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Foto: Symbolbild © IMAGO/Future Image
Foto: Symbolbild © IMAGO/Future Image

Schwimmen in offenen Gewässern

„Es bringt nichts, wenn wir nachher zwei Menschen retten müssen“

Mindestens 184 Menschen sind 2021 laut DLRG in deutschen Gewässern ertrunken. Erst am Wochenende verstarb ein junger Frankfurter im Main. Philipp Hericks von der DLRG Frankfurt über das Schwimmen in offenen Gewässern und die richtige Hilfe in Not.
JOURNAL FRANKFURT: Herr Hericks, die Badeunfälle scheinen sich in diesem Sommer wieder zu häufen. Haben Sie eine Erklärung dafür?
Philipp Hericks: Die Zahl der Badeunfälle ist immer stark wetterabhängig. Bei hohen Temperaturen kommt es meist häufiger zu Ertrinkungstoten. Mehrere Studien zeigen aber auch, dass heute oft die Schwimmfähigkeit nicht mehr so gegeben ist und das ist leider ein Trend, der sich fortsetzt. Viele Schwimmende sind nicht mehr so geübt und in Schulen ist der Schwimmunterricht immer seltener vertreten. Wir wünschen uns deshalb auch Unterstützung von der Politik, um mehr Geld für die Schwimmausbildung zur Verfügung zu haben; und auch für die Instandhaltung der Bäder, um dem „Bädersterben“ entgegenzuwirken.

Wie sehr spielt dabei die Pandemie mit rein? Werden wir dieses Jahr möglicherweise mehr Badetote haben, weil die Menschen aus der Übung sind?
Ich möchte nicht über irgendwelche Zahlen spekulieren. Aber ich denke schon, dass dadurch, dass in den vergangenen eineinhalb Jahren so viel Schwimmunterricht ausgefallen ist, ein erhöhtes Risiko besteht. Die Bäder waren mehrere Monate geschlossen, teilweise sind sie es jetzt noch. Man kann also schon sagen, dass da eine Generation von Nichtschwimmern entsteht. Das könnte das Problem auf jeden Fall noch verschärfen.

Gerade in Seen und Flüssen kommt es häufig zu Badeunfällen. Wie sicher ist denn in Frankfurt zum Beispiel das Schwimmen im Main? Gibt es überhaupt Stellen, an denen man schwimmen kann?
Grundsätzlich ist der Main eine Binnenschifffahrtsstraße. Im Prinzip kann man den Main also mit einer Autobahn vergleichen. Und man lässt seine Kinder ja auch nicht auf der Autobahn spielen. Durch die Schifffahrt haben wir auf dem Main einen erhöhten Wellengang, Sog- und Wellenschlag und es kommt zu unterschiedlichen Wasserpegeln. Das ist natürlich ein enormes Risiko. Wenn man also im Main schwimmen möchte, sollte man das am besten außerhalb des Stadtgebiets, beispielsweise in Fechenheim, tun – natürlich immer unter entsprechender Vorsicht. Generell rät die DLRG Frankfurt aber eher ausdrücklich davon ab, im Main schwimmen zu gehen.

Angenommen ich bin am Main oder an der Nidda unterwegs. Woher weiß ich denn, an welchen Stellen ich mal ins Wasser springen kann bzw. darf und wo nicht?
Leider ist das tatsächlich nicht optimal ausgeschildert. Grundsätzlich gibt es auch vonseiten der Stadt kein Verbot, im Main zu schwimmen (Anm. d. Red.: Aus infektionshygienischer Sicht wird das Schwimmen in den Fließgewässern in Frankfurt laut Stadt jedoch nicht empfohlen). Die sogenannte Binnenschifffahrts-Verordnung besagt aber, dass man 100 Meter unter- und oberhalb von wasserbaulichen Strukturen – zum Beispiel Brücken, Schleusen oder Hafeneinfahrten – nicht schwimmen darf. In der Nidda gilt das beispielsweise auch an Wehren, weil es dort unter anderem zu Wasserverwirbelungen kommen kann. Solche Stellen bieten häufig ein Risiko. Im Stadtgebiet ist das Schwimmen demnach also nicht erlaubt. Außerdem sollte man Fließgewässer nach Gewittern auf jeden Fall meiden, weil dann die Strömung stärker ist. Und grundsätzlich sollte man natürlich bestenfalls in bewachten Gebieten schwimmen gehen.

