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Kindergärten in Frankfurt
Erziehermangel, ganz konkret
Seit über einem Jahr sucht eine Kinderkrippe im Nordend eine Vollzeitkraft – und findet sie nicht. Erzieherin Alexandra Pater erzählt von der Not von Kindertagesstätten. Und davon, dass dies kein Einzelfall ist.
Nein, neu ist die Sache nicht. Und so kann auch niemand überrascht sein. Im Jahr 2011 starteten Gewerkschaften und Berufsverbände die Initiative "Profis für die Kita" – gemeinsam mit dem Bundesfamilienminsterium warb man bei jungen Leuten um den Beruf des Erziehers. "Der Ausbau der Plätze und die Verbesserung der Qualität in Tageseinrichtungen für Kinder, insbesondere für ein- und zweijährige Kinder, hat einen erheblichen Fachkräftebedarf ausgelöst", hieß es damals in einer Mitteilung der Gewerkschaft Verdi. Der Rechtsanspruch auf Betreuungsplätze von Kleinkindern tat sein Übriges. Allein in Frankfurt entstanden Tausende neuer Plätze für Kinder – und der Ausbau geht munter weiter. Schließlich befinden wir uns in einer wachsenden Stadt – jedes Jahr kommen etwa 10.000 Bürger dazu. Soweit zum Abstrakten. Ganz konkret wird es, wenn man sich eine Einrichtung besieht, wie jene, an der Alexandra Pater arbeitet. Eine Kinderkrippe im Nordend.
"Wir haben wirklich alles versucht", sagt sie. Stellenanzeigen, Flugblätter, Facebook-Posts. "Doch jemanden für eine Vollzeitstelle zu finden war einfach nicht möglich." Seit über einem Jahr findet sich niemand, der die Vollzeitstelle (mindestens 30 Stunden die Woche) übernehmen würde. Die Einrichtung ist selbstverwaltet, wurde 2015 eröffnet. Keine Hierarchien, Tariflohn, Freiraum für Fortbildungen – das liest sich eigentlich alles ganz gut. Woran also liegt's? "Es werden zwar mehr Erzieher ausgebildet, doch für viele ist es attraktiver nach ihrem Studium mit älteren Kindern zu arbeiten", meint Frau Pater. Sie selbst hat Frühpädagogik in Gießen studiert, ein Fach, das vom Pisa-Schock gepusht wurde – von dem Gedanken mit der Bildung junger Menschen schon im Kleinkindalter zu beginnen. Doch: "Die wenigsten meiner Kommilitonen arbeiten heute im U3-Bereich." Einige gingen an Grundschulen, einige sattelten noch einen Master drauf und gingen in die Familienbildung oder beschäftigen sich mit jungen Erwachsenen.
In der Kita werden 20 Kinder zwischen neun Monaten und dreieinhalb Jahren betreut. Man behilft sich mit Saisonkräften, mit Studenten oder Studentinnen. Man komme zurecht, müsse jedoch damit rechnen, das kaum einer lange bleibt. "Dadurch, dass wir sehr engagiert sind, können wir trotzdem gute Rahmenbedingungen schaffen. Wir beschäftigen viele Teilzeitkräfte und investieren einfach mehr Zeit in gute Planung. Das kommt auch den Kindern zu Gute, aber das ist leider in vielen Einrichtungen nicht so." Größere Träger wie Kita Frankfurt, das zur Stadt gehört, hätten es sicherlich einfacher, für neue Fachkräfte zu werben – "doch auch dort ist es teilweise schwierig, geeignetes Personal zu finden", sagt Alexandra Pater. Gleichwohl würden dort teilweise ganze Gruppen in großen Einrichtungen nicht eröffnet, weil sich nicht genug Personal finde.
