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Suchtforscher der Frankfurt UAS
Corona-Krise: Mehr Drogenkonsum vermutet
Suchtforscher Heino Stöver von der Frankfurt University of Applied Science vermutet einen Anstieg der Suchterkrankungen während der Corona-Pandemie. Die Gründe dafür seien Stress, die Verheimlichungen des Konsums und die Veränderungen der Lebensumstände.
„Ich bin überzeugt, dass die momentanen Veränderungen in den Lebens- und Arbeitsbedingungen auch dazu führen, dass mehr Suchtmittel konsumiert werden. Das gilt sowohl für legale Drogen wie Alkohol und Tabak als auch für illegale Drogen wie Heroin, Kokain und Cannabis“, erklärt Heino Stöver vom Institut für Suchtforschung (ISFF) an der Frankfurt University of Applied Sciences (Frankfurt UAS). Seit 20 Jahren leitet er das Institut sowie den Master-Studiengang Suchttherapie und Sozialmanagement in der Suchthilfe am Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit. „Drogen dürften auch verstärkt genutzt werden, weil die Leute glauben, damit Einschnitte und substantielle Veränderungen in der Lebensweise und im Zusammenleben kompensieren zu können“, so Stöver. Dies könne auch zu Stress führen, da viele Möglichkeiten der Verheimlichung des Konsums und der Sucht vor der Familie oder Partnerschaft wegfielen.
Für belastbare Daten aus Untersuchungen sei es allerdings noch zu früh. So stiegen die Umsatzzahlen der Alkoholindustrie zwar stark an, dafür sei jedoch auch die Gastronomie geschlossen. Eindeutig sei allerdings jetzt schon, dass die häusliche Gewalt durch Corona zunehme, „weil die Menschen auf vergleichsweise geringem Raum miteinander leben müssen“, erläutert der Suchtforscher. „Das erhöht das Risiko aneinanderzugeraten. Außerdem kann der Täter oder die Täterin in der Quarantäne besser verhindern, dass das Opfer Hilfe holt. Wenn beim Täter oder der Täterin noch eine Suchtkrankheit dazukommt, sind die Folgen der häuslichen Gewalt oft noch gravierender.“
Bei Personen, die von illegalen Drogen abhängig seien, würden im Bezug auf die Beschaffung noch weitere Aspekte eine Rolle spielen und die Abhängigen vor „gewaltige neue Herausforderungen“ stellen. So gebe es aufgrund der geschlossenen Grenzen auf den Schwarzmärkten aktuell kaum noch Drogen. „Einen ‚kalten Entzug‘ vermeiden die meisten abhängigen Menschen zwar durch die Einnahme irgendwelcher Betäubungsmittel, aber eine Infektion mit Covid-19 dürfte aufgrund der vielfältigen Vorbelastungen für sie lebensbedrohlich sein“, so Stöver. So gehörten Suchtkranke aufgrund von Vorerkrankungen ohnehin zu den Hauptrisikogruppen. Sie seien häufig mit der Lungenkrankheit COPD infiziert. Hinzu kämen die teilweise prekären Zustände in den Drogenhilfen.
„In den Frankfurter Konsumräumen sind mittlerweile Schutzkleidung, Mundschutzmasken und Desinfektionsmittel vorhanden und Sicherheitsmaßnahmen wie Abstandshaltung werden weitgehend eingehalten“, sagt Stöver. Insgesamt sei die Situation in Frankfurt mittlerweile verbessert worden. Anfang April beklagte die Integrative Drogenhilfe, dass es an Sicherheitsmaßnahmen fehle, woraufhin Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Bündnis 90/Die Grünen) begann, die Beschaffung von Schutzkleidung und Maßnahmen zur Einhaltung der Sicherheitsabstände, wie beispielsweise Schutzvorrichtungen aus Plexiglas einzuleiten.
