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Foto: Symbolbild © Unsplash
Foto: Symbolbild © Unsplash

Schutz der Artenvielfalt

Wider den stummen Frühling

Der Blick auf die Zahlen ist ernüchternd: 98 Prozent der Bäume im Frankfurter Stadtwald sind krank, mehr als 230 Tier- und Pflanzenarten in Hessen bedroht. Die biologische Vielfalt nimmt immer weiter ab. Um dem entgegenzuwirken, ist jeder einzelne Mensch gefragt.
„Artenschutz ist unsere beste Zukunftsvorsorge. Wir können uns einen stummen Frühling nicht leisten“, sagte Veronika von Messling, Leiterin der Abteilung Lebenswissenschaften im Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) am Donnerstag. Messling war eine der Redner:innen auf der digitalen Kick-off Konferenz der neuen „Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt“, kurz FEdA, die sich in der vergangenen Woche der Öffentlichkeit vorstellte. Der Tenor der Veranstaltung war eindeutig: Jede einzelne Person ist gefragt, um die Biodiversität nicht weiter zu gefährden.

Laut FEdA stehen deutschlandweit rund ein Drittel aller Tiere, Pflanzen und Pilze auf der „roten Liste“ und sind damit in ihrem Bestand gefährdet. „Dieser Verlust an biologischer Vielfalt gefährdet eine zentrale Lebensgrundlage der Menschheit. Ausreichende Biodiversität ist unverzichtbar für die Herstellung von Nahrungsmitteln, für sauberes Wasser und den Erhalt medizinisch nutzbarer Substanzen aus der Natur. Auch für ihre Erholung und ihre Lebensqualität insgesamt sind Menschen auf eine intakte Umwelt angewiesen“, schreibt die Forschungsinitiative mit Sitz in Frankfurt auf ihrer Homepage. Ihr Ziel ist es, zu untersuchen, wie weit die Biodiversität in Deutschland bereits verloren gegangen ist und warum. Aus den Ergebnissen sollen konkrete Lösungswege für die biologische Vielfalt erarbeitet werden.

Artenvielfalt sinkt auch in Frankfurt

Auch in Städten wie Frankfurt sind die Folgen des Klimawandels und der Rückgang der Artenvielfalt zu spüren. Der Waldzustandsbericht Hessen hat im November gezeigt, dass 98,9 Prozent der Bäume im Frankfurter Stadtwald krank oder vorgeschädigt sind. „Nur noch circa zwei Prozent des Waldes können als gesund bezeichnet werden. Das ist katastrophal“, sagte Martina Feldmayer, Spitzenkandidatin der Grünen, gegenüber dem JOURNAL FRANKFURT. Auch Vogelarten wie der Kiebitz oder der Wendehals seien gefährdet. „Oder denken Sie an den Feldhamster. Er hatte früher eine große Verbreitung – auch in Frankfurt“, so Feldmayer. Jetzt käme der Nager nur noch vereinzelt vor, weil der Lebensraum der Tiere Stück für Stück verloren gehe oder zerschnitten werde.

234 gefährdete Tier- und Pflanzenarten hatte das Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie Ende 2019 ausgewiesen, darunter 73 Arten, die bereits vom Aussterben bedroht und 70 Arten, die stark gefährdet sind. In Frankfurt werde aktuell ein Artenschutzkonzept entwickelt, das einen Überblick über den Zustand der Artenvielfalt im Stadtgebiet geben soll, erzählt Feldmayer. 45 Prozent der Stadtfläche seien derzeit Schutzgebiete. Zudem gibt es in der Stadt bereits einige Projekte zum Umweltschutz, wie das Netzwerk für Biodiversität „BioFrankfurt e.V.“ oder das Projekt „StadtGrün naturnah“, das sich für eine naturnahe Gestaltung der öffentlichen Grünflächen einsetzt.

Grüne wollen Ende der Glyphosatnutzung

Vor allem in Sachen Klimawandel sieht Martina Feldmayer aber noch immer Handlungsbedarf. „Der Klimawandel, die Trockenheit und die Versiegelung bedrohen die Artenvielfalt auch in Frankfurt. Insofern ist der Kampf gegen den Klimawandel auch ein Kampf für die Artenvielfalt.“ Die Grünen fordern daher, den Artenschutz künftig beispielsweise beim Bau neuer Gebäude zu berücksichtigen, indem eine Fassadenbegrünung oder Nistplätze ermöglicht werden. Auch mehr Wildblumenwiesen an Straßen könnten laut Feldmayer zur Biologischen Vielfalt beitragen. Mit einer Glyphosatausstiegsstrategie wollen die Grünen zudem auf einen kompletten Verzicht von Glyphosat zusteuern. So soll künftig zum Beispiel bei neuen Pachtverträgen für landwirtschaftliche Flächen ein Glyphosatverzicht vertraglich festgelegt sein. „Außerdem wollen wir mit der Bahn sprechen, denn an den Gleisanlagen wird ebenfalls häufig Glyphosat eingesetzt“, sagte Feldmayer. Zwar habe die Deutsche Bahn schon zugesagt, den Glyphosatgebrauch zu reduzieren, „wir wollen ihnen aber anbieten, auch in Frankfurt nach Alternativen zu forschen, damit der Gebrauch von Glyphosat ganz eingestellt werden kann.“

Biodiversität auch im Privatleben schützen

Nicht nur in Politik, Landwirtschaft und Wirtschaft müsse es aber ein Umdenken geben. Damit die Biologische Vielfalt nicht noch mehr gefährdet werde, müsse man auch im gesellschaftlichen Bereich umdenken, sagte FEdA-Mitglied Christiane Fürst am Donnerstag auf der Konferenz. „Dabei geht es auch darum, was man am eigenen Lebensstil und dem eigenen Konsumverhalten, zum Beispiel auch am Fleischkonsum, ändern kann“, so Fürst. Auch Martina Feldmayer sieht bei den Bürger:innen einige, leicht umzusetzende Möglichkeiten, um etwas zur Biodiversität beizutragen: „Gartenbesitzer*innen können zum Beispiel Wildblumenwiesen wachsen lassen und generell bei der Gestaltung und Pflege ihrer Gärten der Natur Raum geben“, sagte Feldmayer. Auch auf Balkonen könne man Wildnist zulassen, indem man in den Blumenkästen beispielsweise auf exotische Pflanzen verzichte oder auf ungefüllte Blüten setze. Denn obwohl gefüllte Blüten zwar voller aussehen, halten sie weniger Pollen für Insekten bereit. Auch Insektenhotels seien eine Möglichkeit, um für Vielfalt im eigenen Garten zu sorgen, so Feldmayer.
 
18. Januar 2021, 12.55 Uhr
loe
 
 
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