Das möge auch an den höheren Lebenshaltungskosten in Frankfurt liegen. "Es ist hier nicht leicht, sich mit einem Erziehergehalt auch eine Miete zu finanzieren." Den Spielball sieht sie deswegen auch bei der Politik. Vor sieben Jahren trat sie der Grünen Jugend bei, ist dort im Bundesvorstand. "Eingetreten bin ich wegen ökologischer Fragestellungen, doch mittlerweile haben andere Politikbereiche für mich auch an Relevanz gewonnen." Auch gewerkschaftlich ist sie organisiert, auch wenn sie den Kampf der Arbeitgeber-Organisationen oft als zu brav empfindet. "Da werden dann Luftballons aufgeblasen und Kekse gebacken – eine richtige Bewegung ist daraus bisher nicht geworden." Vielleicht liege aber auch das an den Rahmenbedingungen. "Wo soll man als Erzieherin oder Erzieher auch die Zeit hernehmen, sich politisch zu engagieren", sagt sie.
"Wir haben wirklich alles versucht", sagt sie. Stellenanzeigen, Flugblätter, Facebook-Posts. "Doch jemanden für eine Vollzeitstelle zu finden war einfach nicht möglich." Seit über einem Jahr findet sich niemand, der die Vollzeitstelle (mindestens 30 Stunden die Woche) übernehmen würde. Die Einrichtung ist selbstverwaltet, wurde 2015 eröffnet. Keine Hierarchien, Tariflohn, Freiraum für Fortbildungen – das liest sich eigentlich alles ganz gut. Woran also liegt's? "Es werden zwar mehr Erzieher ausgebildet, doch für viele ist es attraktiver nach ihrem Studium mit älteren Kindern zu arbeiten", meint Frau Pater. Sie selbst hat Frühpädagogik in Gießen studiert, ein Fach, das vom Pisa-Schock gepusht wurde – von dem Gedanken mit der Bildung junger Menschen schon im Kleinkindalter zu beginnen. Doch: "Die wenigsten meiner Kommilitonen arbeiten heute im U3-Bereich." Einige gingen an Grundschulen, einige sattelten noch einen Master drauf und gingen in die Familienbildung oder beschäftigen sich mit jungen Erwachsenen.
In der Kita werden 20 Kinder zwischen neun Monaten und dreieinhalb Jahren betreut. Man behilft sich mit Saisonkräften, mit Studenten oder Studentinnen. Man komme zurecht, müsse jedoch damit rechnen, das kaum einer lange bleibt. "Dadurch, dass wir sehr engagiert sind, können wir trotzdem gute Rahmenbedingungen schaffen. Wir beschäftigen viele Teilzeitkräfte und investieren einfach mehr Zeit in gute Planung. Das kommt auch den Kindern zu Gute, aber das ist leider in vielen Einrichtungen nicht so." Größere Träger wie Kita Frankfurt, das zur Stadt gehört, hätten es sicherlich einfacher, für neue Fachkräfte zu werben – "doch auch dort ist es teilweise schwierig, geeignetes Personal zu finden", sagt Alexandra Pater. Gleichwohl würden dort teilweise ganze Gruppen in großen Einrichtungen nicht eröffnet, weil sich nicht genug Personal finde.
Das möge auch an den höheren Lebenshaltungskosten in Frankfurt liegen. "Es ist hier nicht leicht, sich mit einem Erziehergehalt auch eine Miete zu finanzieren." Den Spielball sieht sie deswegen auch bei der Politik. Vor sieben Jahren trat sie der Grünen Jugend bei, ist dort im Bundesvorstand. "Eingetreten bin ich wegen ökologischer Fragestellungen, doch mittlerweile haben andere Politikbereiche für mich auch an Relevanz gewonnen." Auch gewerkschaftlich ist sie organisiert, auch wenn sie den Kampf der Arbeitgeber-Organisationen oft als zu brav empfindet. "Da werden dann Luftballons aufgeblasen und Kekse gebacken – eine richtige Bewegung ist daraus bisher nicht geworden." Vielleicht liege aber auch das an den Rahmenbedingungen. "Wo soll man als Erzieherin oder Erzieher auch die Zeit hernehmen, sich politisch zu engagieren", sagt sie.
2. Oktober 2017, 11.12 Uhr
Nils Bremer
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