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Cold War Kids, christliches College und eine seltsame Männerfreundschaft
Es muss schon eine ganz besondere Männerfreundschaft sein, die Nathan Willett, Matt Maust, Jonnie Russell und Matt Aveiro pflegen, denn was die Cold War Kids (www.myspace.com/coldwarkids) da auf der Bühne miteinander anstellten, hatte stellenweise schon etwas Homophiles. Und bevor jetzt ein Aufschrei der Entrüstung losgetreten wird: ich benutze den Begriff hier nicht als das alte, überholte Synonym für Homosexualität, sondern möchte nur andeuten, irgendwie müssen die sich alle – platonisch – sehr lieb haben. Denn wie sie sich gegenseitig angehen auf der Bühne, Schubsten, Stoßen, auch mal in den Hintern treten, hat das Ganze was von pubertierenden Schülern, die sich auf eine gemeinsame Turnstunde vorbereiten. Schließlich haben sich die Musiker der Legende nach ja auf einem christlichen College getroffen. Hätte nur noch de öffentliche Vergleich der.... Aber lassen wir das.
Kein Frage; Auch musikalisch sind die Cold War Kids, die schon mit ihrem Debütalbum die Geister in ihrer Heimat USA gespalten haben, was ganz Eigenes. Was da alles hinein interpretiert wurde... Indie trifft schwarze Musiktradition ist nur ein Ansatz. Irgendwie ist die Musik hibbelig und zappelig. Die Musiker – ausgenommen der Drummer – sind ständig unterwegs auf der Bühne, wechseln die Instrumente, denn auch die Keyboards müssen – und da sind alle gefragt – bedient werden. Das wirkt unkoordiniert und chaotisch, aber auch wenn sie bei ihrer „Choreographie“ Gefahr laufen, sich ineinander zu verheddern, es kommt spannende, auch spaßige Musik dabei raus, auch wenn die Texte ganz sicher nicht kalifornische Sonne pur sind. Wer willens und in der Lage/Stimmung ist, sich au die Cold War Kids einzulassen, der kann sicher wegfliegen. „Eine grandiose Band“, meint Andreas Sch., Musikfan und Musikverleger, hört im bisweilen hysterischen, sehr hohen und markanten Gesang von Nathan Willett John Lydon (Sex Pistols, PIL) oder Gordon Gano von den Violent Femmes. Wenn er ins Falsett geht, mag man Jeff Buckley assoziieren, nur dessen Stimme war selbst in hohen Lagen angenehmer. Und das Ganze auch irgendwie theatralisch wirkt, bringen Kollegen Namen wie Devendra Banhart ins Spiel. Jedenfalls kommt da viel (schräge) Energie von der Bühne und die Buben wirken irgendwie – von was auch immer – besessen. Und für ein leidenschaftliches Konzert ist man ja sehr dankbar.
Als (unangekündigter) Support war Emirsian (www.myspace.com/emirsian) mit von der Partie. Aren Emirse, der Harmful-Mann, mit seinem Singer/Songwriter-Projekt, mit dem er Anfang Februar dann auch in der Brotfabrik sein wird. Begleiten lässt er sich im Moment von Claudia Rudek (Gesang, Flöte, Kalimba) und Regina Schmitz (Bass, Gesang), was gerade beim Chorgesang wunderbare Wirkung zeigt. Und die Zwei haben sich sogar ein armenisches Lied draufgeschafft, das sie mit der selben Souveränität singen. Als Support von Emirsian in der Batschkapp einst klangen sie sonnig wie einst die Musik im Summer of Love in San Francisco. Und das klingt in ihren Stimmen irgendwie immer mit – ein schöner Knotrast zu Emirsians Melancholie, die dadurch ein wenig gebrochen wird was ja auch zum optimistischeren Charakter des neuen Albums „Yelq“ passt.
Foto: Detlef Kinsler
12. November 2008, 12.15 Uhr
Detlef Kinsler
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