Welche Künstlerin kann schon behaupten, sich selbst bei der eigenen Ausstellungseröffnung ein Ständchen gebracht zu haben und dann noch mit einem Song, der bezeichnenderweise "Vernissage" hießt und eigentlich das ganze Kunstgeschehen ein wenig verballhornt? Die Mainzer Songpoetin Nanette Scriba kann dies jedenfalls seit gestern tun. Denn bei der Vernissage ihrer Ausstellung "Unterwegs im Licht" griff sie zur Gitarre und sang - zusätzlich begleitet von ihrem etatmäßigen Pianisten Dirk Raufeisen - passend zu ihren Aquarellen von den Kapverden auch zwei kapverdische Lieder, eines von Césaria Evora, eines von Teofilo Chantre, und dokumentierte damit auf eindrucksvolle Weise die Melancholie einer-, aber auch die Lebensfreude andererseits, die auf den Inseln vorzufinden ist – irgendwo zwischen dem Fado Portugals, westafrikanischen Grooves und der Musik Brasiliens.

Laudator Walter Schumacher, Regierungssprecher des Landes Rheinland Pfalz, nahm sich bei seinen Worten bewusst zurück, wollte bei den "lichten, leisen, zarten Bildern" keine lauten Worte finden, unterstrich aber, dass Scribas Bildern ihm - der die Kapverden bei einer Zwischenlandung eher als karg empfunden habe - die Inseln, die Menschen, die Mentalität und Schönheit der Gegend erst klar gemacht und nahe gebracht habe und das dies ganz sicher eine der Stärken der Bilder sei, die Nanette Scriba auch als bildende Künstlerin von Format zeigten und nicht etwa als eine Freizeitkünstlerin, die auf den Charme des Dilettantischen setzen müsse. Denn schließlich handele es sich hier ja auch nicht um eine x-beliebige Austellung im Schalterraum einer Sparkasse.

Die Austellung Unterwegs im Licht ist noch bis 24. April im Foyer des Frankfurter Hofes und danach bis zum 22. Mai in der Altstadt Galerie Lehnert in Mainz zu sehen. Das JOURNAL FRANKFURT widmet sich in Ausgabe 10 (bereits am Samstag, 28. April am Kiosk) den Kapverden, kommen doch mit Cesaria Evora und Terezinha Araùjo zwei Stimmen von dort nach Frankfurt für Konzerte. Und auch Nanette Scriba wird den JOURNAL-Lesern erläutern, was sie auf den Insel zum Malen inspiriert hat.

TEXT/FOTO: DETLEF KINSLER