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Foto: Harald Schröder
Foto: Harald Schröder

Der Kleine Mann mit dem Blitz

Es blitzt in Sachsenhausen

„Shisha Bars und Junggesellenabschiede machen Sachsenhausen kaputt“, sagt Steen Rothenberger. Um dem entgegenzuwirken haben er und Oliver Tamagnini den Laden „Der kleine Mann mit dem Blitz“ eröffnet.
Zwar lebt Steen Rothenberger, Betreiber des Hotels Lindenberg, mit dem Großteil seiner Familie auf einem Gestüt in Bad Homburg. Sein Herz schlägt aber für die kleinen Gassen im Süden Frankfurts. „Ich liebe Alt-Sachsenhausen“, sagt er. Daher will er hier seinen Fußabdruck hinterlassen. So plant Rothenberger in Alt-Sachsenhausen zum einem ein zweites Lindenberg. Es wird, wie der erste Entwurf im Ostend, eine Mischung aus traditionellem Hotel und Wohngemeinschaft, in dem sich die Gäste auch selbst versorgen können. Voraussichtlich Anfang 2015 eröffnet das zweite Gasthaus dieser Art. Auch eine Bäckerei für das Viertel ist im Gespräch. Schon jetzt sorgt aber ein anderes Projekt für Aufsehen.

Zusammen mit seinem langjährigen Freund, dem Fotografen Oliver Tamagnini, eröffnete der Investor und Stadtentwickler hier ein Atelier mit angegliedertem Ausstellungs- und Wohnraum, einer Bar, einem Pop-up-Restaurant sowie einer hauseigenen Apfelweinkelterei. „Der kleine Mann mit dem Blitz“ heißt das Wohn- und Arbeitsprojekt in der kleinen Rittergasse 11. Und ersetzt man das Wort „Blitz“ durch „Schwips“ erhält man den Namen des eigens gekelterten Stöffchens. Die Location ist allerdings nicht jeden Tag geöffnet, sondern nur bei gezielten Veranstaltungen.

„Der kleine Mann mit dem Blitz“ soll ein Impuls für das ganze Viertel geben. Denn „Shisha Bars, Fußballclubs und Junggesellenabschiede machen Sachsenhausen kaputt“, findet Rothenberger. Mit dem Projekt sollen wieder Künstler und auch andere Bevölkerungsgruppen kommen. „Die Mietpreise sind hier noch bezahlbar, aber es ziehen kaum Familien her. Dafür liegen hier zu viele Glasscherben und Kippen auf der Straße.“ Damit die Bürger das neue Projekt auch annehmen, wurde es zu einem kleinen Teil durch Crowdfunding finanziert. Fast 80 Kleinanleger besitzen nun einen Teil des Hauses. „Man kann in Sachsenhausen nichts von oben herab machen“, erklärt Rothenberger. Daher wollte er dafür sorgen, dass die Bürger sein neues Projekt als ihres empfinden. Der Frankfurter geht gerne eigene Wege – so verbrachte er etwa einige Jahre in Afrika. Im Grunde aber ist Rothenberger traditionsbewusst. Er leitet inzwischen auch das Familienunternehmen, die „Rothenberger 4xS Vermögensverwaltung“. Der Name „4xS“ bezieht sich auf die Vornamen der vier Rothenberger-Kinder: Sven, Steen, Stefanie und Silke. Sie sind der Nachwuchs von Günter Rothenberger, der aus der Werkzeugfirma des Großvaters das weit verzweigte Rothenberger-Imperium schuf. Steen nahm sich das Prinzip der gleichen Anfangsbuchstaben zum Vorbild. So beginnen die Namen seiner vier Töchter alle mit einem A.

Die Freundschaft mit seinem neuen Geschäftspartner Tamagnini begann vor etwa acht Jahren – bei den Hochzeitsvorbereitungen des 35-Jährigen. Ein guter Fotograf sollte her und Rothenbergers Zukünftige stieß zufällig auf Arbeiten von Tamagnini – obwohl dessen Steckenpferd Kunstfotografien und keine Hochzeitsbilder sind. Letztendlich kam der Auftrag auch nicht zustande. Die Männer aber blieben in Kontakt. „Im Grunde wollten wir Oli ein Atelier schaffen“, erklärt Rothenberger die Idee. Das rund 600 Quadratmeter große Haus kennt er persönlich noch aus feuchtfröhlichen Abenden in seiner Jugend. „Das war mal ein Irish Pub.“

Fast zehn Jahre stand das alte Fachwerkhaus leer, verfiel mehr und mehr. Nutzen konnten man das Gebäude nicht mehr. Rothenberger und Tamagnini musste es abreissen und neu aufbauen lassen. Als Hommage an das Fachwerk hat sich das zuständige Architekten-Büro "Franken Architekten" etwas Besonderes ausgedacht: Dort, wo damals die Holzverstrebungen saßen, weist die Fassade des neuen Hauses nun Zitterstriche auf, die maschinell in die Hauswand gefräst wurden.

Nur ausgewählte Geschäftspartner der Betreiber werden Teil des Kulturhauses. In den drei Wohnungen im zweiten Obergeschoss zieht neben Tamagnini auch Fotograf Boris Löffert ein. Er steuert neben seinen Werken das Wissen über das Keltern von Apfelwein bei. „Seine Familie betreibt einen Obsthof mit Kelterei“, erklärt Rothenberger. Die dritte Wohnung ist für „die Dame des Hauses“. Die ehemalige Rezeptionistin des Lindenberg wird sich um alles Organisatorische kümmern. Auch der Koch ist ein ehemaliger Angestellter aus dem Hotel. Die Bar, die neben der Apfelweinpresse im Untergeschoss ist, ist in der Hand einer früheren Barkeeperin aus „The Parlour“. Im Erdgeschoss gibt es eine Ausstellungsfläche, die auch für kleine Konzerte oder ähnliches genutzt werden kann. Rothenberger scharrt seine Liebsten eben gern um sich. Ob in Bad Homburg oder in Alt-Sachsenhausen.
 
22. August 2014, 11.14 Uhr
Christina Weber
 
 
Fotogalerie:
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