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Das gläserne Ich
Frédéric Cavazza hat eine Karte der digitalen Identität
zusammengestellt. Auf einen Blick offenbart sich der vielbeschworene gläserne Mensch, atomisiert auf unterschiedliche Plattformen, Geschäftsmodelle, Firmen. Das Netz spiegelt eine Welt virtueller Vergänglichkeit vor, ist genau betrachtet jedoch das Gegenteil davon. Was ich schreibe, was ich esse, was ich sehe, was ich fühle, was ich kaufe, was ich höre, was ich filme, was ich denke. Buchstäblich alles, was mich ausmacht, kann im Netz vorgefunden werden, kann zusammengefügt werden zu einem mehr oder weniger ehrlichen Gesamtbild.
Interessanterweise scheint sich darum niemand mehr Gedanken zu machen. In einer Gemeinschaft, einer Community, gleich wer sie auch generiert, stecken alle unter einer Decke. Aus dem Gemeinschaftsgefühl wächst die Hoffnung alles teilen zu können, alles teilen zu müssen, denn Offenheit wird belohnt. Je intimer die Details, desto größer das Publikum, desto größer die Anteilnahme anderer am eigenen Leben. Nicht umsonst wird der Begriff Familie neuerdings auf virtuelle Gemeinschaften ausgedehnt. Einander unbekannte Menschen erleben Gemeinsamkeiten, die sie dazu verleiten, ihr Leben offenherzig auszubreiten.
Eigentlich sind myspace, flickr oder youtube der Albtraum der Datenschützer, doch solange die Menschen freiwillig ihr Leben offenbaren, gibt es nichts zu beanstanden. Alles ist öffentlich. In Deutschland ist man davon noch weiter entfernt als in anderen Ländern. Vielleicht liegt es an seiner Geschichte, die von jahrelanger staatlicher Überwachung geprägt ist. Doch die Auflösung ist zu erkennen. Längst nicht nur im Internet. Auch in der Realität fallen die gedanklichen Schranken. Die Videoüberwachnung wird ausgebaut, das Bankgeheimnis ausgehöhlt und mit vordergründig als Rabattsysteme verschleierten Datenkrakenprogrammen à la Payback soll der gläserne Kunde Realität werden. Es stellen sich zwei Fragen: Wenn man sich nichts vorzuwerfen hat, warum sollte man Angst vor der Transparenz des öffentlichen und privaten Lebens haben? Und: Was kann man mit dem Informationssalat wirklich anfangen?
zusammengestellt. Auf einen Blick offenbart sich der vielbeschworene gläserne Mensch, atomisiert auf unterschiedliche Plattformen, Geschäftsmodelle, Firmen. Das Netz spiegelt eine Welt virtueller Vergänglichkeit vor, ist genau betrachtet jedoch das Gegenteil davon. Was ich schreibe, was ich esse, was ich sehe, was ich fühle, was ich kaufe, was ich höre, was ich filme, was ich denke. Buchstäblich alles, was mich ausmacht, kann im Netz vorgefunden werden, kann zusammengefügt werden zu einem mehr oder weniger ehrlichen Gesamtbild.
Interessanterweise scheint sich darum niemand mehr Gedanken zu machen. In einer Gemeinschaft, einer Community, gleich wer sie auch generiert, stecken alle unter einer Decke. Aus dem Gemeinschaftsgefühl wächst die Hoffnung alles teilen zu können, alles teilen zu müssen, denn Offenheit wird belohnt. Je intimer die Details, desto größer das Publikum, desto größer die Anteilnahme anderer am eigenen Leben. Nicht umsonst wird der Begriff Familie neuerdings auf virtuelle Gemeinschaften ausgedehnt. Einander unbekannte Menschen erleben Gemeinsamkeiten, die sie dazu verleiten, ihr Leben offenherzig auszubreiten.
Eigentlich sind myspace, flickr oder youtube der Albtraum der Datenschützer, doch solange die Menschen freiwillig ihr Leben offenbaren, gibt es nichts zu beanstanden. Alles ist öffentlich. In Deutschland ist man davon noch weiter entfernt als in anderen Ländern. Vielleicht liegt es an seiner Geschichte, die von jahrelanger staatlicher Überwachung geprägt ist. Doch die Auflösung ist zu erkennen. Längst nicht nur im Internet. Auch in der Realität fallen die gedanklichen Schranken. Die Videoüberwachnung wird ausgebaut, das Bankgeheimnis ausgehöhlt und mit vordergründig als Rabattsysteme verschleierten Datenkrakenprogrammen à la Payback soll der gläserne Kunde Realität werden. Es stellen sich zwei Fragen: Wenn man sich nichts vorzuwerfen hat, warum sollte man Angst vor der Transparenz des öffentlichen und privaten Lebens haben? Und: Was kann man mit dem Informationssalat wirklich anfangen?
4. November 2006, 13.25 Uhr
Nils Bremer
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