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1. Tag der 1. Offenbacher Seefestspiele

Die Bühne ist überall - auch im Schuh

Am Donnerstag fand die erste Veranstaltung der 1. Offenbacher Seefestspiele statt. Statt die Bühne ins Wasser zu stellen, machen die drei Kollektive das Wasser zur Bühne. Eine abenteuerliche Performance.
Mann und Frau in Anglerhosen und mit Schmutz verschmierten Gesichtern stehen auf dem Floß. Die Frau hält eine Musikbox, ein Zitronenbäumchen mit einigen paar Blättern und einer Frucht begleitet sie auf der Überfahrt des Offenbacher Sees. Bei den beiden handelt es sich um das Frankfurter Musik-Duo Les Trucs. Sie werden von einer Handvoll Leuten über den flachen See geschoben, hin zu ihren Musikpults. Die Szene erinnert an Werner Herzogs Film Aguirre, der Zorn Gottes. Darin geht es um eine fiktive Expedition spanischer Konquistadoren im 16. Jahrhundert. Sie befinden sich auf der Suche nach dem legendären Goldland Eldorado im Urwald des Amazonas. Auf Flößen suchen sie eine Route zu ihrem Sehnsuchtsort. Hinterm point of no return bekommen die Spanier Fieber. Von Wahnvorstellungen durchschüttelt, halten sie das rettende Schiff für unecht. Allein der Anführer Aguirre überlebt und klammert sich nur noch an seine fieberhaften Eroberungspläne. Surreal wird es an diesem Donnerstagabend bei den 1. Offenbacher Seefestspielen auf jeden Fall auch. Ein rettendes Schiff gibt es zwar nicht, dafür aber ein Unheil versprechendes, lauerndes Krokodil.



Doch zuerst rollt ein riesiger Bagger an und lässt eine volle Ladung Wasser ins Bassin platschen. Gegen die daraus resultierende Welle helfen selbst die vorab verteilten Plastikplanen nicht. Die Füße sind schonmal nass. Die Nerven sind in freudiger Erwartung angespannt. Die drei Künstler des Kollektivs YRD.works beginnen mitten im Bassin ein Baugerüst aufzustellen. Höher und höher bauen sie es. Auch Les Trucs schrauben ihre Musik in höhere Sphären. Setzen sie genauso wie YRD.works aus Einzelteilen zu einem Gerüst zusammen. Währenddessen nähert sich unheilvoll ein Krokodil. Es spuckt hin und wieder Gegenstände aus dem Maul: Ein Schlappen, eine Ente und vier Japaner. Die vier Performer von contact Gonzo tauchen erst einmal durch das Becken. Langsam arbeiten sie sich einmal durch das gesamte Gewässer - bis sie wieder vom Krokodil verschluckt werden. Doch schnell verdaut, kommen sie hinten wieder raus.



Bald wird einer von ihnen zur lebenden, wandelnden Fontäne und steigt auf das Baugerüst. In der Zwischenzeit pöbeln sich die restlichen drei Mitglieder an. Die Musik wird dominanter, treibender. Zwischen Tanz und Gewalt suchen die Körper Nähe, stoßen sich wieder ab. Auf einmal kehrt der Bagger zurück und Leute aus dem Publikum tragen eine Rampe zu Wasser. Der Bagger fährt die Rampe hoch und contact Gonzo haben auf einmal Bodyboards. Während Wasser auf die Rampe spitzt, sliden sie halsbrecherisch die Rampe hinunter. Dabei heben sich ihre Silhouetten heroisch vom abendlichen Himmel ab, auf dem ein Zusammenspiel zwischen untergehender Sonne und Wolken stattfindet. Am Ende sliden sie alle in das Maul des Krokodils hinein und es kriecht selber die Rampe hinein, bis es unter einem unverständlichen, aber schmerzhaft klingenden japanischen Fluch in der Baggerschaufel verschwindet.



Ob der vielen Eindrücke bleibt das Publikum teils verzückt, teils ratlos zurück. Irgendwas mit Waterworld? Es sollen sich mehr Referenzen in der Performance verbergen. Doch viel lieber bleibt die Projektionsfläche offen. Was aber auf jeden Fall festzustellen ist, ist dass die drei Kollektive es schaffen, sich einen urbanen Ort auf spielerische Weise anzueignen und darin eine Geschichte festzuschreiben. Gleichzeitig schaffen sie einen Ort, an dem die unterschiedlichsten Stadtbewohner zusammenkommen, um gemeinsam über das großartige Schauspiel zu staunen.




© Bernd Kammerer

>> Am Freitag findet zum ersten Mal "Offenbacher Cricket" statt. Mehr zum Programm der 1. Offenbach Seefestspiele unter www.seefestspiele.yrd.works.
 
7. Juli 2017, 11.16 Uhr
Tamara Marszalkowski
 
 
Fotogalerie:
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