"Wir haben keine Ahnung, was für Musik wir da eigentlich spielen", spricht Gitarrist Gustavo Santaolalla vom Bajofondo Tango Club sein Publikum lachend an. "Es ist Musik vom Rio de la Plata und sie lebt davon, dass wir Musiker (übrigens neun an der Zahl) aus Argentinien und Uruguay kommen oder einige auch in New York leben, in höchst unterschiedlichen Projekten spielen und dann immer zusammen kommen, um Musik zu machen. Jetzt sind wir schon seit Monaten auf Tournee und lieben uns noch immer!"

Diese Lust am gemeinsam Musik machen, an interessante, neue Zugänge zum Tango zu finden und die Freude am instrumentalen Können der Kollegen zu beklatschen ist in jedem Moment spürbar beim Konzert in der Brotfabrik. Da werden keine Klischees verbraten, sondern auf der Basis des Tango ganz neue Musik kreiert, die so konzertant wie club-kompatibel ist, auch Soundtrack-Charakter hat, zudem rockt und - auch dank der schönen Projektionen einer V-Jane - sehr viel Atmosphäre verbreitet. Da wird gerappt, gescratcht, da gibt es Akkordeon-Solostücke mit Minimal-Music-Appeal.

Und was jetzt klingt wie ein absoluter Mischmasch ist eine durchaus homogene, neue, eigene Musik, die für den Puristen Avantgarde sein mag, die aber trotzdem einige Pärchen im Publikum auch dazu klassisch Tango tanzen lässt. Und nach dem Konzert ging die Party weiter. Auch ein Indiz für einen gelungenen Konzertabend.

TEXT/FOTO: DETLEF KINSLER