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Peter Gabriel – „Big Time“ auf der Zitadelle

Hätte Ludwig Jantzer, der Programmplaner des Frankfurter Hof und des Zeltfestivals in Mainz im Urlaub das Telefon nicht abgenommen, es hätte dieses Konzert womöglich nie gegeben. Denn das Angebot kam eher unverhofft und Jantzer war schon jahrelang an Peter Gabriel dran gewesen. Jetzt, zum 10. Jubiläum des Zeltfestivals hat es geklappt – als grandioser Appetizer für die Konzertreihe im Mainzer Volkspark, vor ausverkauftem „Haus“ und 5.000 Fans auf dem schönen Gelände der Mainzer Zitadelle.


Kaiserwetter wäre angesagt gewesen für einen solchen Event der Extraklasse. Immerhin gab es blaue Flecken am wolkigen Himmel über Rheinland-Pfalz. Aber es blieb trocken – bis kurz 22 Uhr, als das Konzert ohnehin zu Ende sein musste und einige dicke Tropfen aufs Gelände fielen. Peter Gabriel kam gegen Acht auf die Bühne. Mit dabei sein Mitstreiter seit der ersten Platte, Bassist und Stick-Spieler Tony Levin (irgendwie alterslos und cool), Gitarrist David Rhodes, Peters Tochter Melanie und weitere handverlesene Solisten. Natürlich lies er es sich nehmen, auch diesmal die meisten Ansagen auf Deutsch zu machen. „Das sind quasi alles Beziehungsgeschichten“, kommentierte er seine Songs vorab. „Schon die Geschichte von Adam und Eva, Mann und Frau, die ja mal eins waren, hat mich fasziniert.“ Los ging der Parforceritt durch das große Repertoire seiner Solokarriere seit 1977. Und anders als bei seinen letzten Hallentourneen ging er für seine Open Airs ganz weit zurück in die Vergangenheit.


„Wir spielen heute Songs, die wir lange nicht auf die Bühne gebracht haben“, erklärte er seinem staunenden wie beglückten Publikum und startete sein Set mit „The Rhythm Of The Heat“, „On The Air“, „Intruder“ und „D.I.Y.“, allesamt von den ersten vier Alben, denen er dann noch – gut durchmischt mit „Blood Of Eden“, „Steam“ und „Big Time“ – „Humdrum“, „No Self Control“, „I Don’t Remember“, „Family Snapshot“ (in der deutschen Version), „Lay Your Hands On Me“ und „Mother Of Violence“, gesungen von Melanie Gabriel, folgen ließ.


Unglaublich, welche Entwicklung Gabriel genommen hat – vom anfangs nach Genesis vielleicht noch etwas zu artifiziell agierenden Sänger und Keyboarder, der aber auch immer auf der Suche nach neuen Klängen war, zu „Ethno“-inspirierten Rhythmen und einer unglaublichen Erdigkeit in seinen Grooves. Wenn es auch diesmal keine Rundbühne gab, keinen Gabriel, der mit den Füßen von der Stahlkonstruktion der Bühne herunterhängend seine Botschaften sang, so war auch diese Produktion mit einer Riesenbühne und unglaublich schön designten Glühbirnen- bis Neonlicht Teil eines Gesamtkunstwerkes, in dem Gabriel gewohnt souverän agiertes und deutlich machte, warum eine für 2008 angedachte Reunion der alten Genesis-Besetzung eigentlich sinnlos erscheint. Denn Collins Co. , die am 5.7. in die Commerzbankarena kommen, stehen für Mainstream und Kitsch und P.G. nach wie vor für Innovation, Integrität, Persönlichkeit. Wie sollten neue Songs von allen gemeinsam klingen, da sie doch Lichtjahre von einander entfernt sind. Und das eigene Material von „Selling England...“ oder „The Lamb Lies Down On Broadway“ zu covern, macht auch nicht wirklich Sinn, außer Asche zu machen. Dafür gibt es Acts wie The Musical Box, die mit dem Segen der Urheber das alte Material perfekter auf die Bühne bringen, als das Genesis damals überhaupt konnten.


Die drei Zugaben machten die Fans auf der Zitadelle dann noch einmal besonders glücklich. Nach einer furiosen Version von „Digging In the Dirt“ gab Gabriels erster Solohit „Solsbury Hill“, als zweite Zugabe, na klar, „Sledgehammer“ und dann noch nach dem nächsten „Vorhang“ die wunderschöne Ballade „In Your Eyes“ – ohne Duettpartner Youssou N’Dour. Und was für ein großer Gabriel ist, zeigt, dass auch trotz knapp 20-Stücke-Repertoire noch einige Klassiker in der Rückhand gehabt hätte. „Biko“ zum Beispiel. Oder „Here Come The Flood“. „Don’t Give Up“ nicht zu vergessen. Und „Games Without Frontiers“.


Habe ich Ihnen eigentlich schon gesagt, dass wir mit dem Wind Glück hatten. Der wehte wie am Vortag, denn sonst hätte Mainz wie gestern Hanau in der Einflugschneise gelegen. Die paar nach Westen startenden Düsenjets von Rhein-Main spielten keine Rolle, waren hoch genug, um von Gabriels Bands locker übertönt zu werden.


TEXT/FOTO: DETLEF KINSLER

 
18. Juni 2007, 10.30 Uhr
red
 
 
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