Bilder von Magritte zu betrachten. Und immer wieder hört man hier und da ein "sais pas" ertönen. Dieses "weiß nicht" zieht sich durch die ganze Ausstellung "Magritte. Der Verrat der Bilder" in der Schirn Kunsthalle. Denn die führt den Besucher einerseits an das Werk René Magrittes heran und kann ihm gleichzeitig doch nicht seine Rätselhaftigkeit nehmen.


Nachdem Magritte ein Bild von Giorgio De Chirico sah, begann sich der Künstler mit Alltagsgegenständen auseinanderzusetzen. Auch arbeitete er eine zeitlang als Musterzeichner und Werbegrafiker. Gleichzeitig begann er sich theoretisch mit der Malerei zu beschäftigen. Er pflegte engen Kontakt zu anderen Surrealisten wie André Breton, Hans Arp, Joan Miró und Salvador Dalí. Besonderen Schwerpunkt legt die Ausstellung in der Schirn auf Magrittes Verhältnis zur Philosophie seiner Zeit. Magritte sah sich weniger als Maler, als vielmehr als denkender Mensch, der seine Gedanken durch die Malerei vermittelt. So pflegte er auch einen regen Austausch mit dem Philosophen Michel Foucault und dem Heidegger-Übersetzer Alphonse De Waelhens.

Magritte und das Höhlengleichnis
In fünf Kapitel unterteilt die Schirn seine Auseinandersetzung mit der Philosophie. Seine Wort-Bilder zum Beispiel reflektieren seine grundsätzlichen Überlegungen zum Verhältnis von Bild und Sprache. Bei andere Werken hingegen stehen die Legenden und Mythen um die Erfindung und Definition der Malerei im Vordergrund. Und die Besucher merken auf einmal: So zugänglich die Werke gemalt sind, so komplex ist doch deren Bildinhalt. Da ist zum Beispiel das Bild "La Condition humaine" (So lebt der Mensch). Darauf ist der Ausgang einer Höhle von Innen zu sehen. Der Ausgang gibt den Blick auf eine in der Ferne liegende Landschaft frei. Doch inmitten dieses Ausblicks steht eine Staffelei, auf der ein Bild steht, das anscheinend die dahinterliegende Landschaft exakt wiedergibt. Direkt neben diesem Ausgang ist ein Lagerfeuer. Einige dieser Motive, das Feuer, die Staffelei mit dem Bild, das die dahinterliegende Szenerie wiederzugeben scheint, tauchen immer wieder in seinen Arbeiten auf. In ihnen reflektiert Magritte seine Auseinandersetzung mit Platons Höhlengleichnis. Wirklichkeit ist bei Magritte nicht nur doppelbödig. Sie ist drei- bis vierfachbödig.

Man kann als Besucher natürlich einfach durch die Ausstellung flanieren und die angenehm akkurate Malweise und den verwirrenden Charme einfach so auf sich wirken lassen. Doch um die Ausstellung und ihr Konzept zu durchdringen, sollte man viel Zeit mitbringen. Der Aufwand, sich in die Gedankenkonstrukte hineinzuarbeiten, lohnt sich. Und Rätsel bleiben danach immer noch genug.

>> "Magritte. Der Verrat der Bilder", 10. Februar - 5. Juni 2017, Schirn Kunsthalle, Römer­berg. Mehr Informationen unter www.schirn.de.

>> Katalog "Magritte. Der Verrat der Bilder", 208 Seiten, Prestel Verlag, München, London, New York, 2017, 35 Euro.
 
23. Februar 2017, 10.14 Uhr
Tamara Marszalkowski
 
 
Fotogalerie:
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