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Foto: Nicole Brevoord
Foto: Nicole Brevoord

Medizinstudierende verarzten Stoffiere

Großeinsatz in der Teddy Klinik

Gelöstes Kinderlachen und Luftballons im impovisierten OP-Saal. 1500 Kindergartenkinder lassen in dieser Woche in der Uniklinik ihre kranken Teddybären verarzten. Zum neunten Mal hat die Teddy-Klinik geöffnet.
Sorgenvoll legt die kleine Lia-Sofia ihre Stirn in Falten. Die Lage ist ernst. Ihr Plüschhund Emelie braucht ärztliche Hilfe und die gibt es in der Teddy Klinik, die seit Dienstag vier Tage lang ihre Türen für 1500 Kindergartenkinder und deren plüschige Patienten öffnet. Rund 120 Medizinstudenten kümmern sich rührend um die Kinder, erklären, wie es im Krankenhaus vor sich geht und behandeln natürlich die Stofftiere. Beim Plüschhund Emelie steht alles auf dem Anmeldebogen. Alter: 1 Jahr, Gewicht: 110 Gramm, Größe: 32 Zentimeter. Gattung: Hund, Fellfarbe: Braun. Krankengeschichte: Kaputtes Vorderbein. „Beim Spielen hat sich Emelie an der Pfote verletzt, sie hat Schmerzen“, sagt die vierjährige Besitzerin Lia-Sofia. In der Teddyklinik im Haus 18 A, wo schon alles vorbereitet ist mit Luftballons an der Decke und verschiedenen improvisierten Abteilungen, wurde der Plüschhund in einer beleuchteten Holzkiste mit zwei Türen, wie die Beschriftung verrät: ganz klar ein Röntgengerät, bestrahlt. Das „Röntgengerät“ spuckte schon vorbereitete Bilder eines Teddy-Skeletts aus und anhand dessen war genau erkennbar: Emelies Beinchen ist gebrochen.

Anne, die im 10. Semester Medizin studiert und schon im vergangenen Jahr bei der Teddy Klinik mitgeholfen hat, trägt einen weißen Kittel und ein Stethoskop um den Hals und übernimmt die Behandlung. Grüne Tücher auf den Behandlungstischen stellen den OP dar und Lia-Sofie hat sich wie eine Chirurgin eine grüne Haube und blaue Gummihandschuhe angezogen, es muss ja bei einem medizinischen Eingriff hygienisch zugehen. Mit geschickten Bewegungen, angeleitet von der Medizinstudentin, legt die Vierjährige dem Stoffhund einen Verband an. Danach kann sie auch wieder lachen. Der Patient hat die Behandlung gut überstanden. Zum Abschluss geht es in die „Apotheke“, da werden Vitamine in Form von frischem Obst für die Patienten verteilt, sowie Gummibärchen und einen Trostteddy, gestiftet von Karin Giersch.

Zum neunten Mal stehen die Teddydocs für die Steppkes aus Frankfurter Kindergärten bereit. Ziel ist es, die Ängste der Kinder vor einem Arzt- oder Krankenhausbesuch spielerisch zu mindern und das Bewusstsein für das Thema Gesundheit zu wecken. Bruno Seibert, Vorstandsvorsitzender der Kinderhilfestiftung, unterstützt das Projekt von Beginn an. „Die Idee dazu stammt ursprünglich aus Skandinavien. Letztlich waren es Medizinstudenten, die davon hörten und mit der Projektidee auf uns zukamen.“ Man habe Sponsoren gefunden, die medizinisches Material wie Spritzen, Pflaster und Bandagen spendeten und die Stiftung Giersch habe sich mit 1500 Trostbären eingebracht. „Man kann den Kindern die Angst nicht ganz wegnehmen, aber es ist einen Versuch wert“, sagt Seibert. Der Malteser Hilfsdienst habe extra einen Rettungswagen zur Verfügung gestellt, der ebenfalls von den Kinder genau inspiziert werden darf. Wann hat man mal so eine Gelegenheit!

„Man muss mit den Kindern aufrecht und ehrlich umgehen“, ist Thomas Klingebiel, Direktor der Kinderklinik, überzeugt. „Wenn es wehtut, muss man das den Kindern auch sagen. Es bringt ja nichts, das Gegenteil zu behaupten. Aber Kinder möchten, dass man sich ihnen langsam annähert und sie nicht überfällt. Dass es im Krankenhaus nicht schön ist, wissen wir alle. Aber mit der Teddyklinik lernen die Kinder eine Menge, nähern sich dem Thema Krankenhaus auf spielerische Weise an und: Vielleicht sind ja auch künftige Mitarbeiter dabei.“ Kinder wie Lia-Sofia hätten ganz offensichtlich Potenzial.
 
3. Juni 2016, 11.18 Uhr
Nicole Brevoord
 
 
Fotogalerie: Teddyklinik
 
 
 
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