Blicken wir mal von den Flüssen auf die Seen, auch auf ausgewiesene Badeseen. Was sollte man während oder auch schon vor dem Schwimmen dort beachten?
Wenn man sich an die Baderegeln hält, die man schon beim „Seepferdchen“ beigebracht bekommt, hat man einen guten Orientierungspunkt. Das heißt zum Beispiel, dass man sich abkühlt, bevor man ins Wasser geht, oder dass man vorher das Gebiet erkundet – am besten, indem man ortskundige Rettungsschwimmer fragt, wie die örtlichen Begebenheiten sind und welche Gefahrenstellen es gibt. Aber auch, wenn man sich optimal vorbereitet, weist so ein See trotzdem noch Gefahren auf: Wir haben dort zum Beispiel gerade im Sommer unterschiedliche Temperaturschichten. Das kann schnell zu Kreislaufproblemen führen. Und gerade in Baggerseen gibt es oft Abbruchkanten, an denen der Grund plötzlich steil abfällt. Vor allem bei Kindern, die nicht so geübt sind, besteht dort ein hohes Risiko.

Dinge wie das Abkühlen vor dem Schwimmen gelten ja auch für Schwimm- und Freibäder. Gibt es etwas, das man im Vergleich dazu in Seen unbedingt im Kopf haben sollte?
Zunächst mal sollte man sich klar machen, dass es sich eben nicht um ein Freibad, sondern um einen See handelt. Das bedeutet, dass Panik auftreten kann bei Kontakt mit Wasserpflanzen oder Fischen. Außerdem kann ich im Freibad natürlich nicht super weit rausschwimmen, sondern bin immer relativ nah am Beckenrand. Im See sollte man sich vorher schon überlegen, ob man den Weg auch wirklich hin- und zurückschwimmen kann. Das gilt auch, wenn man Luftmatratzen oder Schwimmtiere als Hilfen dabei hat. Auch die halten Menschen nicht zwangsläufig über Wasser. Daher am besten immer in Ufernähe aufhalten.

Wer sieht, dass jemand im Wasser in Not ist, ist häufig zunächst auch auf die eigene Sicherheit bedacht. Wie kann ich am besten helfen, ohne mich selbst zu gefährden?
Zuallererst immer den Notruf absetzen. Wenn der Abschnitt bewacht ist, sollte man außerdem sofort die Rettungsschwimmer alarmieren, weil die am schnellsten vor Ort sind und Hilfe leisten können. Wenn die Person nicht zu weit weg ist, kann man ihr auch einen schwimmenden Gegenstand, also einen Rettungsring, einen Stock oder eine Kleiderkette zuwerfen, woran sie sich festhalten kann. Ist das nicht möglich, sollte man genau überlegen, ob man es sich selbst zutraut, die Person aus dem Wasser zu holen. Es bringt natürlich nichts, wenn wir nachher zwei Menschen aus dem Wasser retten müssen. Beim Anschwimmen ist es wichtig, erstmal Abstand zu halten, weil die Personen häufig in Panik sind und dazu neigen, die Rettenden anzugreifen und zu umklammern. Das heißt man sollte die Person erst ansprechen und kann sie dann mit dem sogenannten Achselschleppgriff, bei dem mit den Händen in die Achselhöhlen greift und rückwärts schwimmt, ans Ufer abschleppt, um dort entsprechend erste Hilfe zu leisten.
 
12. August 2021, 12.37 Uhr
Laura Oehl
 
Laura Oehl
Jahrgang 1994, Studium der Musikwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt, Journalismus-Master an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, seit Dezember 2020 beim JOURNAL FRANKFURT. – Mehr von Laura Oehl >>
 
 
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