Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs

Die Liebe des Herrn Herl

Grantig war ich. Ein eisiger Wind wehte mir ins Gesicht als ich aus den Tiefen der U-Bahn in Bornheim-Mitte emporstieg. Jetzt noch ne Lesung. Bah. Dabei rief doch mein Bett, schön warm und kuschelig. Doch mein Herz wärmte sich auf je näher ich der Buchhandlung Schutt kam. Dort, im Hinterhof, machte sich eine wohlige Athmosphäre breit. Ein Zelt diente vielen - auch den rauchenden - Gästen als Refugium. Denn dort wurde leckerer Wein ausgeschenkt, Heizpilze erhitzten die Gemüter und über den Lautsprecher tönte die sonore Stimme Michi Herls. Die Lesung aus seinem neuen Werk "Heimatkunde Frankfurt" hatte just begonnen. Innen, in der Buchhandlung, am Pult stand er umringt von Regalen mit alten Büchern und mehr als hundert sitzenden Besuchern. Meine Stimmung besserte sich jede Sekunde, von Schmunzeln bis hin zum schallenden Lachen. Und man konnte viel über Herl erfahren. Was ihm nach dem ersten Apfelwein widerfuhr, warum er nicht Außenminister geworden ist und warum der Frankfurter ein liebenswerter Stoffel ist...

herlaction.jpg

Das Lispeln bat Herl gleich am Anfang zu entschuldigen. Ihm fehlen derzeit zwei Zähne und obwohl es schon neue gäbe, hätte er sich an den sexy Klang seines Lispelns fast schon gewöhnt. Mit tiefer, warmer Stimme begann sein humorvoller Vortrag aus seinem neuen Werk. Wirklich spannend, dachte ich doch vorher immer, dass mich Lesungen langweilen würden. Doch das Gegenteil war der Fall.

zelt.jpg

Herl erzählte, was ihn aus dem pfälzischen Pirmasens nach Frankfurt getrieben hat. Es war die Liebe. Damals noch nicht die Liebe zu Frankfurt, sondern die zu Barbara. "Denn kein einziger kommt freiweillig nach Frankfurt". Barabara scheint wohl Vergangenheit, doch die Liebe zu Frankfurt - "der interessantesten der Deutschen Städte" - die ist zunächst gewachsen und dann geblieben. Seit 25 Jahren lebt er nun hier, ist eingeplackt und hat gelernt, die Offenbacher zu ertragen. "In einem Franfurt-Reiseführer in San Francisco habe ich mal gelesen: `People in Offenbach are different`. Wenn das dort drin steht, dann muss da doch was dran sein", so Herl. Ja, es ging schon manchmal bissig-ironisch zu, die Lesungsbesucher mussten oft lauthals lachen, die Stimmung wurde stetig besser. Ich nippte am Wein, versuchte im Raum so gut es geht Fotos zu machen und wieselte dann wieder zum Zelt. Denn es war faszinierend zu sehen, wie dort die Leute mit roten Nasen, in Mänteln eingemumelt, nur durch die Stimme und die Erzählungen Herls ein seliges Lächeln auf den Lippen erhielten. Ach ja, der Michi hat recht: "Der Frankfurter ist ein stoffeliges Tierchen, was man einfach lieb haben muss".

plakat.jpg

Jetzt bin ich um einen schönen Abend und ein handsigniertes Buch reicher und habe als ebenfalls "Eigeplackte" endlich die Stadt Frankfurt verstanden und werde bald mal wieder eine Lesung besuchen. Ob es draußen regnet oder schneit.
 
17. November 2007, 17.19 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Kultur
Konzert-Highlights im April
Scooter kommt in die Festhalle
April, April, der macht, was er will – das gilt im kommenden Monat nicht nur für das Wetter, sondern auch für das Unterhaltungsprogramm in Frankfurt und Rhein-Main. Einen Überblick finden Sie hier.
Text: Björn Lautenschläger / Foto: © Philip Nürnberger, Sheffield Tunes
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
29. März 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Scout Gillett & Band
    Hafen 2 | 20.00 Uhr
  • Sedlmeir
    Dreikönigskeller | 21.00 Uhr
  • Tango Transit
    Jazzkeller | 21.00 Uhr
Nightlife
  • F*** L'Amour
    Gibson | 23.00 Uhr
  • Toxic Family & Friends
    Tanzhaus West | 23.00 Uhr
  • Weekend Kick Off
    Alexander the Great | 22.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • Die Walküre
    Hessisches Staatstheater Wiesbaden | 17.00 Uhr
  • Die Weiße Rose
    Staatstheater Mainz | 20.00 Uhr
  • Giulio Cesare in Egitto
    Oper Frankfurt | 18.00 Uhr
Theater / Literatur
  • Die Wunderübung
    Kellertheater | 20.30 Uhr
  • Wer kocht, schießt nicht
    Stalburg Theater | 20.00 Uhr
  • Der junge Mann / Das Ereignis
    Theater Willy Praml, Naxoshalle | 19.30 Uhr
Kunst
  • DAM Preis 2024
    Deutsches Architekturmuseum (DAM) | 12.00 Uhr
  • Automädchen & Pferdejungs
    Hessisches Puppen- und Spielzeugmuseum | 10.00 Uhr
  • 130 ausgewählte Ikonen und religiöse Objekte
    Ikonenmuseum | 10.00 Uhr
Kinder
  • Die kleine Zauberflöte
    Papageno-Musiktheater am Palmengarten | 16.00 Uhr
  • Lichtspielplatz
    DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum | 11.00 Uhr
  • Familie Wutz
    Theaterzelt an der Bockenheimer Warte | 11.00 Uhr
Freie Stellen