Im Bezug auf Raucherinnen und Raucher weist Heino Stöver darauf hin, dass durch die Belastung beim Rauchen die Abwehrkräfte des Bronchialsystems eingeschränkt seien, was deren Selbstreinigungsmechanismus störe. Zudem würden Raucherinnen und Raucher beim Ziehen an der Zigarette ihre Hände und damit mögliche Erreger oft ins Gesicht führen. Außerdem rauchten sie oft in Gesellschaft, sodass die Übertragung von Mensch zu Mensch einfacher erfolgen kann. „Seit dem 20. April dürfen E-Zigaretten-Fachgeschäfte bis 800 Quadratmeter wieder öffnen – ich hoffe, dass das Anlass für möglichst viele Raucherinnen und Raucher ist, weniger Filterzigaretten zu rauchen.“
Für belastbare Daten aus Untersuchungen sei es allerdings noch zu früh. So stiegen die Umsatzzahlen der Alkoholindustrie zwar stark an, dafür sei jedoch auch die Gastronomie geschlossen. Eindeutig sei allerdings jetzt schon, dass die häusliche Gewalt durch Corona zunehme, „weil die Menschen auf vergleichsweise geringem Raum miteinander leben müssen“, erläutert der Suchtforscher. „Das erhöht das Risiko aneinanderzugeraten. Außerdem kann der Täter oder die Täterin in der Quarantäne besser verhindern, dass das Opfer Hilfe holt. Wenn beim Täter oder der Täterin noch eine Suchtkrankheit dazukommt, sind die Folgen der häuslichen Gewalt oft noch gravierender.“
Bei Personen, die von illegalen Drogen abhängig seien, würden im Bezug auf die Beschaffung noch weitere Aspekte eine Rolle spielen und die Abhängigen vor „gewaltige neue Herausforderungen“ stellen. So gebe es aufgrund der geschlossenen Grenzen auf den Schwarzmärkten aktuell kaum noch Drogen. „Einen ‚kalten Entzug‘ vermeiden die meisten abhängigen Menschen zwar durch die Einnahme irgendwelcher Betäubungsmittel, aber eine Infektion mit Covid-19 dürfte aufgrund der vielfältigen Vorbelastungen für sie lebensbedrohlich sein“, so Stöver. So gehörten Suchtkranke aufgrund von Vorerkrankungen ohnehin zu den Hauptrisikogruppen. Sie seien häufig mit der Lungenkrankheit COPD infiziert. Hinzu kämen die teilweise prekären Zustände in den Drogenhilfen.
„In den Frankfurter Konsumräumen sind mittlerweile Schutzkleidung, Mundschutzmasken und Desinfektionsmittel vorhanden und Sicherheitsmaßnahmen wie Abstandshaltung werden weitgehend eingehalten“, sagt Stöver. Insgesamt sei die Situation in Frankfurt mittlerweile verbessert worden. Anfang April beklagte die Integrative Drogenhilfe, dass es an Sicherheitsmaßnahmen fehle, woraufhin Gesundheitsdezernent Stefan Majer (Bündnis 90/Die Grünen) begann, die Beschaffung von Schutzkleidung und Maßnahmen zur Einhaltung der Sicherheitsabstände, wie beispielsweise Schutzvorrichtungen aus Plexiglas einzuleiten.
Im Bezug auf Raucherinnen und Raucher weist Heino Stöver darauf hin, dass durch die Belastung beim Rauchen die Abwehrkräfte des Bronchialsystems eingeschränkt seien, was deren Selbstreinigungsmechanismus störe. Zudem würden Raucherinnen und Raucher beim Ziehen an der Zigarette ihre Hände und damit mögliche Erreger oft ins Gesicht führen. Außerdem rauchten sie oft in Gesellschaft, sodass die Übertragung von Mensch zu Mensch einfacher erfolgen kann. „Seit dem 20. April dürfen E-Zigaretten-Fachgeschäfte bis 800 Quadratmeter wieder öffnen – ich hoffe, dass das Anlass für möglichst viele Raucherinnen und Raucher ist, weniger Filterzigaretten zu rauchen.“
12. Mai 2020, 13.30 Uhr
jwe
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