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Foto: Bernd Kammerer
Foto: Bernd Kammerer

Weihnachtsgans-Essen für Obdachlose

Bernd Reisig: „Ich will in einer Gesellschaft leben, in der man füreinander da ist.“

Am Donnerstag findet zum siebten Mal das Weihnachtsgans-Essen für Obdachlose im Römer statt. Das JOURNAL FRANKFURT hat mit dem Gastgeber Bernd Reisig (im Foto rechts) über dessen soziales Engagement gesprochen.
JOURNAL FRANKFURT: Welches Ihrer Projekte liegt Ihnen besonders am Herzen, Herr Reisig?
Bernd Reisig: Da möchte ich keines besonders hervorheben. Aber wenn ich sehe, wie Krankenkassen und Krankenhäuser dermaßen dem Neoliberalismus unterworfen sind und Gewinnoptimierung wichtiger ist, als die Gesundheit von Menschen, dann bin ich froh, dass wir dort einspringen und diesen kranken und hilfsbedürftigen Menschen helfen können, die einfach alleine gelassen werden.

Das Weihnachtsgans-Essen für Obdachlose findet in diesem Jahr bereits zum siebten Mal statt. Was ist ist in diesem Jahr besonderes geplant?

Das Weihnachtsgans-Essen für Obdachlose wird wieder im Römer stattfinden. Dort gehört diese Veranstaltung hin – in die Mitte der Gesellschaft. Dort wo Politik für die Menschen gemacht wird. Es sind wieder zwei Schichten geplant, um die große Nachfrage abzudecken. Das Saxophon-Quintett des Bundespolizeiorchesters München ist dieses Jahr erstmals dabei und sorgt für Musik. Bei den Prominenten gibt es natürlich auch immer den ein oder anderen Wechsel, Uschi Glas kommt erstmals zu uns. Die DFL Stiftung hat mit extra angefertigten Mützen, Decken und vielem mehr genauso wie REWE Bernd Kaffenberger mit einer Lebensmitteltüte wieder für Geschenke an die Obdachlosen gesorgt. Ich habe schon oft gesagt, dass das größte Kompliment an unsere Aktion von einem Obdachlosen kam, der sagte, dass es ein gutes Gefühl sei, dass Menschen zu ihnen an den Tisch kommen, Speisen und Getränke servieren, mit ihnen reden, die sonst meistens einen großen Bogen um ihn machen würden. Viele der Obdachlosen machen sich zu diesem Anlass sogar extra so schick, wie es ihnen möglich ist, was mich sehr berührt.

Haben Sie bereits neue Projekte in Planung?

Die Auslastung unserer Aktivitäten ist wirklich an einer Grenze angelangt. Dennoch habe ich zwei neue Projekte in Planung. Zum einen werden wir nächstes Jahr einen Aktionstag zum Thema Einsamkeit veranstalten. Unter dem Titel „Gemeinsam gegen Einsam“ wollen wir die Menschen aufrufen, näher zusammenzurücken, sich gegenseitig zu helfen. Zu diesem Zweck soll ein Netzwerk gebildet werden, sodass zum Beispiel ein Maler die Wohnung einer einsamen, alten Frau streicht, die kein Geld hat, um zu renovieren. Auf der Zeil soll ein großer Stand von Kleiderständern aufgestellt werden, wo Menschen Kleider tauschen und sich nehmen können. Im Januar ist der Kick-off. Da lade ich einige Leute ein, mit denen ich diesen Aktionstag gemeinsam planen möchte.

Zum anderen schreibe ich gerade an einem weiteren Konzept. Inhaltlich geht es darum, Studenten und Obdachlose zusammenzubringen, damit sie voneinander lernen und sich gegenseitig helfen. Studenten sind heute selbst von Wohnungsnot und explodierenden Mietpreisen bedroht. In der Regel können sie ihr Studium aber mit einem Dach über dem Kopf durchziehen und landen dann später meist in gehobenen Positionen dieser Gesellschaft. Doch sie sollten auch lernen, das schätzen zu wissen. Und wer einmal längere Zeit mit einem Obdachlosen verbracht hat, der wird in einer späteren Chefposition anders mit Entscheidungen umgehen. Die Obdachlosen wiederum können von den Studenten lernen, sich zu organisieren, sich um eine Wohnung zu bemühen und könnten von den Studenten zum Beispiel bei Amtsgängen begleitet und unterstützt werden. Eben lernen, dass man füreinander da sein kann und jeder davon was hat.

Wie ist das Feedback der Menschen ihrer Stiftung gegenüber?

Zu 99 Prozent ist das Feedback positiv. Aber die moderne Social-Media-Gesellschaft kann nicht mehr ohne Kritik. Es gibt einfach zu viele Menschen, die meinen, nur weil sie eine Tastatur haben, müssten sie zu allem auch etwas schreiben. Die einen meinen, warum man immer nur an Weihnachten etwas tun würde. Da gibt es dann zwei Antworten von mir: Erstens: wir machen drei Veranstaltungen für Obdachlose im Jahr, Weihnachten, Ostern und im Sommer. Zweitens: Mach Du auch eine und schon haben wir vier schöne Tage für diese Menschen organisiert. Es gibt auch so ein paar braune Köpfe, die versuchen Armut gegen Armut auszuspielen. „Für die Flüchtlinge wird alles getan, für unsere deutschen Obdachlosen nix“. Das ist Unsinn und entspricht wie so vieles nicht den Tatsachen. Gerade die Stadt Frankfurt und unsere Sozialdezernentin kümmern sich sehr intensiv um Obdachlose. Und es gibt auch keine deutschen Obdachlose, sondern nur Obdachlose. Obdachlosigkeit macht kein Halt vor Staatsangehörigkeit. Das Problem ist genauso international wie unsere Stadt.

Wie können sich die Menschen an Ihrer Stiftung beteiligen?

Spenden jeglicher Art sind natürlich jederzeit gern gesehen. Im Sommer bei unserem Aktionstag „Gemeinsam gegen einsam“ kann sich auch jeder einbringen. Mit allen Ideen, mit eigener Arbeit, mit Kreativität. Hauptsache es hilft gegen Einsamkeit und Armut.

Was bedeutet es Ihnen, dass Ihre Stiftung nun bereits seit acht Jahren Hilfe für bedürftige Menschen leistet?
Wenn man will, kann man in allen Bereichen etwas tun. Gerade im Kleinen bewundere ich das Engagement von vielen Menschen, die, oft nicht im Licht der Öffentlichkeit, sich unglaublich engagieren. Ich persönlich möchte etwas zurückgeben, da mein Leben in vielerlei Hinsicht sehr glücklich verlaufen ist und ich ein rundum zufriedener Mensch bin. Und wenn es einem selbst gut geht, sollte man anderen, denen es nicht gut geht, helfen. Ich will in einer Gesellschaft leben, in der man füreinander da ist.
 
5. Dezember 2018, 10.39 Uhr
Karl Linsler
 
 
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